In einem von allen Akteuren mit Leidenschaft, Hingabe und Inbrunst geführten Pokalspiel liegt der vermeintliche Underdog bis zur 70. Spielminute mit 1:0 in Führung und steht kurz vor der überraschenden Möglichkeit, den klassenhöheren Gegner aus dem Pokalwettbewerb zu kegeln.

Dann, nach einer gerade so eben vereitelten Torchance des Gegners, geschieht das für (fast) alle Protagonisten Unfassbare, Unvorstellbare: Aus der Fankurve, vor der sich die oben geschilderte Szene gerade abspielte, werden Gegenstände aufs Spielfeld gerworfen.

Ein Feuerzeug trifft den Schiedsrichter am Kopf, der daraufhin sofort, samt den weiteren Offiziellen, das Spielfeld verlässt. Das Spiel wird nicht wieder angepfiffen.

Wie unfassbar dumm, wie unsäglich dämlich muss man sein, Gegenstände auf das Spielfeld zu schmeißen. Vor allem, da nicht nur "gegenerische" Spieler oder der Referee hätten getroffen werden können - wie ja auch geschehen, sondern auch "eigene" Spieler.

Aber der eigenen Mannschaft zu schaden, die vor dem Einzug in die nächste Pokalrunde stand, ist fraglos die Krönung der Dummheit.

Das Spiel wurde somit völlig zu Recht abgebrochen.

Der Schiedsrichter ist sakrosant.

Die Anhänger des Vereins, der Verein selbst und vor allem die bedauernswerten Spieler werden mit den wie auch immer gearteten Konsequenzen leben müssen.

Ein Vorfall, der fast schon tragikomisch ist.

Aber eigentlich noch kein Skandal.

Zum Skandal wird die Partie erst im Nachhinein.

Durch den medialen Nachhall.

Da werden im Fernsehprogramm des NDR, n3, in der Sendung "NDR // Aktuell" am 11.08.2015 um 21:45 Uhr angebliche Verfehlungen der Osnabrücker Fußballanhänger aufgezählt.

Unter anderem wird ein "Bombenwurf von 2011 mit 33 Verletzten" aufgeführt.

Tatsache ist, dass der "Bombenwerfer" Yuri C., damals Mitglied der inzwischen aufgelkösten Münsteraner Ultra-Gruppierung "Curva Monasteria" einen illegalen "Polenböller" aus dem Fanblock der Münsteraner in den ehemaligen Spielertunnel geworfen hatte. In diesem Tunnel wurden besagte 33 Personen zum Teil schwer verletzt.

Auch das Relegationsspiel 2011 gegen Dresden, bei dem Dresdener "Fans" versuchten, das Spielfeld zu stürmen und den Gästeblock verwüsteten, wurde in diesem Zusammmenhang genannt.

Was, bitteschön, hat das mit den Anhängern des VfL zu tun?

Unsäglich wird es, wenn dann Herr Rangnick mit den Worten zitiert wird: "Wenn ich mit Frau und Familie da gewesen wäre, wüsste ich gar nicht, wo ich hätte stehen sollen, um mich halbwegs sicher zu fühlen."

Überall! Es hat keine Randale auf den Rängen gegeben. Ich war mit meinem Sohn da!

Ebenso, wenn er und seine Leipziger Spieler davon berichten, sie seien u.a. beim Warmmachen mit Gegenständen beworfen und bespuckt worden. Eine Schlagzeile, die gerade unsere bekannten Boulevard-Medien genüsslich ausschlachten.

Ich war bei dem Spiel anwesend. Ich bin immer noch fassungslos bzgl. der Geschehnisse. Es ist mir absolut unverständlich, warum aus dem Fanblock in der besagten Situation Gegenstände auf das Spilefeld geworfen wurden. Sollten vorher schon Gegenstände geworfen worden sein, verurteile ich auch das aufs Schärfste.

Ich bin mir aber relativ sicher, dass die Leipziger Speiler beim Aufwärmen nicht beworfen worden sind. Die Leipziger Ersatzspieler haben sich in der ersten Halbzeit direkt vor unserem Block, dem Affenfelsen, warmgemacht. Der Bereich ist recht klein und gut überschaubar. Ich habe kein einziges Wurfgeschoss in Richtung der Leipziger Spieler registrieren können.

Als Dauerkarteninhaber habe ich auch in den vergangenen Spielzeiten z.B. nie gesehen, dass gegenerische Spieler bei der Ausführung eines Eckstoßes mit einem Schirm vor Wurfgeschossen geschützt werden mussten o.ä.

Der oben genannte Fernsehbeitrag des NDR ist übrigens in der Mediathek um den besagten Bericht über den VfL gekürzt worden. Offenbar hat man - ob aufgrund einer Intervention des Vereins? - seine völlig indifferenzierte Berichterstattung noch einmal bedacht und sich selbst "zensiert".

Ich verwahre mich ausdrücklich dagegen, als Fan und Anhänger des VfL Osnabrück als Teil eines quasi "marodierenden Mobs" dargestellt zu werden, der gegnerische Spieler und Fans attackiert und das Stadion zur rechtsfreien Zone macht.

Die Vorkommnisse vom Montag verurteile ich auf das Schärfste und möchte einen Appell an alle Fußballanhänger richten:

Wer mutmaßliche Straftäter anzeigt oder sie an anwesende Ordnungskräfte übergibt, "verpfeift" niemanden.

Er berweist Verantwortungsbewusstsein und Zivilcourage!