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Von: Maxi_FCB
15.09.2014 | 4367 Aufrufe | 3 Kommentare | 8 Bewertungen Ø 10.0
Champions League 2014/15
CL-Favoritenvorschau I
Teil 1: Spanien und Frankreich

"(...)Die Meister
Die Besten
Les grandes équipes
The champions(...)"

Wenn am morgigen Dienstag um kurz vor 20:45 unter anderem im Estadio Da Luz, im Juventus Stadium, in der Türk Telekom Arena, im Signal-Iduna-Park, an der Anfield Road und nicht zuletzt im Estadio Santiago Bernabeu diese inzwischen fast schon mythische Hymne ertönt, dann wird auch dem letzten Fussballbegeisterten klar sein: Die Jagd ist eröffnet. Die Jagd auf den silbernen Pott mit den ausladenden Ohren, die "hässlichste, schönste Trophäe" (KEMPERboyd) im Vereinsfussball. Die Jagd auf Real Madrid, den Titelverteidiger, der den Henkelpott in den Nachthimmel von Lissabon recken durfte. Die Jagd auf die wohl ruhmreichste Auszeichnung, die im Vereinsfussball zu erreichen ist: Champions League-Sieger.

Die Neuschöpfung der UEFA aus den frühen 90er Jahren hat sich zu einer wahren Erfolgsgeschichte gemausert. Die Champions League steht inzwischen für eine unvergleichliche Gänsehaut-Atmosphäre, große Schlachten, wahre Helden, tragische wie unglaubliche Geschichten und nicht zuletzt: Atemberaubenden Fussball. Remember Wembley. Remember München. Remember Istanbul.
Dieses Jahr wird das Olympiastadion zu Berlin Austragungsort eines hoffentlich (positiv) denkwürdigen Duells sein. Welche die Duellanten sein werden? Es steht in den Sternen. Im Folgenden werden also der hochgeschätzte Kollege Broich sowie meine Wenigkeit dennoch versuchen, einen mehr oder minder groben Überblick über den engeren Favoritenkreis der diesjährigen Champions League, mitsamt einer kurzen taktischen Einschätzung, der Vorstellung eines interessanten Spielers und natürlich einer wagen Prognose, wo das betreffende Team landen könnte, zu geben. Wir wünschen viel Freude (und Ausdauer) beim Lesen!

Real Madrid
Gruppe B
FC Liverpool, FC Basel, Ludogorets Rasgrad


Es war mehr als ein bloßer Wunsch. Kein Traum. Viel mehr ein Verlangen. Eine Begierde, die am Ende gar obsessive Züge trug. "La decima", der zehnte Europapokal-Titel. Nicht mehr und nicht weniger wurde nach 12, für manchen Madridista schier unendlichen, Jahren verlangt. 10 Trainer verschliss die zur Pflicht verklärte Obsession. Namhafte Trainer wie Fabio Capello, Manuel Pellegrini oder the special/only/happy one versuchten sich daran, dem Verlangen der Madridistas Genüge zu tun, doch scheiterten mal mehr, mal weniger krachend. Erst der unscheinbare, ruhige Carlo Ancelotti verschaffte Fans und Klubführung Genugtuung.
Doch was kommt nach la decima? Ist man geneigt, sich auf dem jüngst erworbenen Lorbeer auszuruhen oder strebt man weiter nach oben? Gar nach la undecima? Ein Blick auf die jüngsten Transferbewegungen verschafft Abhilfe: Für 80 Millionen kam WM-Shootingstar James Rodriguez, für 30 Millionen Toni Kroos. Zudem sorgt "Chicharito" für qualitativ hochwertige Otionen im Sturm. Stillstand sieht anders aus.

