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Von: trabajador
10.11.2014 | 5006 Aufrufe | 5 Kommentare | 3 Bewertungen Ø 5.7
Königsblaue Krise und die Folgen
Dreams are my reality
Watzlawick und Co. lassen grüßen!

Die eine Wahrheit, die eine Realität, das reine Objektive - all das gibt es nicht. Jeder Mensch bastelt sich seine eigene kleine Welt, seinen - frei nach Jochen Malmsheimer - bierfurzsauren Orkus der Gemütlichkeit. So gibt es in Deutschland zig Millionen Bundestrainer, die allesamt natürlich viel besser als Joachim Löw wissen, welcher Spieler für welchen Mannschaftsteil nominiert und eingesetzt gehört - und natürlich wissen auch alle Schalker längst, woran es ihrem Verein fehlt, wo die Schwachstellen sind und die Probleme liegen.

Lästig wird es, wenn man dann etwas hinter die Kulissen blickt und feststellen muss, dass die vermeintliche Wahrheit eben gar nicht so wahr ist, wie man vielleicht meint. Stefan Willeke sprach in der ZEIT vom 18. Oktober 2014 (in seinem großartiken Artikel, für den ich hier einfach noch einmal Werbung machen muss, weil er so wunderbar ist -> http://www.zeit.de/2014/43/fc-schalke-trainer-roberto-di-matteo) zu Recht vom königsblauen "Erregungskartell", das noch einmal mehr Zulauf bekommen hat, seit es auf Schalke sportlich auch nach dem Trainerwechsel schlecht zu laufen scheint. Nach der womöglich berechtigten Beurlaubung von Ex-Chef-Tränensack Jens Keller und der Installation von Lord Voldemort als Nachfolger ist die große Euphorie so schnell verflogen, wie sie gekommen ist.

Quo vadis, Schalke?

Den Gelsenkirchenern scheint es derzeit an allem zu fehlen, was eine erfolgreiche Bundesligamannschaft ausmacht. Defensive Kompromisslosigkeit, Kreativität in der Angriffsabteilung, individuelle Formstärke, mannschaftliche Geschlossenheit, charakter- und willensstarke Mimik und Gestik, souveräne Vereinsfunktionäre. Horst Heldt etwa ließ sich nach dem blutleeren Auftritt seiner Kicker im Europapokal beim international bestenfalls zweitklassigen Vertreter Sporting Lissabon zu einer Schimpfkanonade gegen die Journaille hinreißen, die die Verletzungsmisere der Schalker angeblich nicht hinreichend würdigte. Geschenkt - mit Sead Kolasinac, Julian Draxler, Jefferson Farfán und Leon Goretzka fehlen immerhin vier Spieler, die die Rückrunde der letzten Saison (jaja, die beste Rückrunde in der Vereinsgeschichte, haben wir jetzt zur Genüge gehört) mitgestaltet haben. Aber sich deswegen zum Jammer- und Genöleclub aufschwingen? Muss doch nicht sein.

Wie sagte Oliver Kahn einst? "Eier, wir brauchen Eier." Dem ist eigentlich nur wenig hinzuzufügen, denn allein mit "Durchwurschteln", wie es Horst Heldt formuliert hat, wird der S04 bis zur Winterpause in den verbleibenden acht Partien wohl nur wenig ausrichten können. Seit der Demission von Ralf Rangnick fehlt den Knappen ein öffentlich präsentables Konzept zur fußballerischen Gestaltung. Stevens und Keller sind in ihren Amtszeiten den Beweis schuldig geblieben, dass sie eine Idee haben, nach der sie Fußball spielen lassen wollen. Di Matteo muss man wohl zu Gute halten, dass er erst seit ein paar Wochen im Amt ist, doch auch er hat - zumindest bislang - keine Revolution der Spielkultur vom Zaun gebrochen, die man sich am Berger Feld doch so sehr wünscht.

In dieser Saison fällt das Fazit bisher sehr mau aus. Schalke hat nicht nur fußballerisch herzlich wenige Leckerbissen angeliefert, sondern läuft mittlerweile auch noch Gefahr, die eigenen Saisonziele in desolater Art und Weise zu verzocken. Gegen Chelsea und Maribor müssen mindestens vier Punkte aus zwei Partien eingefahren werden, um das Weiterkommen in der Champions League zu garantieren, und in der Liga wartet mit dem VfL Wolfsburg am kommenden Bundesligaspieltag ein formstarker Kandidat auf die europäischen Fleischtöpfe darauf, die Punkte aus der VELTINS-Arena zu entführen.

Königsblaue Heldtentaten

Horst Heldt rückt ob der sportlichen Misere und des fehlenden Aufschwungs ganz naturgemäß noch mehr in den Lichtkegel. Sein Statement, dass sich Schalke nicht um Xherdan Shaqiri bemühe, weil man "auf den Außenbahnen gut besetzt" sei, wirkt angesichts des dreimonatigen Ausfalls von Julian Draxler, des Knorpelschadens bei Jefferson Farfán und der permanenten Formsinuskurve von Chinedu Obasi etwas seltsam. Von Christian Clemens möchte man gar nicht erst anfangen, um den Jungen nicht noch mehr zu deprimieren, als es ohnehin schon den Anschein hat, denn von ihm bleibt nicht ein einziges gutes Spiel in königsblau in Erinnerung. Einzig Eric-Maxim Choupo-Moting, den Heldt im Sommer ablösefrei aus Mainz an den Schalker Markt lotste, hat bislang gute Form nachgewiesen.

