Große Spiele werden von großen Spielern entschieden, so heißt es. Das Viertelfinale der UEFA Champions League offenbarte zwei weitere beachtliche Faktoren, die für den Erfolg sprechen und der These indirekt Recht geben: die Kadertiefe und das Funktionieren des gesamten Kollektivs.
Die Runde der Top-Acht spiegelte die Abhängigkeit der Vereine von ihren Stars deutlich wieder. Borussia Dortmund konnte das Fehlen von Robert Lewandowski in Madrid nicht kompensieren und schied auch deshalb aus, weil ein 2:0 im Rückspiel nicht reichte. Chancen gab es in beiden Begegnungen, daran lag es nicht. Bei Paris St. Germain war die Situation ähnlich. Ohne Zlatan Ibrahimovic wurde jegliche Identität auf dem Platz vermisst, in der Offensive wirkten die Franzosen ratlos und mit wenig Einfallsreichtum - auch das führte zum Ausscheiden, weil an der Stamfordbridge kein Treffer gelingen sollte. Manchester United, die sich im Viertelfinale stärker präsentierten, als das im Vorfeld (aufgrund der Leistungen in der Premier League nicht zu Unrecht) vermutet wurde, schied trotz kompakter Defensivleistung aus. Das Fehlen von Robin van Persie zeigte in der Offensive deutlich seine Wirkung, da das Spiel nach vorne nur aus Zufallsprodukten bestand. Die beiden Tore von Vidic und Evra - nach einer Ecke und ein Sonntagsschuss - bestätigen diese Beobachtung. Nach der Münchner Führung hatten die Red Devils im Angriff keine Überraschungen mehr zu bieten, was letztendlich nicht annähernd genug war. Der FC Barcelona musste zwar auf dem Papier nicht direkt auf eine Personalie verzichten, doch Lionel Messi war im Rückspiel nicht mehr als ein Schatten seiner selbst. Er konnte zu keiner Zeit ins Spiel eingreifen, konnte keine entscheidenden Akzente setzen und konnte nicht einmal mit Standards für Gefahr sorgen - ein freihstehnder Kopfball, den er am Tor vorbei schob, war auch schon alles vom viermaligen Weltfußballer. Zu wenig für den Argentinier und demnach auch zu wenig für die Katalanen.
Wenn eine Mannschaft derart auf die Leistungen eines einzelnen Spielers angewiesen ist und dieser den Ansprüchen über 90 Minuten nicht genügt, ist ein Weiterkommen schier unmöglich. Real Madrid hatte dahingehend noch Glück, denn auch bei den Königlichen wurde der Stellenwert von Cristiano Ronaldo schnell klar: keine Kreativität in der Vorwärtsbewegung und nur selten Gefahr bei Kontern, die Niederlage im Signal Iduna Park war eine Schmach auf europäischer Bühne. Es reichte ungeachtet dessen, zum einen, weil Dortmund es versäumte das dritte Tor nachzulegen und zum anderen, weil der BVB im Estadio Santiago Bernabeu keinen Auswärtstreffer erzielen konnte. Das Fehlen des Leistungsträgers war eben auf Seiten der Deutschen schwerwiegender als beim Starensemble aus Madrid.
Dass ein Team auch trotz der Abwesenheit ihrer Leitfigur eine ansprechende Leistung auf dem Platz darbieten kann, zeigten Atletico Madrid (eher überraschend), die auf Top-Torjäger Diego Costa verzichten mussten und der FC Bayern München, die auch ohne Bastian Schweinsteiger und Javi Martinez ein hochkarätig besetztes Mittelfeld in der Startelf aufboten. Beim FC Chelsea fehlte indes "nur" Ramires, dessen Ausfall ebenfalls keinen Bruch im Spiel der Blues bedeutete. Dass ein Ramires, bei allem Respekt, nicht das Format eines Ronaldos, Ibrahimovic', Messis, Lewandowskis, Costas oder Schweinsteigers besitzt, dürfte dahingehend klar sein.
In einem Halbfinale können viele Elemente von großer Bedeutung sein - ob Tagesform und Schiedsrichterentscheidungen oder eben Verletzungen und Sperren. Als zusammenfassende Erkenntnis lässt sich hinsichtlich der letzten 180 Minuten bis Lissabon dennoch deuten, dass sowohl die Kadertiefe als auch das Funktionieren des gesamten Kollektivs eine mehr als entscheidende Rolle spielen werden.
du hast schon recht, das fehlen des stars "sollte" normal kein grund sein...
Bin extrem gespannt auf die HFs!