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20.10.2011 um 14:49 Uhr
Der Büchsenwurf vom Bökelberg
Der Soziologe Helmut Böttiger sagte einmal: „Die Magie der Gladbacher rührt nicht vom Erfolg, vom Glanz der Siegertypen, sondern vom Scheitern. Die Gladbacher Ästhetik ist eine Ästhetik des Scheiterns."
Fragt man einen Fan der Borussia nach einem Beispiel für diese These, so wird man von 99% der Leute das gleiche Spiel genannt bekommen.
Ein Spiel, das als eines der Besten auf deutschem Boden gilt. Ein Spiel, indem sich eine deutsche Mannschaft in einen vorher nie dagewesenen Rausch spielte. Aber auch ein Spiel, das einen der größten Skandale der Fußballgeschichte beinhaltet. Dies ist die Geschichte des Büchsenwurfs vom Bökelberg:

Wir schreiben den 20. Oktober 1971, eine Zeit, in der der deutsche Fußball von zwei Mannschaften dominiert wurde. Zum Einen, die außerhalb ihres eigenen Fanlagers ungeliebten Bayern, zum Anderen die frischgebackene Fohlenelf aus Mönchengladbach, die mit schnellem, erfrischenden Offensivfußball ganz Deutschland verzauberte und sich nun vorgenommen hatte, dasselbe Spektakel in Europa zu verbreiten.
In der Bundesliga hatte man seinen Titel erfolgreich verteidigen können und auch international waren die Borussen bei ihrem ersten Auftritt im Landesmeistercup 1970 nur denkbar knapp in Runde 2 gegen den FC Everton ausgeschieden.
Nun also der zweite Anlauf, die erste deutsche Mannschaft auf dem europäischen Fußballthron zu werden. Wie der Zufall es wollte, führte das Los schon in der zweiten Runde die Meister aus Deutschland und Italien zusammen, es hieß also, Borussia Mönchengladbach: Inter Mailand.

Nach gutem Start der Borussen und der Führung durch Jupp Heynckes nach sieben Minuten, gelang dem italienischen Topstürmer Roberto Boninsegna in der 20. Minute der Ausgleich per direktem Freistoß. Es sollte der einzige Lichtblick aus Mailänder Sicht bleiben. Nur wenige Momente später stellte Ulrik Le Fevre den alten Abstand per Kopf wieder her, schon zu diesem Zeitpunkt war zu sehen, dass die Fohlenelf dieses Spiel dominierte und den Gegner nach Belieben im Griff hatte.
Doch die 28. Spielminute hat sich den Augenzeugen dieser Partie wahrscheinlich mehr ins Hirn gebrannt, als die überragende Leistung der Fohlen.
Boninsegna und und Luggi Müller, die sich bis dahin schon packende Zweikämpfe geliefert hatten, waren sich über einen Einwurf uneinig, es folgte ein kurzes Gerangel. Plötzlich flog aus den Zuschauerrängen eine halbgefüllte Limonadendose auf das Spielfeld und traf den Italiener am Kopf. Dieser sank sofort zu Boden und musste mit einer Trage vom Spielfeld getragen werden.
Schiedsrichter Dorpmans unterbrach die Partie für einige Minuten und sprach eine Warnung aus, dass er das Spiel, bei einem weiteren Gegenstand, der auf den Platz fliegt, abbrechen würde.
Im Anschluss nahmen die Borussen, die schon vorher drückend überlegen waren, Inter völlig auseinander. Bis zur Halbzeit stand es bereits 5:1 (Le Fevre,Netzer,Heynckes), die Dominanz ging soweit, dass der Trainer der Italiener seinen Torwart Vieri in der Halbzeit auswechselte. Eine Maßnahme, die man eher aus anderen Sportarten gewohnt ist, aber nicht aus dem Fußball.
Doch auch der Torwartwechsel bewahrte Inter nicht vor 45 weiteren, unterlegenen Minuten. Erneut der blonde Spielmacher und ein Elfmeter von Sieloff besiegelten die Demonstration der Gladbacher Offensivstärke, angeführt von Kapitän Günter Netzer, der in diesem Spiel, so sagen viele, die beste Leistung seiner Karriere zeigte.

So weit das Geschehen auf dem Platz, der eigentliche Skandal, spielte sich allerdings in den Tagen nach dieser Partie ab.
Erstens behaupteten die Italiener, nach dem Büchsenwurf nur noch unter Protest weitergespielt zu haben, Schiri Dorpmans jedoch gab zu Protokoll, dass er davon nie etwas gehört hätte.
Laut Medien ein Versuch der Unterlegenen, ihre eigene Leistung mit der Unterbrechung in der ersten Hälfte in Verbindung zu bringen, um das, in den damaligen Tagen sowieso schon heiß diskutierte, Thema weiter anzuheizen.
Zweitens wartete ganze Fußballeuropa nun gespannt auf das Urteil der Untersuchungskommission. Einen solchen Vorfall hatte es in der Geschichte des europäischen Fußballs noch nicht gegeben, man konnte also sehr schlecht absehen, wie hoch das Strafmaß angesetzt wird.

Teil II.
Aufrufe: 2825 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 0 | Erstellt:20.10.2011
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