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20.03.2012 um 13:50 Uhr
Das Bayern-Gen
Die Ex-Bayern. Ihr Einfluss in der Bundesliga nach der Karriere beim FCB.

Dass der FC Bayern der erfolgreichste Verein Deutschland ist und das Aushängeschild der Bundesliga darstellt, ist unstrittig. Gemeinhin wird als Ursache dafür das sogenannte Bayern-Gen verantwortlich gemacht. Jedem Spieler oder Trainer, der dieses Gen in seine Fußballer-DNA aufnehmen kann, blüht beim FC Bayern eine glorreiche Zeit. Wer es nicht schafft, wird gnadenlos aussortiert. Freilich bleibt das Bayern-Gen den Infizierten auch nach ihrer Karriere bei den Münchnern noch erhalten. Nicht wenige suchen es sich – in modifizierter Form – nach ihrer aktiven Laufbahn bei den roten Münchnern zu Nutze zu machen. Inzwischen haben ehemalige Angestellte des FC Bayern München E.V. einen nicht unbeträchtlichen Einfluss in den höchsten deutschen Spielklassen gefunden. Entweder sie beeinflussen das Geschehen aktiv als Manager oder Trainer oder sie formen als Experten in Funk und Fernsehen bei entsprechenden Einschaltquoten das Meinungsbild der interessierten Anhängerschaft mit.

Auf der anderen Seite bedeutet eine erfolgreiche Spieler- oder Trainerkarriere bei den Bayern (Bayern-Gen im Preis mitinbegriffen) nicht gleich eine einflussreiche Zeit nach der aktiven Laufbahn. Als Beispiel hierfür spricht wohl der Name Lothar Matthäus für sich selbst.

Auch bei Stefan Effenberg hegten nicht wenige die leise Vermutung, dass er nach seinem eher unrühmlichen Bundesliga-Karriereende beim VfL Wolfsburg den Sprung in das Leben nach der aktiven Zeit nicht ohne Probleme würde bewältigen können. Nach dem erscheinen seiner Autobiographie („Ich hab's allen gezeigt") sahen die Kritiker sich ob der vernichtenden Rezensionen bestätigt. Als dann auch noch sein Putsch-Versuch bei Borussia Mönchengladbach kläglich scheiterte, wähnten viele den Skandalspieler öffentlich beerdigt. Doch es kam anders. Nachdem er durch sein Engagement bei Al-Arabi Doha die nötigen Sicherheit in der Geldbörse hatte, trat er vermehrt im deutschen Fernsehen als Experte auf. Der Bezahlsender Sky nahm ihn unter Vertrag, wo er sich durch seine scharfe Zunge und seine erstaunliche Expertise großer Beliebtheit erfreute. Inzwischen wird er vermehrt als Co-Kommentator bei Topspielen eingesetzt und verleiht den teilweise abstrus farbenfroh pulsierenden Graphiken der Sky-Redaktion ein wenig Sinnhaftigkeit. Momentan legt der gelernte Postbote seine Trainerprüfung ab. Ob das Bayern-Gen bei Effenberg auch im Trainerjob Früchte trägt, bleibt abzuwarten. Die Erwartungshaltung hat sich jedoch zum Positiven gewandelt, nicht wenige vergleichen inzwischen seine offensive Herangehensweise mit der von Starcoach José Mourinho.