Mögliche Wunschaufstellung:

Casillas - Marcelo (Coentrao), Ramos, Pepe, Carvajal - Modric - James, Kroos - Ronaldo, Benzema, Bale

Taktik


Das unter Mourinho vertiefte 4-2-3-1 hat ausgedient, Carlo Ancelotti hat das eigentlich katalanisch konnotierte 4-3-3 zum System der Königlichen erkoren. Freilich interpretiert man es komplett different als der Erzrivale. Während in Katalonien Ballbesitz Plan A, B, C und D ist, agiert Real unter Carletto taktisch flexibel. Neben dem ebenfalls von Ancelotti bevorzugten ballbesitzorientierten Spiel, kann man, falls nötig, auf das unter Mourinho perfektionierte, aber von Fans und Vereinsführung als nicht standesgemäß empfundene Konterspiel zurückgreifen, wie man im vergangenen Champions-League-Halbfinale eindrucksvoll demonstrierte. Das macht es Real möglich flexibel auf die Eigenheiten des Gegners zu reagieren. So pendelt man in Ballbesitz auch oftmals in ein 4-4-2, in dem di Maria oder künftig wohl James auf links abkippt und CR7 den Weg ins Sturmzentrum ermöglicht.
Nichtsdestotrotz scheint sich in Madrid ein vornehmlich auf Ballkontrolle ausgerichteter Spielstil zu etablieren. Spieler wie Toni Kroos oder Luka Modric scheinen prädestiniert für einen solchen Stil, können mit ihrem strategischen Geschick und ihrer immensen Passgenauigkeit den Ball perfekt und zielgerichtet zirkulieren lassen. Dennoch ist Real immer noch relativ abhängig von Einzelaktionen der Weltklassekönner Bale und Ronaldo. Gegen tiefgestaffelte Abwehrketten fehlen oftmals die Mittel, so dass nicht selten eine Einzelaktion den Unterschied ausmacht. Abhilfe soll ein relativ offensiv ausgerichtetes Zentrales Mittelfeld schaffen, das in Modric, Kroos und James mit drei originär offensiv orientierten Spielern besetzt ist.


Die Kehrseite könnte allerdings eine vermehrte defensive Anfälligkeit sein, da man in Xabi und di Maria zwei der Balance sehr zuträgliche Spieler abgab. Xabi brachte eine gewisse Zweikampfstärke sowie defensivtaktisches Geschick in das Mittelfeld der Madrilenen ein, di Maria, von Ancelotti zum zentralen Mittelfeldspieler umgeschult, zeichnete sich durch eine hohe Laufbereitschaft aus und half oftmals, die mangelnde Verteidigungsbereitschaft von CR7 zu kompensieren. Diese Spieler sind nun weg und in James und Kroos durch zwei Spieler ersetzt worden, die andere Eigenschaften als Zweikampfstärke oder defensivstrategisches Denken einbringen. Bedenkt man zudem die Anfälligkeit für Leichtsinnsfehler von Abwehrchef Ramos, Pepe, Marcelo und San Iker könnte man in dieser Saison durchaus Probleme in der Abwehr bekommen.

Player to watch: Jese Rodriguez (21)


Das Bein bog sich wie ein elastisches Gummiband. Wer die Szene gesehen hatte, musste erahnen, dass das böse Folgen nach sich ziehen würde. Diagnose: Kreuzbandriss. 6 Monate Pause. Es gibt wohl niemals einen optimalen Zeitpunkt für Verletzungen, aber dieser war der denkbar ungünstigste für Jese Rodriguez Ruiz. 26 Einsätze hatte er bis dato in Liga und Pokal sammeln können und dabei beachtliche 8 Tore erzielt, darunter eines bei der Niederlage im Clasico, sowie sechs vorbereitet. Man übertreibt nicht, wenn man sagt, dass Jese drauf und dran war, den endgültigen Sprung in Reals Luxuskader zu schaffen. Doch es kam anders. Dabei hätte man den dribbelstarken Linksaußen gegen Saisonende dringlich benötigt, machte doch Cristiano Ronaldos Knie Probleme und hätte wohl etwas mehr Schonung benötigt. Dennoch sind die Perspektiven des 21-jährigen aus Gran Canaria glänzend. Er gilt als eines der größten Talente im an Talenten nun wirklich nicht armen Spanien und überzeugt mit Tempo, Technik und einem saftigen Abschluss. Bevorzugtes Muster: Von Links in die Mitte ziehen, mit Rechts den Abschluss suchen. Bei Real hält man dementsprechend große Stücke auf den 21-jährigen: Morata gab man ab, Casemiro ebenso - bei Jese hingegen blockte man alle Anfragen ab. Ein eindeutiger Vertrauensbeweis an Reals Kronjuwel.

