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22.03.2010 um 16:49 Uhr
Der wahre Geist Olympias
Paralympics - wer von euch hat davon etwas mitbekommen?

Ihr sagt euch jetzt vielleicht: Wie warn die schon? oder sogar Paralympics was ist den das, wen interessiert das denn?

Nun ja - mich!?! Aber auch ich hätte sie fast, im wahrsten Sinne des Wortes, verschlafen. Die öffentlich rechtllichen Sender zeigten kaum live-events und selbst die Zusammenfassungen wurden zu unmenschlichen Zeiten ausgestrahlt, zu denen kein normaler Mensch, der nicht am nächsten Tag frei hat, mehr wach ist.

A propos unmenschlich - die Leistungen der Athleten waren manchmal schon unglaublich ... Langläufer ohne Beine verhelfen ihrer Staffel zum Sieg oder Alpine Sportler rasen auf einem (!) Ski den Berg hinunter.
Auch Eishockey auf Schlitten kann man sich nur sehr schwer vorstellen, wenn man es nicht einmal gesehen hat. Die Kuvencracs der behinderten Menschen haben mich wirklich fasziniert. Sportler ohne Beine oder Querschnittsgelähmte Menschen, die wie beim Langlauf mit zwei Stöcken vorankommen, einer der beiden kurzen Stöcke zusätzlich umfunktioniert als Schläger, bewegen sich trotz ihren erheblichen Einschränkungen extrem schnell übers Eis und verfügen über eine Technik, von der so manch ein anderer nur zu Träumen wagt.

Nur um eine von vielen, vielen unvorstellebaren Sportarten und Variationen vorzustellen. Natürlich gibt es noch eine große Anzahl anderer Disziplinen, die zum Teil auch mehrfach ausgetragen wurden , um den untschiedlichen Behinderungen gerecht zu werden. So gab es zum Beispiel den Slalom für Menschen, die aufgrund ihrer Krankeheit einen High-Tech-Schlitten benötigen und einen für diejenigen Sportler, die auch auf den Ski stehen können.
Schon hier zeigt sich, dass dir Organisation eines solchen Wettkampfs den Organisatoren wesentlich mehr abverlangt, als die "normalen" Olympischen Spiele.

Umso erstaunlicher, aber doch irgentwie nicht überraschend, dass bei den körperlich eingeschränkten Menschen dem olympische Geist viel mehr Bedeutng zugerechnet wird. Jeder Athlet ist in erster Linie glücklich darüber,dabei zu sein und nur wenige Sportler sind enttäscht, wenn sie kein Edelmetall mit nach Hause nehmen können. Die erstaunlichen Leistungen jedes Sportlers werden ohne Ausnahme anerkannt und gewürdigt, egal welchen Platz er am Ende belegte oder mit wieviel Rückstand er das Ziel erreichte.

Dementsprechend gibt es auch kaum Dopingfälle oder Ähnliches. Der bisher einzige Sportler, der wegen der Einnahme verbotener Substanzen disqualifiziert wurde ist ein Rollstuhl-Curler, der versäumt hatte, das ihm verschriebene Medikament korrekt auf dem Formular, dass zu Beginn der Spiele jeder ausfüllen muss, anzugeben. Ein Kollege aus einer anderen Nation hatte dies beachtet und durfte an den Spielen teilnehmen.
Im Allgemeinen gibt es bei den Paralympic aber kaum böses Blut oder große Streiterein, wie wir sie aus dem normalen Breiten- und Leistungssport gewohnt sind.

Natürlich geht beim Behindertensport alles etwas langsamer. Die Abstände im Ziel sind größer und die Favoriten meistens kaum zu schlagen. Dennoch, oder gerade darin, gibt es den Anreiz sich die verschieden Disziplinen anzuschauen. Auch wenn man nicht so viel Hintergrundwissen hat und die meisten Namen zum ersten und vielleicht auch zum letzten Mal in seinem Leben hört, so ist diese Art von Sport eigentlich verständlicher für den Zuschauer. Unterschiede in Geschwindigkeit, Technik oder Material lassen sich oft mit bloßem Auge erkennen und sind einfach zu verstehen.