Anders gestaltete sich das Leben von Markus Babbel. Im Vergleich zu Effenberg war er nie ein Spieler, der die Öffentlichkeit und die Presseaufmerksamkeit brauchte. Schon mit zwölf Jahren am er zum FCB und blieb – mit kurzer Unterbrechung – 19 Jahre lang in seiner Heimatstadt. Anschließend wechselte er zum FC Liverpool auf die Insel und schloss seinen dortigen Aufenthalt mit einem Engagement bei den Blackburn Rovers ab. Zurück in Deutschland spielte er in Stuttgart und krönte seine Zeit dort mit dem Gewinn der Meisterschaft 2007, woraufhin er seine aktive Laufbahn für beendet erklärte.
Schon in der folgenden Saison wurde er in den Trainerstab von Armin Veh aufgenommen und übernahm nach dessen Entlassung Ende 2008 den Posten als Teamchef der Profimannschaft des VfB. Durch seinen Auslandsaufenthalt bei einem der traditionsreichsten Vereine der Welt und vor allen Dingen durch seine schwere Nervenkrankheit 2001 (Guillain Barré Syndrom), durch die er vorübergehend halbseitig gelähmt war, kann Babbel auf einen unvergleichlichen Erfahrungsschatz zurückgreifen, der ihm einen Vorsprung vor den meisten seiner Kollegen garantiert. Er weiß die Dinge richtig einzuordnen und hat trotzdem seinen – durch das Bayern-Gen in sein Leben getretenen – Ehrgeiz nie verloren. Nach einer sensationellen Rückrunde mit dem VfB begann Babbel den Trainerlehrgang in Köln und konnte in der darauffolgenden Spielzeit sein Team nicht mehr durchgehend trainieren. Für die Presse war das selbstverständlich gefundenes Fressen und jede Niederlage wurde direkt mit dem Fehlen Babbels bei einigen Trainingseinheiten in Verbindung gesetzt. Schließlich beugte sich auch der Verein dem Druck der Öffentlichkeit und entließ Babbel gut ein Jahr nach dessen Einstellung. Diese Entscheidung kommentierte Babbel in seiner gewohnt gefassten Art und Weise sehr kritisch und erhielt dafür von der Mehrheit seiner Kollegen Rückendeckung. Im April 2010 machte Babbel also seinen Trainerschein und wurde von Hertha BSC mit der undankbaren Aufgabe betraut, den direkten Wiederaufstieg in die erste Liga zu vollziehen. Dies gelang ihm mit Bravour und ganz Berlin lag ihm im Mai 2011 zu Füßen. Auch in der darauffolgenden Erstligasaison schnitt Hertha überdurchschnittlich gut ab und schien mit dem Abstieg nichts zu tun zu bekommen. Im Herbst entbrannte jedoch zwischen Babbel und Manager Preetz ein Kompetenzgerangel, dem Preetz mit der Entlassung Babbels ein Ende setzte. Welch haarsträubender Fehler das war, zeigten die folgenden Ergebnisse. Der Hauptstadtklub brachte kein Bein mehr auf den Boden und schlitterte tief in den Tabellenkeller. Drei Monate nach Babbels Entlassung steht nun der zweite Trainer nach ihm im Kreuzfeuer der Kritik. Überraschenderweise nahm Babbel schon im Februar das nächste Angebot an und trainiert seither die TSG Hoffenheim. In der ruhigen Atmosphäre meint er offensichtlich, sich endlich richtig entfalten zu können. Ob ihm das gelingt steht nach einem durchwachsenen Start in den Sternen. Abschließend wird erst nächste Saison beurteilt werden können, ob Firmino, Vestergaard und Konsorten das Babbel'sche Bayern-Gen vertragen.

To be continued....

Hier geht's zu Teil II: https://www.spox.com/myspox/blogdetail/Das-Bayern-Gen-II,159501.html
Aufrufe: 6545 | Kommentare: 2 | Bewertungen: 6 | Erstellt:20.03.2012
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KOMMENTARE
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Rodnox
20.03.2012 | 17:32 Uhr
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Rodnox : 
20.03.2012 | 17:32 Uhr
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Rodnox : 
Aha, es ist also nicht Babbel, der als Buli Trainer nichts taugt, sondern die Spieler, die sein Bayern gen nicht aufnhemen können ?

Mann kann sich die Scheisse auch schön schwatzen .

Sehr schöner Blog, 10p
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josias
20.03.2012 | 17:39 Uhr
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josias : @ Rodnox
20.03.2012 | 17:39 Uhr
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josias : @ Rodnox
Na, na, na. Wer wird denn gleich ausfallend werden? Da es ja eben um dieses Bayern-Gen geht, habe ich Babbels Trainertätigkeit unter diesem Gesichtspunkt beleuchtet. Das soll nicht unbedingt meine Meinung darstellen, sondern nur den Blickwinkel für dieses Phänomen öffnen. Sei gespannt auf die Fortsetzung der Serie ;)
Danke für das Lob !
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