Prognose

Blickt man auf Reals Kader, so bleibt einem nichts anderes übrig als den Königlichen, aller historischen Unmöglichkeit zum Trotz, beste Chancen einzuräumen, auf "la decima" "la undecima" folgen zu lassen. Die Neuen sind schnell und gut integriert worden, vor allem Kroos zeigte bislang keinerlei Anpassungsprobleme und drückt dem Spiel der Madrilenen seinen Stempel auf.
Dennoch gibt die aktuelle Form der Madrilenen Rätsel auf: Die Defensive wackelt bedenklich, dem Offensivspiel fehlen die zündenden Ideen. Doch mit Real ist zu rechnen: Auch in der vergangenen Saison offenbarte man einige Schwächen in der Liga. In der CL hingegen zeigte man sich fokussiert und lieferte dementsprechend auch hervorragende Leistungen.
Ronaldo, Bale, James, Ramos, Kroos - das ist das Beste, was Europa zu bieten hat. Kurzum: Galaktisch.

Atletico Madrid
Gruppe A
Juventus Turin, Olympiakos Piräus, Malmö FF

2 Minuten. Das wird so schnell kein Atleti vergessen. 2 Minuten entschieden an jenem Frühsommer-Tag im Da Luz über Glück und Unglück. 2 Minuten hätten Atletico Madrid zur wohl größten Fussball-Sensation seit dem Champions-League-Sieg von Mourinhos Porto auf Schalke gefehlt. Doch Björn Kuipers entschied anders. Anstatt der üblichen drei Minuten er ließ ganze fünf Minuten nachspielen. In der 93. Minute bekommt Real einen Eckball zugesprochen - und das Unglück nimmt seinen Lauf. 2 Minuten also hätten den Colchoneros gefehlt, sich in den Augen ihrer Fans endgültig unsterblich zu machen. Doch es sollte nicht sein.
Dabei hatte man den Sockel für das eigene Denkmal bereits eine Woche zuvor vollendet. Als Diego Godin gegen Pinto einnickte, kannte Rot-Weiß kein Halten mehr. Die erste Meisterschaft seit 18 Jahren war perfekt. Dem mit vielen Millionen und diversen Top-Stars auf Hochglanz polierten Stadtrivalen schlug man ein Schnippchen, der nicht minder hoch gehandelten katalanischen Konkurrenz verpasste der Uruguayer Godin einen Wirkungstreffer tief ins ohnehin schon aufgewühlte Selbstverständnis.

Gewissermaßen gleicht die Geschichte von Atletico gar der von Borussia Dortmund. Vom finanziellen Beinahe-Kollaps über höchste nationale Weihen bis fast auf den Thron Europas. Fast. Zum rot-weißen Leidwesen ereilten die Madrilenen dieselben Nachwehen, die auch die Dortmund alljährlich heimsuchen. Nur: Was Dortmund über viele Jahre verteilt erlitt, ereilte Atletico summiert in zwei Monaten: Spielerabgänge en masse. Bislang bilanziert man 15 Abgänge, darunter nahezu unverzichtbare Stammkräfte wie Linksverteidiger Filipe Luis, Torwart Thibaut Courtois oder Goalgetter Diego Costa. Bizarrerweise alle zum selben Verein, zum FC Chelsea nämlich.
Demgegenüber stehen bislang 12 Neuzugänge, darunter auch Hochkaräter wie Guardiolass Darling Mario Mandzukic, Alessio Cerci, WM-Entdeckung Antoine Griezmann oder Torwart Jan Oblak. Sie schicken sich an, die schmerzhaften Verluste, welche Atletico erlitt, einigermaßen zu kompensieren.