Und auch in der Mittelfeldzentrale herrscht Alarmstimmung. Meyer, Boateng, Höger, Neustädter, Barnetta, Aogo - die Liste der Versager auf Doppelsechs und Zehn lässt sich beliebig erweitern. Zuletzt wirkten die vermeintlich kreativen Köpfe gegen eine aufopferungsvoll kämpfende und auch spielerisch ansprechend agierende Freiburger Truppe regelrecht hilflos. Kein Aufbäumen, ja noch nicht einmal Ansätze eines guten Kreativspiels nach vorne. Andererseits aber auch kein offensives Gegenpressing, das zumindest dann, wenn ich nach vorne selbst nichts hinbekomme, für einen Punktgewinn die Grundvoraussetzung wäre. Schalke im Herbst 2014 - das ist offensive Blutarmut, defensive Trotteligkeit und begleitendes, ungläubiges Kopfschütteln von Trainerbank und Tribüne.

Wirft man einen Blick in die Foren, wird schnell klar, dass Schalker - nicht anders als andere Fußballfans - sich nach einem Schuldigen umgucken. Zu Beginn der Saison war es (mal wieder) Jens Keller. Roberto di Matteo ist noch nicht lange genug im Amt, also sucht man sich jemand anders, und dieser Jemand ist als nächstes der Manager. Horst Heldt ist sozusagen die nächste "Sau", die man durchs Dorf treibt, immer auf der Suche nach einem, den man für die Misere verantwortlich machen kann. Und eins ist klar: Horst Heldt IST verantwortlich für die sportliche Situation, denn als "Vorstand Sport & Kommunikation" verantwortet er genau diesen Bereich. Er ist derjenige, der gemeinsam mit dem jeweiligen Trainer die Personalplanung betreibt und die Spieler verpflichtet.

So einfach GEht's!

Vor allem aber ist Horst Heldt derjenige, der Schalke jetzt durch geschicktes Handeln aus dem Schlamassel befreien kann, indem er Perspektiven aufzeigt, die über das bereits beschriebene "Durchwurschteln" hinausgehen. Schalke braucht jetzt keine Einzelgespräche mit den größtenteils überbezahlten Profis oder Kabinenbesuche von Fleischbaron Tönnies. Schalke braucht auch keine Behutsamkeiten oder Nationalmannschaftsehrungen. Schalke braucht jetzt das, womit man sich seit Monaten und Jahren schmückt - Maloche. Das Attribut "Kumpel- und Malocherclub", erfunden von den Ultras und versilbert von Marketingvorstand Jobst, bekommt man nicht geschenkt, sondern das muss man sich verdienen. Immer wieder aufs Neue und ganz besonders jetzt, wo es so richtig mies läuft.

Die so genannten Führungsspieler (Boateng, Höwedes, Huntelaar) müssen durch Leistung vorangehen. Ehrlichen Worten müssen ehrliche Taten folgen. Wer den Ernst der Lage immer noch nicht erkannt hat und weiterhin bei Facebook, Twitter oder Instagram seine Bildchen ins Netz ballert, benötigt vielleicht mal eine Denkpause auf der Tribüne. Wer meint, seine eigenen Pfründe den mannschaftlichen Errungenschaften vorziehen zu können, dem gehört dieser Zahn mannschaftsintern gezogen. Und wer meint, die Wohlfühloase auf Schalke ausnutzen zu können, dem gehören eben jene Privilegien entzogen. Denn der Mythos vom Schalker Markt, aus zigtausend Kehlen immer wieder gern gesungen, ist ein zerbrechliches Etwas, das es nicht vergisst, wenn man es mit Füßen tritt. Möglicherweise sind die Zeiten dann vorbei, in denen die Ultras sich selbst und die Kurve feiern, statt den Spielern ein "Wir sind Schalker und ihr nicht!" entgegenzubrüllen.

Noch ist die Chance jedenfalls nicht vertan, mit Engagement und Herzblut in den verbleibenden Spielen eine Trendwende einzuleiten. Gelingt es Di Matteo und Heldt aber nicht, die Spieler dazu anzuhalten, dann sind nicht nur die Saisonziele der Schalker in Gefahr, sondern auch der eine oder andere Arbeitsplatz.

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KOMMENTARE
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neo123
11.11.2014 | 22:55 Uhr
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neo123 : 
11.11.2014 | 22:55 Uhr
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neo123 : 
{Meyer, Boateng, Höger, Neustädter, Barnetta, Aogo - die Liste der Versager auf Doppelsechs und Zehn lässt sich beliebig erweitern. Clemens ... nicht ein einziges gutes Spiel}

Steckt alle in einen Sack und prügelt ordentlich drauf los!!
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neo123
11.11.2014 | 23:03 Uhr
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neo123 : 
11.11.2014 | 23:03 Uhr
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neo123 : 
Nach der womöglich berechtigten Beurlaubung von Ex-Chef-Tränensack Jens Keller ist halt doch nicht auf einmal alles super und wir erleben nach nem Monat Di Matteo immer noch keine Revolution der Spielkultur.

