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08.12.2011 um 20:09 Uhr
BVB Albtraum statt Herbstmärchen
Mit viel Selbstvertrauen ging der Deutsche Meister in die Champions League. Euphorie, Vorfreude und hohe Erwartungen. Die Gruppenauslosung sorgte für gute Mienen, sollte sie doch für eine große Chance sorgen, die Gruppenphase erfolgreich abzuschließen. Doch am Ende schied man mit mickrigen vier Punkten als Gruppenletzter aus und machte sich zumindest in Deutschland zu einer Lachnummer. Zu Recht? Wiederholt konnte die Mannschaft von Jürgen Klopp die Leistungen aus der Bundesliga nicht auf die europäische Bühne übertragen und wird dadurch mit einer einseitigen Medienberichtersattung der dt. Medien bestraft.

Die Frage sei erlaubt, ob man mittlerweile als amtierender Deutscher Meister mit Schuhe aus Blei oder zusätzlichen Gewichten um Oberkörper und Arme in der Champions League antreten muss. Anders ist das Auftreten von Teams wie Bremen, Stuttgart, Wolfsburg oder Dortmund nicht zu erklären, die nach teils dominant gewonnen Meisterschaften in der Königsklasse kein Bein auf den Boden bringen. Betrachtet man das Problem allerdings näher fällt auf, dass man sich durchaus wundern könnte, wieso diese Borussia eigentlich nicht gespannt auf die Auslosung nächsten Freitag wartet. Denn, so viel ist sicher, spielerisch war man keiner der drei Gruppengegnern unterlegen. Man lief mehr, man hatte spielerisch mehr Akzente und meist sogar mehr Chancen. Die Verwunderung übertrug sich wohl auch auf die Fans, die am Dienstagabend ungewöhnlich ruhig waren, nachdem sie den Doppelschlag der Franzosen mitansehen mussten.

Doch in einem gewissen Maß muss man genau hier ansetzen. Marseille, Piräus oder Arsenal sind eben Champions League. 6 Spiele, bei denen man 3 davon zu Hause antritt, von denen wiederum man mehr gewinnen sollte als nicht. Logischerweise. Dies baut einen Druck auf. Einen Druck auf das gastgebende Team. Dortmund allerdings hat sich vor allem in den drei Auswärtsspielen anders präsentiert, als es für die CL üblich ist. Man spielte auf fremden Boden wie eine Heimmanschaft. Auf Teufel komm raus versuchte man vorne das Tor zu machen. Ein Verhalten, das mit dem einer Spitzenmannschaft herzlich wenig gemein hat. Lücken im Abwehrverbund, klassische Fehler in der Vorwärts- und Rückwärtsbewegung, kollektives, sowie individuelles Fehlverhalten der Verteidiger und ein leichtfertiger Umgang mit den eigenen Chancen. Spieler wie Mario Götze, Mats Hummels oder – und das ist besonders bitter hinblicklich der glorreichen Meistermannschaft – Spieler wie Großkreutz, Schmelzer, Subotic blieben ihren Erwartungen zurück und konnten mit der Verantwortung nur selten umgehen. Es ist schwer, einzelne Spieler hervorzuheben und diesen schließlich die Schuld zuzuweisen. Zwangsläufig fokusiert man hier immer schnell den Trainer. Selbst wenn man Klopp wirklich sympathisch finden muss, oder auch nicht, darf man hier wirklich soweit gehen in zu kritisieren. Seine Marschroute und seine taktischen Vorgaben waren im Nachhinein wohl nicht immer ideal. Anders ausgedrückt. Auswärtsspiele, wie sie die Borussia abgeliefert hat waren reif fürs Lehrbuch. Allerdings im negativen Sinne, kann man sie doch als Beispiel nehmen wie man sich gegen ebenbürtige Gegner eben nicht auf- oder anstellt.