Mögliche Wunschaufstellung

Oblak (Moya) - Ansaldi (Siqueira), Godin, Miranda, Juanfran - Gabi, Tiago - Griezmann (Arda), Koke - Cerci, Mandzukic


Taktik

Atletico agiert meist in einer 4-4-2-Grundordung, die allerdings auf dem Feld als solche selten zu identifizieren ist. Arda und Koke, die nominellen Außen, ziehen konsequent ins Zentrum und überlassen das klassische Flügelspiel den hochherausschiebenden Außenverteidigern, denen in Diego Simeones System eine Schlüsselrolle zukommt: Im eigenen Ballbesitz sorgen sie für Breite im Spiel und füttern zudem den kopfballstärkeren Part der Doppelspitze, im vergangenen Jahr Diego Costa, in diesem wohl Mario Mandzukic, mit Flanken. Interessanter ist allerdings ihre Rolle im gegnerischen Spielaufbau. Hier ist Simeones Team meist bestrebt, den gegnerischen Spielaufbau auf dessen Außenverteidiger umzuleiten, was durch cleveres Anlaufen erreicht werden soll. Dort soll dann im Optimalfall der Gegner mattgesetzt werden, in dem einer der eingerückten Außenbahnspieler sowie der jeweilige eigene Außenverteidiger Druck auf den Gegner ausübt. Die Folge ist entweder ein unkontrollierter Schlag des Gegners oder, im Optimalfall dessen Ballverlust, den Atletico dann meist zu schnellen Umschaltaktionen nutzt.
Neben all diesen modernen Elementen charakterisiert etwas das Spiel der Rojoblancos, was heutzutage immer mehr in die Schmuddelecke gedrängt wird: Härte, beziehungsweise , freundlicher formuliert, Robustheit. Oder um es mit Diego Simeone zu sagen: Männerfussball. So sind vor allem die beiden Innenverteidiger Godin und Joao Miranda als harte, aber auch umsichtige Zweikämpfer bekannt und gefürchtet. Auch Kapitän und Defensivstratege Gabi ist gewiss nicht als Kind von Traurigkeit zu klassifizieren. Es kommt also nicht von ungefähr, dass Atletico mit 25 Gegentreffern die beste Defensive der Primera Division stellte.


Interessant wird es sein, die Auswirkungen der unvermeidlichen Umstellungen zur neuen Saison, zu beobachten. Courtois ist wohl momentan der zweitbeste Torhüter der Welt. Es ist nicht zu erwarten, dass Jan Oblak, ungeachtet seines bei Benfica oft gezeigten Talents, sofort im Stande sein wird, Courtois zu ersetzen. Auch Die Luis-Nachfolger Guilherme Siqueira bzw. Cristian Ansaldi müssen erst nachweisen, dass sie in der Lage sind, die von Simeone gestellten, komplexen Aufgaben in der Offensive zu bewältigen ohne dabei defensiv die Balance zu verlieren.
Keine Sorge sollte man sich allerdings um die Nachfolge von Diego Costa machen. Mandzukic hat seine Klasse bei Bayern auf allerhöchstem Niveau nachgewiesen, ist zudem mit seiner Kopfballstärke und seiner Galligkeit im Pressing ein durchaus ähnlicher Stürmertyp wie der zu Chelsea abgewanderte Neu-Spanier. An seiner Seite dürfte Neuzugang Alessio Cerci spielen. Er wird wohl etwas hängender hinter Mandzukic agieren und somit das Erbe David Villas antreten. Dazu kommt mit Antoine Griezmann eines der größten Talente der Primera Division, welches zudem bei der WM mit Frankreich für Furore sorgte. Er sorgt für neue Alternativen in der Offensive.

Player to watch: Saul Niguez (19)


Von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt, kehrte eines der größten Talente Spaniens von einer Ausleihe zu den Rojoblancos zurück. Saul Niguez, seinerzeit zarte 18 Jahre alt, wurde bei Rayo Vallecano auf Anhieb Stammspieler und Leistungsträger. Bevorzugt spielt der inzwischen 19-jährige im defensiven Mittelfeld, wo seine Spielintelligenz und seine klassisch-spanische Pass-Versiertheit am besten zum Tragen kommen. Darüberhinaus kann Niguez auch in der Innenverteidigung aushelfen, was allerdings nicht seine favorisierte Position sein dürfte: 78 Gegentore für Rayo sprechen eine deutliche Sprache. Generell dürften seine Perspektiven auf der Sechser-Position besser sein, da Gabi und Tiago nicht die allerjüngsten sind. Mario Suarez ist zudem sportlich nicht unanfechtbar - im Gegensatz zu Godin und Miranda, die bei Diego Simeone gesetzt sind.