Ist halt immer noch so scheiße wie vorher. Dann wird halt die nächste Sau durchs Dorf getrieben:
Horst Heldt IST verantwortlich für die sportliche Situation.
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neo123
11.11.2014 | 23:09 Uhr
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neo123 : 
11.11.2014 | 23:09 Uhr
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neo123 : 
Das größte Problem unserer Mannschaft ist einfach, dass sie NULL mit Druck klar kommt. War ja nicht alles scheiße in Freiburg, aber dann kam - mal wieder - das Gegentor, und dann sind wir - mal wieder - zusammen gebrochen.

Wenn die Spieler Angst haben Fehler zu machen.... weiß ich nicht, ob ... den Spielern ein "Wir sind Schalker und ihr nicht!" entgegenzubrüllen... die richtige Lösung ist.

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KnappeGE
12.11.2014 | 08:38 Uhr
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KnappeGE : 
12.11.2014 | 08:38 Uhr
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KnappeGE : 
Teils gut zusammengefasst. In meinen Augen sind es die vielen Kleinigkeiten gepaart mit einem ganz großen Problem. Und zwar der Kopf. Jeder der mal selbst Fußball gespielt hat weiß wie wichtig die psyche ist, da kann einem kein Psychologe helfen, da muss man sich raus kämpfen. Raus kämpfen tun sich aber meist nur die Spieler deren Charakter dazu passt und da hab ich bei manchem meine Zweifel.

es werden auch wieder bessere Tage kommen, da bin ich mir sicher... bis dahin kann man die Mannschaft als Fan nur versuchen irgendwie zu unterstützen, wie es auch nach dem Spiel gegen Freiburg der Fall war. Es hilft glaube ich jedem Menschen mehr zu wissen "hey, da unterstützen uns Leute in einer schwierigen Phase", als das man "wir sind Schalker und ihr nicht trällert" und sie mit Bierbechern beschmeißt (selbst unsere überbezahlten Profis sind Menschen)
Die Peitsche müsste allerdings in meinen Augen di Matteo raus holen bei manchem

Glück Auf
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fubafan
12.11.2014 | 19:28 Uhr
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fubafan : Heldts katastrophale Bilanz
12.11.2014 | 19:28 Uhr
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fubafan : Heldts katastrophale Bilanz
Man darf bei der Beurteilung von Horst Heldt eins nicht vergessen: Mit Ausnahme des FC Bayern stellt kein anderer Bundesligist seinem sportlichen Leiter auch nur annähernd einen vergleichbar hohen Spieleretat (konstant bei rund 80 Mio. EUR) zur Verfügung, keiner sonst in der Bundesliga hat also so viel Geld für den Kader zur Verfügung wie Heldt schon seit Jahren: Gemessen daran müsste Schalke längst alleiniger Bayernjäger sein!

Die Liste von Heldts teuren Transferflops ist fast endlos: Obasi, Sam, Santana, Barnetta, Szalai, Fuchs, Bastos, Affeley, Pukki, Marica, Hildebrand u.a..
Und auch die anderen Profis, die Heldt geholt hat, sind fast alle überteuert verpflichtet worden hinsichtlich Ablöse und/oder Gehalt (Ausnahmen: Fährmann, Wetklo und Höger).

Neben einer katastrophalen Außendarstellung hat Heldt außerdem ein völlig konzeptloses hire and fire mit sämtlichen Trainern praktiziert, die er den Medien immer dann sofort zum Fraß vorgeworfen hat, wenn es ihm darum ging sich selbst aus der Schusslinie zu bringen.
Jahrhunderttrainer Stevens hat vor kurzem im Interview auf bundesliga.de den Unterschied zwischen Assauer und Heldt auf den Punkt gebracht: "Assauer hat mir Rücken gestärkt und mich immer geschützt vor den Medien."

Was Heldt sonst noch eingeführt hat: Geheimtrainings, damit die Profis in ihrer Käseglocke nur keinen Spuch von außen zu hören bekommen. Entsprechend mimosenhaft spielen und verhalten sich die so verhätschelten Profis gerade bei Auswärtsspielen, wenn das ganze Stadion gegen sie Stimmung macht.

Dann gibt es seit Heldt das Sagen hat für die Schalker Profis auch noch mehr Urlaub als anderswo. So sind z.B. die beiden WM-Stars Höwedes und Draxler mehrere Tage später in die Saisonvorbereitung eingestiegen als z.B. die WM-Teilnehmer der Klubs aus München, Dortmund.

Außerdem schafft Heldt mit irrationalen Ausstiegsklauseln schon von vornherein Voraussetzungen dafür, dass die tollen Talenteaus der Knappemschmiede quasi verrückt werden und abheben.
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