Ebenbürtige Gegner? Zurecht! Denn man hatte es bei all dem, was die Dortmunder falsch gemacht haben, eben nicht mit europäischer Laufkundschaft zu tun. Obgleich die Gegner nicht Mailand oder Madrid hießen, waren sie immerhin Dauerkunden in der CL und haben im Vergleich zu Dortmund weitaus mehr internationale Erfahrung. War die Chance zwar selten besser ein angeschlagenes Arsenal, das einen vergleichbar schlechten Saisonstart hatte wie die Franzosen aus Marseille, aber eben auch wie die Borussia, musste man eben anerkennen, dass auf höchster Ebene oft Nuancen ein Spiel entscheiden können. Hier konnte man nicht darauf vertrauen, dass sich die Gegner, wie in der Bundesliga mit einem Punkt gegen Dortmund zufrieden geben. Fehler, wie die von Hummels, der insgesamt zwar die Dortmunder Konstante war, bei vielen Gegentoren jedoch trotzdem sehr unglücklich aussah, führten hier folgerichtig oft zu Rückschlägen. Mario Götzes fehlende Effektivität, das Pech mit Verletzungen. Es kamen viele Faktoren zusammen. Und dennoch ist dies eben Fußball. Und der wird nicht nur in Deutschland gespielt, sondern auch in anderen Ländern. Das nicht immer schlecht, wie vielleicht die Ergebnisse von Großturnieren erahnen lassen könnten. Aber Mannschaften wie Marseille oder Piräus sind eben auch, oder vielleicht bessergesagt im Gegensatz zur Borussia, gespickt mit Nationalspielern, die eben bei diesen Auswahlteams eine bedeutende Rolle spielen. Vielleicht öffnete diese Runde eben auch vielen Fans die Augen, wieso die oft geforderten Weidenfeller, Hummels oder Schmelzer bei Löw eben keine Rolle spielen. Auf der anderen Seite sind Mandanda, Diarra oder Remy aus der Equipe Tricolore eben kaum mehr wegzudenken, obwohl auch dort eine große Konkurrenz herrscht, wenn man Namen wie Lorris, Nasri oder Ribery nennen mag.

Das Scheitern des Meisters ist natürlich nicht entschuldbar mit den oben genannten Aussagen. Vorallem in dem Hinblick, dass man national sowohl die Bayern als auch Schalke nicht unverdient besiegt hat. Die Frage warum man diese Leistungen nicht auf die Champions League ummünzen kann ist für micht mit wenigen Worten erklärbar. Die Bundesliga hat 34 Spiele, in der eine Niederlage im Grunde nichts bedeutet. In der Champions League braucht man allerdings Punkte, vom 1. bis zum letzten Spieltag. Die Heimspiele sind Pflichtsiege, egal gegen welchen Gegner. Auswärts hätte man mit der Bayerntaktik antreten müssen, denn, wie aus dem vorherigen Satz ableitbar: Die Heimmannschaft ist immer unter Druck. Allerdings hat man nach dem verschenkten Sieg im ersten Spiel beide Auswärtsspiele derart leichtfertig verschenkt, dass man quasi in einer aussichtslosen Situation war. In allen Spielen hat man irgendwo die falsche Einstellung gesucht und am Ende nichts gefunden. Dass man dennoch spielerisch einen sehr guten Eindruck machen konnte, beschönigt zwar wenig, ermöglicht es aber, dass man aus seinen Fehlern lernt. Dennoch denke ich, waren am Ende nicht nur die Spieler zu grün, sondern vor allem auch der Trainer, und die Medien, die den BVB hier einen Durchmarsch zugetraut haben, wo ein solcher realistisch gesehen nicht möglich war. Von Spiel zu Spiel wuchs damit eine Art mentale Blockade der Spieler, die mit dem Druck der Medien, der vom Trainer aber auch kaum abgewehrt wurde, entstand und so die Spieler nicht so befreit aufspielen ließ, wie man es in der Bundesliga gewohnt ist. Dieser Umgang mit Druck macht die Champiosn League aus. Mit der hier erlangten Erfahrung, mit dem Großturnier im nächsten Jahr und mit einer weiteren Saison Bundesliga allerdings können diese Spieler aber diesen Umgang immer mehr erlernen. Deshalb glaube ich, dass man an diesem Punkt, anders als ein Jahr zuvor, wirklich davon ausgehen kann, dass im nächsten Jahr Besserung in Sicht ist.
Aufrufe: 4868 | Kommentare: 10 | Bewertungen: 12 | Erstellt:08.12.2011
ø 9.8
KOMMENTARE
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riquelminho
MODERATOR
09.12.2011 | 13:25 Uhr
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09.12.2011 | 13:25 Uhr
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Mal eine sehr, sehr gelungene Analyse ohne zuviel emotionales Theater oder zweckmäßiges Herausgerede. Deckt sich zu nahezu 100% mit meinen Eindrücken.