Prognose


Die vergangene Saison war außergewöhnlich und sollte dementsprechend auch so wahrgenommen werden. Eine Wiederholung darf ergo nicht zwingend erwartet werden. Atletico hat mit Juve, Piräus und Malmö eine machbare Gruppe zugelost bekommen und wird aller Voraussicht nach mit der Alten Dame um den ersten Platz konkurrieren. Danach dürften es die "Matrazenmacher" aber schwer haben. Atletico wird fortan nicht mehr als der Underdog eingeschätzt, so dass man auch mit den unangenehmen Folgen dieses neuen Prestiges konfrontiert werden wird - spätestens, wenn die ersten Gegner anfangen, gegen die Rojoblancos den sprichwörtlichen "Bus" am Strafraum zu parken, was der Simeone-Elf in der Vergangenheit schon einige Male Probleme bereitete.
Summa summarum dürfte das Erreichen des Viertelfinales in jedem Fall als Erfolg gewertet werden, wenngleich in Anbetracht von Simeones großen taktischen Fertigkeiten und der klugen Verstärkungen durchaus erneut eine Überraschung drin ist.

FC Barcelona
Gruppe F
Paris St. Germain, Ajax Amsterdam, APOEL Nikosia

Steuerskandal um den Neymar-Transfer, Steuerskandal um Lionel Messi, Präsidentenrücktritt, Transferverbot, kommerzielle Trikotwerbung - nein, an Aufregern abseits des Platzes mangelte es gewiss nicht beim einst so erhaben auftretenden FC Barcelona. Doch damit nicht genug: Auch auf dem Platz gab Barca oftmals kein gutes Bild ab: Ballbesitz als Selbstzweck, haarsträubende Patzer in der Abwehr und ein Weltfussballer, der zwar immer noch Weltklasse, aber eben nicht mehr außerirdisch spielte. Konsequenz: Kein einziger Titel. Vergessen die Zeiten, als man in Katalonien höchstens ein süffisantes Lächeln für Real, den Gernegroß, bei dem Anspruch und Wirklichkeit oftmals weit auseinanderlagen, übrig hatte. Vergessen die Zeiten, als man mit bezauberndem Fussball Titel um Titel einheimste. Vergessen die Zeiten, als man letztlich noch Werte, wie regionale Verwurzelung und Kommerzskepsis repräsentierte. Nein. In der vergangenen Saison, das muss man so feststellen, ist der FC Barcelona schlagartig geerdet worden. Aus "mes que un club" wurde "solo un club".

Was wohl jedem Cule das Herz bluten lässt, kann allerdings auch als Chance gesehen werden, schließlich bietet das sowieso schon ramponierte Image die Gelegenheit, alte Zöpfe abzuschneiden. So spült etwa die kommerzielle Trikotwerbung dringend benötigtes Geld in die Kassen. So halten sich überdies auch die Bedenken um die Vereinbarkeit eines Skandalprofis wie Luis Suarez mit den Werten des FC Barcelona in Grenzen.
Barca macht sich unter dem neuen Trainer Luis "Lucho" Enrique zu einem Neustart auf, befreit von manchem moralischen Ballast und gestärkt durch frisches Blut, welches Ivan Rakitic, Jeremy Mathieu, Thomas Vermaelen, Rückkehrer Rafinha Alcantara, Bruder von Bayerns Thiago, und nicht zuletzt "El Pistolero" Luis Suarez Enriques Elf beiführen sollen.

Mögliche Wunschaufstellung

Bravo (ter Stegen) - Alba (Vermaelen), Mathieu, Piqué, Alves - Busquets - Iniesta, Rakitic - Neymar, Messi, Suarez

