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24.06.2016 | 4651 Aufrufe | 1 Kommentare | 0 Bewertungen Ø 0.0
Was der Brexit im Fußball verändern könnte
Die möglichen Folgen des Brexit
Der Premier League drohen nach der Entscheidung für den Brexit einige Einschränkungen. Ein Überblick.

Das Vereinigte Königreich hat abgestimmt. Eine knappe Mehrheit der Briten war dafür, die EU zu verlassen. Diese Entscheidung wird nicht nur Politik und Wirtschaft beeinflussen, sondern sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens in Großbritannien und damit auch den Sport und den Fußball.


Wichtig ist: Keine dieser möglichen Folgen werden sofort Eintreten. Es bleiben zwei Jahre, um die Bedingungen für den EU-Außtritt Großbritanniens zu verhandeln. In dieser Zeit wird sich Klarheit darüber ergeben, welche der Möglichkeiten tatsächlich eintreten.


Es gibt aber einige zentrale Punkte, die äußerst wichtig für die Zukunft des britischen Fußballs sind.

Welche Auswirkungen könnte der Brexit auf die Klubs der Premier League haben?

  • Die größte Auswirkung wird nach jetzigem Stand sein, dass für Spieler aus EU-Nationen strengere Regeln greifen werden. Bisher können Spieler aus EU-Ländern in England frei verpflichtet werden. Nicht-EU Ausländer brauchen dagegen eine Arbeitserlaubnis. Diese erhalten sie momentan, wenn sie eine bestimmte Anzahl an Länderspielen bestritten haben, oder in speziellen Ausnahmefällen, bei großem Talent oder Verletzungspech.
    Viele Funktionäre des englischen Fußballverbandes wünschen sich schon lange, die Quote an englischen Spielern zu erhöhen.
    Es ist stark davon auszugehen, dass Spieler, die bereits in der Premier League spielen, nicht plötzlich ausgewiesen werden. Sollten diese strengen Regeln jedoch nicht gelockert werden, werden sich die Premier League Teams jedoch in Zukunft noch intensiver um die qualitativ stärksten Spieler Europas bemühen müssen und sich dabei untereinander einen noch härteren Konkurrenzkampf liefern.
    In diesem Fall wäre es allerdings auch wesentlich schwieriger, unbekannte Talente zu verpflichten, die nicht die notwendige Anzahl an Länderspielen haben. Über 100 aktuelle Premier League Spieler hätten nach diesen Regeln keine Arbeitserlaubnis bekommen, auch in der Vergangenheit wären prominente Namen wie Christiano Ronaldo, Thierry Henry oder Dimitri Payet.
    Wahrscheinlich ist es aber, dass Regelungen geschaffen werden, die die Folgen für den Fußball in England abfedern.

  • Interessant ist, dass hier für südamerikanische Spieler ein Hintertürchen wegfallen würde. Bisher besteht für sie die Möglichkeit, über eine zweite Staatsbürgerschaft in den Ländern ihrer europäischen Vorfahren als EU-Ausländer zu gelten und dadurch der Regel mit der Mindestanzahl an Länderspielen zu entkommen. So war es zum Beispiel bei Philippe Coutinho der Fall.

  • Eine weitere potentielle Auswirkung ergibt sich aus dem FIFA Artikel 19. Nach diesem Artikel dürfen internationale Transfers erst ab dem Alter von 18 Jahren vollzogen werden. Für Spieler aus der EU und dem EEA (Europäischen Wirtschaftsraum) gilt eine niedrigere Grenze von 16 Jahren.
    Englische Teams müssten mit dem Kauf europäischer Talente also zwei Jahre länger warten, was kontinentalen Vereinen einen Vorsprung geben würde. Es ist allerdings gut möglich, dass England trotz EU-Austrtitt Teil des Europäischen Wirtschaftsraums sein könnte, wenn sich die Politik einigt. Das ist bereits bei Ländern wie Norwegen, Liechtenstein und Island der Fall. In diesem Fall würde sich das minimale Alter für Transfers von EU-Spielern nicht ändern.