Schade ist nur, dass dieser sehr interessante Sport kaum beachtet wird. Während bei Olympia noch eine unglaubliche Journalistenschar das Geschehen verfolgte, beobachteten ledigllich sechs deutsche Reporter das Geschehen der Paralympics.
Somit drang auch nicht allzuviel der "besten Winter-Paralympics aller Zeiten" an die Öffentlichkeit. Dabei schreibt gerade dieser Sport seine ganz eigenen Geschichten. Jeder Athlet hat eine interessante, tragische und/oder traurige Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Bei einem Fußballspiel werden in langweiligen Phasen oft solche Geschichten ausgepackt und dem Zuschauer erzählt, bei der Leichtathletik-WM gibt es aufgrund solch ausergewöhnlicher Ereignisse ein Nachbeben, das wohl niemand so schnell mehr vergessen wird (Mann oder Frau?). Aber bei den Paralympics ...? Pustekuchen! Wer von euch weis, aus welchem Grund Martin Braxenthaler behindert ist?

Auch die Sportler wünschen sich mehr mediale Präsenz, aber auch hier gilt bei ihnen in erster Linie: Dabei sein ist alles. Viele nehmen ihre kleineren oder größeren Missgeschicke mit Humor und freuen sich einfach auch mal im Mittelpunkt der Sportwelt zu stehen - egal wie sehr sie beachtet werden. So sagt Mattias Westmann, Begleitläufer des schwedischen Langläufers Hakan Axelsson, dem bei einem Sturz seine Prothese abriss: "Ich habe hoch geschaut und nur noch gesehen, wie das Bein in den Wald flog." Hakan Axelson selbst kommentiert den Zwischenfall so: "Die Prothese lag mitsamt dem Schuh und Stiefel irgendwo im Schnee. Da habe ich alles zusammengesucht und entschieden, das Rennen zu beenden." Auch die dänische Langläuferin Marianne Maiboll bewieß SInn für Humor und erklärte ihre unkonventionelle Bremsmetode nach ihrem Sturz wie folgt: "Ich hatte die Wahl zwischen meinen Schultern und meinem Kinn. Also hab ich mit dem Kinn gebremst."

Dennoch will ihr hier kurz den Leistungsaspekt anklingen lassen. Obwohl alle Sportler, Begleitfahrer, Betreuer und Organisatoren auf ihre Arbeit die Note "extraklasse" verdient hätten, so haben eineige Athleten doch mehr "Extraklasse" als andere gezeigt und ihren Nationen somit viel freude bereitet.
Erfolgreichste Nation der diesjährigen Paralympics war Deutschland, dass somit den Rückstand in der ewigen Rangliste auf Norwegen erheblich verringern konnte.

Ewiger Medallienspiegel
Platzierungen Gold Silber Bronze
1 Norwegen 134 101 80
2 Deutschland 121 108 101
3 Österreich 102 108 104
4 USA 95 97 68
5 Finnland 76 47 59

Endergebnis 2010
1. Deutschland 13 5 6
2. Russland 12 16 10
3. Kanada 10 5 4
4. Slowakei 6 2 3
5. Ukraine 5 8 6
6. USA 4 5 4
7. Österreich 3 4 4
8. Japan 3 3 5
9. Weißrussland 2 0 7
10. Frankreich 1 4 1
11. Italien 1 3 3
12. Norwegen 1 3 2
13. Spanien 1 2 0
Schweiz 1 2 0
15. Neuseeland 1 0 0
16. Australien 0 1 3
17. Finnland 0 1 1
18. Südkorea 0 1 0
19. Schweden 0 0 2
20. Polen 0 0 1
Tschechien 0 0 1

Um 20.16 Uhr (OZ) erlosch gestern in Whistler das Paralympische Feuer.

Zum Abschluss lässt sich sagen, dass die Paralympics schöne, spannende, interessante Wettkämpfe waren. Kanada war ein hervorragender Gastgeber und die Wettkämpfe waren fair, sodass man den olympische Gedanke förmlich spüren konnte.
Ich wünsche mir für die nächsten Spiele nur mehr und humanere Sendezeiten und, dass DU auch mal mitschaust ;) !
Aufrufe: 1981 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 3 | Erstellt:22.03.2010
ø 10.0
KOMMENTARE
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giano21
22.03.2010 | 21:05 Uhr
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giano21 : 
22.03.2010 | 21:05 Uhr
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giano21 : 
Toll, dass selbst die Paralympics hier Blogthema sind. Allein schon für dein Interesse 10 Punkte, schöne Zusammenfassung, ich hab auch fast nichts mitgekriegt, obwohl ich mir gerne mal das ein oder andere angeschaut hätte.
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