Taktik

Neuanfang auf allen Ebenen: Selbst das im katalanischen Festsatz stehende 4-3-3 scheint nicht mehr unangefochten. Es wird interessant werden, zu sehen, wie Lucho sein Team letztendlich formieren wird. Den ersten Saisonspielen nach zu urteilen, wird Enrique allerdings, zumindest bis zum Ablauf der Suarez-Sperre, das klassische Barca-Korsett beibehalten. Nichtsdestotrotz wird der Asturier einige Änderungen am zuletzt etwas festgefahrenen Stil der Katalanen vornehmen. So wird etwa etwas mehr Geradlinigkeit ins Spiel der Blaugrana einfließen. In Suarez verpflichtete man einen Spieler mit eingebautem Zug zum Tor, ebenso ist auch das Spiel von Neuzugang Ivan Rakitic eher vertikal ausgelegt, ist er doch ein Spieler für den entscheidenden Pass in die Tiefe. Auch in der Defensive wird Enrique auf ursprünglichere Elemente bauen: Mit Jeremy Mathieu und Thomas Vermaelen kamen zwei Innenverteidiger klassischer Prägung, die ihre Stärken im Zweikampf, im Stellungs- und im Kopfballspiel haben. Letzteres könnte zudem die Gefahr bei eigenen Standards etwas erhöhen.


Wirklich spannend ist allerdings die Frage, wie Enrique Luis Suarez einbauen wird: Baut er sein System, wie jüngst vermutet auf ein 3-5-2 um und bildet aus Suarez und Messi ein Sturmduo? Lässt er Suarez zumindest nominell über den Flügel kommen? Oder etwa Lionel Messi? Am wahrscheinlichsten erschiene mir momentan, dass Suarez zumindest nominell über den Flügel käme. In der Praxis sähe dies wohl sowieso anders aus. Suarez würde wohl größtenteils im Zentrum zu finden sein, Messi ließe sich weitestgehend ins Mittelfeld fallen und Dani Alves würde das Vakuum auf der rechten offensiven Seite ausfüllen. Unter diesem Gesichtspunkt ergäben auch die Verpflichtungen von Vermaelen und Mathieu mehr Sinn. Beide können auch als Linksverteidiger agieren und könnten somit, wie dereinst Eric Abidal, eine gewisse Asymmetrie bei den Außenverteidigern herstellen. Dies würde dann situativ einer Dreierkette gleichen.

Player to watch: Munir al Haddadi (19)


In Barcelona grassiert die Angst. Die Angst vor dem zwei Perioden umfassenden Transferverbot. Die Sorge ist sogar so groß, dass man kurz vor Transferende noch erwog, lieber jetzt noch den ein oder anderen Neuzugang, ohne aktuelle akute Not an Land zu ziehen. Zur Sicherheit. Dabei hat man doch Unmengen an Klassespielern vor der eigenen Haustüre. Bestes Beispiel ist Flügelstürmer Munir al Haddadi. Der spanische U-20 Nationalstürmer ist herausragend im Dribbling, wo er aufgrund seines tiefen Körperschwerpunktes gegenüber den meisten Gegnern einen Vorteil in puncto Beweglichkeit hat. Zudem verfügt al Haddadi über einen für sein Alter bemerkenswerten Abschluss, so dass schon wieder die üblichen Vergleiche mit Lionel Messi angestellt werden, was natürlich noch viel zu früh kommt. Dennoch: Vor allem im Bewegungsablauf gibt es gewisse Ähnlichkeiten, die nur schwerlich zu leugnen sind. Nach den Verkäufen von Ibrahim Affelay, Alexis Sanchez und Cristian Tello verfügt der 19-jährige über exzellente Perspektiven, da bis zum Ablauf der Suarez-Sperre ein gewisser personeller Engpass im Sturm besteht. Zudem zeigt sich Enrique experimentierfreudig und beorderte Munir gegen Elche ansatzlos in die Startelf, was dieser mit einem Tor belohnte. Panik braucht man in Barcelona angesichts der nach wie vor immensen Fülle an Juwelen wie Munir also wirklich nicht zu schieben.