  • Für die englischen Teams wäre das auch im Hinblick auf die Homegrown-Player Regelung wichtig. Jeder Verein muss 12 Homegrown-Players in Kader der ersten Mannschaft haben. Als Homegrown Player gilt, wer vor seinem 21. Geburtstag bereits drei Jahre bei einem Klub im englischen Fußballverband registriert war. Im Zusammenhang mit FIFA Artikel 19 würden so zwei Jahre weniger Zeit bleiben, dies zu erreichen. Die englischen Teams würden also zwangläufig etwas mehr auf tatsächlich britische Homegrown Players setzen müssen, wovon zumindest die englische Nationalmannschaft profitieren könnte.

Was könnte sich für den Fußball im Rest Europas verändern?

  • Auch britische Fußballer würden als Nicht-EU-Ausländer behandelt werden müssen. In Ligen, in denen es eine Begrenzung für Nicht-EU-Ausländer gibt, würden sie also in diese Kategorie fallen. Das prominenteste Beispiel wären Real Madrid und Gareth Bale. Die spanische Liga erlaubt maximal 3 Nicht-EU-Ausländer. Da britische Profis aber vergleichsweise eher selten den Weg ins Ausland suchen, wären die Fälle aber überschaubar.

  • Das britische Pfund ist als direkte Reaktion auf die Abstimmung zum Austritt im Kurs gefallen. Sollte dieser Trend sich fortsetzen, werden Transfers für britische Teams teurer und ihr finanzieller Vorsprung würde zumindest etwas sinken, wenn auch nicht entscheidend. Zugleich könnte der oben genannte Artikel 19 die Konkurrenz für die absoluten Topspieler weiter erhöhen und die Preise in die Höhe treiben. Für die europäischen Teams würden sich dadurch Möglichkeiten auf dem Transfermarkt ergeben.
    Generell gilt aber, dass wirtschaftliche Prognosen immer ein unsicherer Blick in die Glaskugel sind und es hier nicht möglich ist, definitive Aussagen zu treffen.

Fazit: Man wird Lösungen finden müssen

Die große Frage für die Premier League ist es, welche Regeln in Zukunft für die Verpflichtungen von Spielern aus Europa gelten werden.
Sind diese Regeln streng, wird auf dem Transfermarkt ein noch härterer Konkurrenzkampf um die Topspieler entbrennen. Profitieren würden davon junge, britische Talente, für die in ihren Vereinen auch aufgrund der Homegrown Player Regel zwangsläufig mehr Platz wäre. Die europäischen Teams würden im vor allem Altersbereich von 16-18 und bei Nicht-Nationalspielern einen großen Vorteil erlangen.


Da allerdings bis zum endgültigen EU-Austritt noch etwas Zeit bleibt, kann und wird noch sehr viel passieren. Es werden auch im Sport viele Gesetze und Regelungen angepasst werden müssen. Dass die Engländer ihr liebstes Kind, den Fußball, nicht beschützen, ist unwahrscheinlich. Die britischen Vereine, Fußballverband und Politik werden sich bemühen, Regeln zu finden, die die Vorrangstellung der Premier League auch in Zukunft nicht gefährden. Sie werden wohl dafür sorgen, dass europäische Spieler auch ihn Zukunft ohne all zu große Einschränkungen in die Premier League wechseln können. Möglich wäre es zum Beispiel, statt der aktuellen Länderspielquote eine 6+5-Regel (sechs Einheimische + fünf Ausländer) oder ähnliches einzuführen.

Im Moment sind die Ereignisse noch zu jung, um vorhersagen zu können, was tatsächlich passieren wird. Es wird auf die Vielzahl von politischen Entscheidungen ankommen, die nun getroffen werden müssen. Angst muss man sich um den britischen Fußball aber keine machen.

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KOMMENTARE
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DunkingDonut
24.06.2016 | 15:41 Uhr
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24.06.2016 | 15:41 Uhr
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Interessanter Blog.
Wird sich mit der Zeit zeigen, ob und wie der Brexit sich auf die Premier League auswirken wird.
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