23.02.2012 um 17:02 Uhr
Die traurige Rekordsaison Teil 1
Eine Saison für die Geschichtsbücher
Die Chronik eines vielleicht zu spontanen Berliner Bundesligisten
Seid gegrüßt, liebe Spox-Gemeinde.
Der Berliner Fußball ist speziell. Nicht nur aufgrund des historischen Hintergrundes der Stadt oder der multikulturellen Bevölkerungsstruktur sondern auch durch die mediale Aufmerksamkeit, windige Vereinspräsidenten und große Persönlichkeiten der Vergangenheit. Eines ist klar: Hertha und Union sind bei weitem nicht alles. Aber was ist mit den zahllosen Vereinen dahinter? Vereine, die ihre Glanzzeiten in anderen Dekaden erlebten. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, die interessantesten von ihnen nach und nach vorzustellen.
Teil 2: SC Tasmania 1900 Berlin.
Einleitung
Tasmania 1900, sind das nicht diese armen Schweine, die nach 45 Jahren noch immer bei jeder Pleitenserie eines aktuellen Bundesligisten von Fans und Medien zum statistischen Vergleich herangezogen werden?
Leider ist das nicht so ganz falsch: Die Saison 1965/66 klebt an dem Südberliner Traditionsverein wie Taubenkacke. Kein einziger Auswärtssieg, die meisten Niederlagen, die wenigsten Tore, die meisten Gegentore, die längste Pleitenserie. Man möchte meinen, die Tasmanen halten jeden Negativrekord der Bundesligageschichte – schlimmer kann es einfach nicht mehr werden.
Aber was steckt sonst noch hinter dem Verein mit dem eigenartigen Namen?
Die Anfänge
Geplagt vom Fernweh, entschlossen am 2. Juni 1900 fünf junge Männer in einer Rixdorfer Kneipe, einen neuen Verein ins Leben zu rufen. Der Name „Tasmania" entstand dadurch, dass die Männer Zeugen einer Unterhaltung von Seemännern wurden, die sich am Nachbartisch über die Insel vor dem südaustralischen Festland unterhielten. Anstatt dorthin auszuwandern, gründeten sie lieber in einem Kaninchenstall in der Bergstraße (heute Karl-Marx-Straße) den Rixdorfer TuFC Tasmania 1900. Auf dem ersten Wappen prangte standesgemäß das tasmanische Sinnbild schlechthin: Der tasmanische Teufel – auch bekannt aus den Looney Tunes.
1907 gab es die erste kleinere Namensänderung in Rixdorfer FC Tasmania 1900, bis man sich im Zuge der Umbenennung der Stadt Rixdorf in Neukölln auf den Namen Neuköllner SC Tasmania einigen konnte, der bis 1945 auch Bestand haben sollte.
Zunächst schlossen sich die Tasmanen dem Märkischen Fußball-Bund an, da Rixdorf bzw. Neukölln erst im Zuge der Erweiterung zu Groß-Berlin 1920 ein offizieller Stadtbezirk wurde. 1908 erreichte man dort die höchste Spielklasse und war sofort mit drei Titeln zwischen 1909 und 1911 die dominierende Mannschaft. Durch die Titel in der Verbandsmeisterschaft war Tasmania auch jeweils zur Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft berechtigt, bei der sie 1910 das Halbfinale (0:6 gegen den FV Holstein Kiel) und 1909 sowie 1911 das Viertelfinale erreichen konnten. Nachdem der Märkische Fußball-Bund mit den Berliner Verbänden BBB und VBAV zum Verband Brandenburgischer Ballspielvereine (VBB) zusammengelegt wurde, verlor Tasmania seine Dominanz und stieg 1913 wieder aus der höchsten Spielklasse ab.
In den folgenden Jahren pendelte man bis zur Einführung der Gauliga Berlin-Brandenburg zwischen erster und zweiter Klasse hin und her. Insgesamt sechs Spielzeiten (1921/1922, 1925 bis 1929 und 1930/1931) waren davon erstklassig. Für die Gauliga waren die Neuköllner lange Zeit schlichtweg zu schwach und schafften den Aufstieg erst 1940, als der Spielbetrieb durch den eingesetzten Weltkrieg bereits stark beeinträchtigt wurde. Im selben Jahr schloss sich der SC Attila Berlin den Tasmanen an, die sich bis Kriegsende mit Ausnahme der Saison 1941/42 dann doch in der Gauliga halten konnten.
weiter zu Teil 2 hier
Die Chronik eines vielleicht zu spontanen Berliner Bundesligisten
Seid gegrüßt, liebe Spox-Gemeinde.