Prognose

Barca ist die Wundertüte in der diesjährigen Champions League-Saison. Es gibt zu viele Fragezeichen, als dass eine handfeste Prognose zustande kommen könnte: Werden Vermaelen und Mathieu die Zweifel an ihrer Leistungsfähigkeit beseitigen können? Kann sich Dani Alves nochmal auf Top-Niveau begeben? Startet Neymar endlich durch? Wie fügt sich Rakitic ein? Gelingt es, Enrique die zwingend notwendigen Modifikationen am Barca-Stil vorzunehmen? Man weiß es nicht.
Doch die Tendenz ist klar positiv: Die ersten Ergebnisse stimmen und die zuletzt wackelige Defensive zeigt sich erstaunlich gefestigt. Enrique bringt eine Mentalität ein, die nur gut sein kann für den FC Barcelona. Er zeigt die Bereitschaft, nötige Veränderungen vorzunehmen und dabei falls nötig auch Widerstände zu überwinden. Es soll wieder mehr gestaltet denn verwaltet werden. Er öffnet zudem auch wieder die Schleusen zur eigenen Jugend, indem er Munir und Sandro Ramirez in den Profikader hochzog, was diese mit beachtlichen Leistungen dankten. Dazu kommt in Luis Suarez ein Spieler, der das katalanische Spiel wieder etwas facettenreicher gestalten kann, unter anderem als adäquater Zielspieler für die zuletzt oft ins Niemandsland segelnden Flanken. Barca geht zur Abwechslung mal nicht als Top-Favorit in die Cl-Saison. Nur wenige erwarten von Enrique sofort zwingend den Titel. Das könnte der Nährboden für eine überraschend gute Saison des FC Barcelona werden.

Paris St. Germain
Gruppe F
FC Barcelona, Ajax Amsterdam. Apoel Nikosia

Als "Fesseln" und "unfair" betitelte Al-Khelaifi die Maßnahmen der UEFA, die Paris auf dem Transfermarkt den Wind aus den Segeln nahmen. Ähnlich wie ManCity musste sich so auch PSG mit nur einem Millionen-Einkauf begnügen. Für 49,5 Millionen wechselt David Luiz von der Themse an die Seine und zu seinem Kumpel Thiago Silva - die brasilianische Innenverteidigung der WM soll nun in Paris Stabilität herstellen. Dennoch bleibt das feste Ziel der Titel in der CL - spätestens 2016, am besten früher. Nach zwei Meistertiteln und zwei Viertelfinals, soll nun neben dem als selbstverständlich gesehenen Gewinn der Liga mindestens das Halbfinale in Europa erreicht werden. Entscheidend dafür sollen vor allem zwei Spieler werden, die auf ihren Positionen zum Besten gehören, das es derzeit auf dem Planeten gibt: Thiago Silva und Ikone Zlatan Ibrahimovic. Assistiert werden soll der Innenverteidiger neben Luiz von Maxwell und van der Wiel, denen die Youngster Aurier (kam von Toulouse) und Digne im Nacken sitzen. Vorne soll Super-Zlatan Unterstützung von Cavani, Lavezzi/Lucas Moura und einem Mittelfeldtrio erhalten (Motta,z.t. Matuidi, Verratti).

Mögliche Wunschaufstellung:

Sirigu - Maxwell, Luiz, Silva, Van der Wiel - Motta - Matuidi, Verratti - Cavani, Ibrahimovic, Lucas

Taktik


Am taktischen Konstrukt des in Fachkreisen nur als Durchschnittstrainers geltenden Laurent Blanc wird immer wieder die Abhängigkeit von Einzelkönnern und das Fehlen taktischer Varianten kritisiert, was nur bedingt richtig ist. Tatsächlich birgt das 4-3-3 mehr Raffinesse in sich, als man auf den ersten Blick vermutet. Besonders Ibrahimovics Bewegungen in den Zehnerraum und die daraus resultierende Wechselwirkung mit dem Mittelfeldtrio ist sehr spannend. Denn vor allem Matuidi stößt oft in die sich auftuenden Räume, die Ibrahimovics Bewacher hinterlasse, wenn sie ihm ins Mittelfeld folgen. Spannend auch die Asymmetrie von Cavani und Moura, während Letzterer oft an der Linie bleibt und dem Spiel Breite verleiht, sucht der Uruguayer immer wieder den Weg in den Strafraum, dennoch ist unbestritten, dass er sich in Blancs System keineswegs wohl fühlt und einiger seiner Fähigkeiten beraubt wird. Motta als Fadenzieher im Zentrum und die Asymmetrie der Außenverteidiger (Maxwell defensiver als van der Wiel) komplettieren das taktische Portfolio der PSG, dem oft das Fehlen von Kreativität in der Zentrale angekreidet wird. Taktisch hochwertige Alternativen sind Marquinhos (IV), Cabaye (DM) und Pastore (OM),

