"Zu Hause ist, wo du dich am wohlsten fühlst." Der Satz, der wie eine 08/15-Phrase klingen mag, hat im deutschen Profifußball in diesen Tagen wieder einmal Konjunktur. Leider bedeutet das in unserer heutigen Welt auch, dass etwas gewaltig schiefläuft.
Blicken wir kurz zurück: Als sich Robert Enke vor knapp fünf Jahren das Leben genommen hat, schwor sich gefühlt der ganze Weltfußball, den in dieser Branche tagesüblichen Druck von den Akteuren zu nehmen.
Viel ist von diesem Vermächtnis Enkes nicht geblieben. Nach wie vor ist es für Fußballer ein "No-Go", sich wegen ihrer Homosexualität zu outen. Und nach wie vor ist der Druck auf die Spieler nahezu unmenschlich. Nach wie vor wird jeder Fehler nicht nur vom Gegner, sondern auch von den eigenen Fans bestraft. Natürlich, so möchte der ein oder andere sicherlich sagen, werden Fußballer für diesen Druck auch "ganz ordentlich" bezahlt. Doch das half auch Robert Enke nicht über seine durch den Druck verursachten Depressionen hinweg.
Tobias Levels, seines Zeichens Abwehrchef des Zweitligisten Fortuna Düsseldorf, brach nach dem letzten Heimspiel gegen 1860 München weinend auf der Auswechselbank zusammen. Zuvor wurde der Düsseldorfer Leitwolf wegen eines schweren Fehlers von den eigenen Fans minutenlang bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen und ausgebuht.
Ähnliche Szenen spielten sich am Wochenende auch "Auf Schalke" ab. Hier war Joel Matip das Opfer der eigenen Fans. Die Schmähungen setzten sich bei ihm sogar über das Internet noch fort. Gerade in Gelsenkirchen sollte man aus dem Abgang von Kevin Kuranyi, der wochenlang ausgebuht wurde, gelernt haben. Schalke-Manager stellt sich im Übrigen hinter ... die Fans. Ja, richtig. Keine Verurteilung, sondern der Ratschlag an Matip "Da muss er jetzt durch" war die Reaktion Heldts auf die Pfiffe.
Leute, so geht das nicht! Eigene Spieler auszupfeifen ist die Höchststrafe und für diese psychisch kaum auszuhalten.
Wir werden sehen, wohin dieser Druck führen wird. Levels weinte auf der Ersatzbank, Matip äußerte sich nicht, doch bereits das nächste Opfer könnte zu weit drastischeren Mitteln greifen.
Ihr "Stadionbesucher" (ich vermeide bewusst "Fans") dieses Landes: Lasst diesen Blödsinn. Es sind Eure Spieler und es ist Euer Verein. Das Spiel, das Ihr im Moment treibt ist ein gefährlich. Ja, es ist sogar lebensgefährlich und hat mit Sport nichts mehr zu tun. Ihr zerstört nicht nur den Fußball, ihr zerstört die ganze Sportwelt! Stellt wieder die normalen Verhältnisse her. Denn wir alle wissen: "Zu Hause ist, wo es am schönsten ist."
Anmerkung: Auch im Tennis gab es nach Wimbledon Übergriffe auf deutsche Tennisspieler. Angelique Kerber und Dustin Brown wurden nach ihren Niederlagen auf das Übelste auf ihren Facebookseiten und in diversen Foren beschimpft. Das ganze ist kein Problem, das es nur im Fußball betrifft. Es ist ein Problem, das momentan die ganze Sportwelt betrifft.
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