Der Berliner Fußball ist speziell. Nicht nur aufgrund des historischen Hintergrundes der Stadt oder der multikulturellen Bevölkerungsstruktur sondern auch durch die mediale Aufmerksamkeit, windige Vereinspräsidenten und große Persönlichkeiten der Vergangenheit. Eines ist klar: Hertha und Union sind bei weitem nicht alles. Aber was ist mit den zahllosen Vereinen dahinter? Vereine, die ihre Glanzzeiten in anderen Dekaden erlebten. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, die interessantesten von ihnen nach und nach vorzustellen.
Teil 2: SC Tasmania 1900 Berlin.
Einleitung
Tasmania 1900, sind das nicht diese armen Schweine, die nach 45 Jahren noch immer bei jeder Pleitenserie eines aktuellen Bundesligisten von Fans und Medien zum statistischen Vergleich herangezogen werden?
Leider ist das nicht so ganz falsch: Die Saison 1965/66 klebt an dem Südberliner Traditionsverein wie Taubenkacke. Kein einziger Auswärtssieg, die meisten Niederlagen, die wenigsten Tore, die meisten Gegentore, die längste Pleitenserie. Man möchte meinen, die Tasmanen halten jeden Negativrekord der Bundesligageschichte – schlimmer kann es einfach nicht mehr werden.
Aber was steckt sonst noch hinter dem Verein mit dem eigenartigen Namen?
Die Anfänge
Geplagt vom Fernweh, entschlossen am 2. Juni 1900 fünf junge Männer in einer Rixdorfer Kneipe, einen neuen Verein ins Leben zu rufen. Der Name „Tasmania" entstand dadurch, dass die Männer Zeugen einer Unterhaltung von Seemännern wurden, die sich am Nachbartisch über die Insel vor dem südaustralischen Festland unterhielten. Anstatt dorthin auszuwandern, gründeten sie lieber in einem Kaninchenstall in der Bergstraße (heute Karl-Marx-Straße) den Rixdorfer TuFC Tasmania 1900. Auf dem ersten Wappen prangte standesgemäß das tasmanische Sinnbild schlechthin: Der tasmanische Teufel – auch bekannt aus den Looney Tunes.
1907 gab es die erste kleinere Namensänderung in Rixdorfer FC Tasmania 1900, bis man sich im Zuge der Umbenennung der Stadt Rixdorf in Neukölln auf den Namen Neuköllner SC Tasmania einigen konnte, der bis 1945 auch Bestand haben sollte.
Zunächst schlossen sich die Tasmanen dem Märkischen Fußball-Bund an, da Rixdorf bzw. Neukölln erst im Zuge der Erweiterung zu Groß-Berlin 1920 ein offizieller Stadtbezirk wurde. 1908 erreichte man dort die höchste Spielklasse und war sofort mit drei Titeln zwischen 1909 und 1911 die dominierende Mannschaft. Durch die Titel in der Verbandsmeisterschaft war Tasmania auch jeweils zur Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft berechtigt, bei der sie 1910 das Halbfinale (0:6 gegen den FV Holstein Kiel) und 1909 sowie 1911 das Viertelfinale erreichen konnten. Nachdem der Märkische Fußball-Bund mit den Berliner Verbänden BBB und VBAV zum Verband Brandenburgischer Ballspielvereine (VBB) zusammengelegt wurde, verlor Tasmania seine Dominanz und stieg 1913 wieder aus der höchsten Spielklasse ab.
In den folgenden Jahren pendelte man bis zur Einführung der Gauliga Berlin-Brandenburg zwischen erster und zweiter Klasse hin und her. Insgesamt sechs Spielzeiten (1921/1922, 1925 bis 1929 und 1930/1931) waren davon erstklassig. Für die Gauliga waren die Neuköllner lange Zeit schlichtweg zu schwach und schafften den Aufstieg erst 1940, als der Spielbetrieb durch den eingesetzten Weltkrieg bereits stark beeinträchtigt wurde. Im selben Jahr schloss sich der SC Attila Berlin den Tasmanen an, die sich bis Kriegsende mit Ausnahme der Saison 1941/42 dann doch in der Gauliga halten konnten.
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Aufrufe: 4077 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 6 | Erstellt:23.02.2012
ø 8.3
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Erwähnt werden sollte aber noch, dass der Verein mittlerweile wieder Tasmania Berlin heißt, so wie er damals auch gegründet wurde.