Player to watch: Adrien Rabiot (19)

Der 19-jährige Lockenkopf gilt als eines der Juwele des französischen Fußballs. Rabiot kann das Spiel lesen und zusätzlich mit Tempodribblings, guter Antizipation und versiertem Auge schon jetzt auf hohem Niveau agieren. Körperlich muss der seit 2010 bei Paris spielende Franzose noch zulegen. Rabiot, der wenn er an Masse zulegt, ein starker zentraler Mittelfeldspieler sein kann, ist trotz seiner Körpergröße (1,89) agil und in seinen Bewegungen flüssig. Seine Handlungsschnelligkeit lässt Mit- und Gegenspieler in höchsten Tönen reden. Nicht umsonst durchlief er alle Jugendteams der Equipe Tricolore.

Prognose


Bei Paris hängt alles davon ab, ob Motta, Ibra und Thiago Silva fit bleiben. Ist das der Fall ist alles drin, wenn nicht scheidet PSG früh aus. Luiz wird sich nicht als Optimal-Lösung herausstellen und Cavani fällt in ein Formloch - die Franzosen scheiden im Achtelfinale aus.

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Zu Teil 2 (England)

Zu Teil 3 (Italien/Deutschland)

KOMMENTARE
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Schnumbi
16.09.2014 | 10:23 Uhr
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Schnumbi : 
16.09.2014 | 10:23 Uhr
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Schnumbi : 
Erst mal Hut ab für die Arbeit, die du dir gemacht hast.

Auch ich freue mich, wenn ich morgen in der Allianz Arena sitze und die Hymne höre. Allerdings trifft auf das morgige Spiel der Slogan "The Champions." auch zu. Ich bin da etwas Traditionalist. Die Königsklasse verkommt für mich immer mehr zu Geldmaschinerie der UEFA. Da spielen die 3. und 4. Platzierten mancher Ligen. Für mich persönlich ist das nicht der Sinn der Königsklasse. Ganz ehrlich, ich sehne mich manchmal nach dem alten Modus, dem "Pokal der Landesmeister" zurück. Meister gegen Meister eben. Ist aber wie gesagt nur meine Meinung. Ansonsten hoffe ich natürlich auf spannende und vor allem Torreiche Spiele.
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Maxi_FCB
16.09.2014 | 16:42 Uhr
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Maxi_FCB : 
16.09.2014 | 16:42 Uhr
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Maxi_FCB : 
@Schnumbi:
Die Arbeit habe nicht nur ich mir gemacht. Die Hälfte der Texte stammen aus der Feder von Broich.

Ich sehe das etwas anders als du: Man muss sich die Frage stellen: Will man die besten Teams Europas gegeneinander spielen lassen oder will man da den Wortsinn von "Champions" erfüllen.
Mir ist ersteres lieber. Nimmt man die nationalen Meister aus 32 Staaten hast du am Ende nur 5 Top-Teams und 27 Mannschaften, die letztlich unter ferner liefen einzuordnen sind. 90% der Spiele dürften sportlich dann ohne Reiz sein, da der Sieger wohl sowieso feststeht. Unterhaltungswert = 0.

Die Schere ist zwischen den Ligen ist einfach zu weit auseinandergeklafft, als dass man das Rad der Zeit zurückdrehen könnte. Der Meister aus Bulgarien ist heute einfach nicht mehr mit dem Meister aus England zu vergleichen.

Jetzt hat man ca 16 - 20 Spitzenteams, die höchstklassigen Fussball liefern. Das ist in meinen Augen erstrebenswerter, wenngleich es so natürlich nichts mit einer originären "Champions" League zu tun hat.
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Schnumbi
16.09.2014 | 16:47 Uhr
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Schnumbi : 
16.09.2014 | 16:47 Uhr
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Schnumbi : 
@ Maxi:

Klar will ich top Spiele sehen. Allerdings verkommt somit die Europa League zum Armenhaus (leider) Zig Vor-Qualifikationen und und und.

Ich weiß halt nicht ob es so die beste Lösung ist. Die 1-4 mancher Nationen werden immer reicher durch die Fleischtöpfe.

Naja soll aber eigentlich hier nicht das Thema sein
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