MIt das beste, was ich hier so gehört habe. 10P

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Matthi10
09.12.2011 | 13:57 Uhr
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Matthi10 : 
09.12.2011 | 13:57 Uhr
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Matthi10 : 
sehr sehr gute Analyse.
Sachlich, unpersönlich und Punktgenau.
Da wird es wenige geben, die nicht zustimmen...

Bravo!!!
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FunkyPeter
09.12.2011 | 14:15 Uhr
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FunkyPeter : 
09.12.2011 | 14:15 Uhr
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FunkyPeter : 
Schön geschrieben, objektiv betrachtet und von meheren Seiten beleuchtet: 10 Punkte. Auch gut, dass mal jemand den Trainer anspricht, denn viele vergessen eben, dass er auch noch ein sehr junger Trainer ist und auch er - wie seine Mannschaft - noch einiges dazulernen muss.

Insgesamt ist es natürlich suboptimal gelaufen für den BVB. Aber jedem, der wirklich Ahnung vom Fussball hat, war klar, dass Dortmund eben nicht mal schnell alles an die Wand spielt in der Gruppe, obwohl man natürlich schon auf mehr gehofft hat. Aber das Ganze ist bei Dortmund eben ein Prozess, wenns weiterhin gut läuft, hat der BVB die Chance sich hinter Bayern als 2te große Kraft in Deutschland zu etablieren. Aber dazu muss man über mehrere Jahre in der Liga oben mitspielen. Sieht diese Saison damit ja bisher ganz gut aus.
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BVBarca
09.12.2011 | 14:39 Uhr
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BVBarca : 
09.12.2011 | 14:39 Uhr
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BVBarca : 
endlich mal ein sauberer kommentar zur ganzen thematik, danke dafür (:
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greenstar123
09.12.2011 | 14:46 Uhr
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09.12.2011 | 14:46 Uhr
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gut analysiert. CL sind in der Gruppenphase nur 6 Spiele. Jeder Punkt ist verdammt wichtig. Ich denke mal, dass man dies beim BVB nun besser verinnerlicht hat. Es gibt keine Lernphase, man muss direkt vom ersten Spiel an 100% geben.
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kratze
09.12.2011 | 15:04 Uhr
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kratze : 
09.12.2011 | 15:04 Uhr
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kratze : 
Sauber auf den Punkt gebracht.

Schuld allein war die spielweise,welche uns in den meisten fällen auszeichnet,nicht einstellung nicht unerfahrenheit ,nicht naivität.

Ich sage trotzdem weiter so ,auch wenn wir nächstes Jahr wahrscheinlich wieder nicht die CL gewinnen sollten,sage ich vorraus,das ,wenn wir an unserer spielweise festhalten und sie weiterentwickeln können, kommen auch international Erfolge.
Man erinnere sich an barca die vor glaub ich 5 Jahren ebenfalls in der vorrunde scheiterten und auch damals in der liga nicht besonders gut da standen,weil sie sich damals auch im umbruch zu ihrem,jetzt seit jahren erfolgreichen spielstyls ,befanden.

Nun werden wir kein 2. Barcelona das ist klar ,aber man sollte jetzt nicht alles in frage stellen ,nur weil es in einem wettbewerb nicht gereicht hat.

Vielleicht sollte man in sachen talente ,mal ein regal höher schauen und etwas mehr geld in die hand nehmen,jedoch sollte man nicht vergessen wo wir herkommen .
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ajaxcapetown
09.12.2011 | 17:37 Uhr
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09.12.2011 | 17:37 Uhr
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gute analyse. anzumerken die letzten zwei spiele wo wir besser standen bis zur verletzung, was bitter war!
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adriano0589
09.12.2011 | 23:44 Uhr
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09.12.2011 | 23:44 Uhr
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Gute Analyse! Keine Frage, in der CL ist der Druck vor jedem Spiel viel größer. Mediale Aufmerksamkeit, spielen unter Flutlicht, und eben der Druck, dass man sich eigentlich höchstens eine Niederlage in der Gruppenphase erlauben darf.

Ich glaube, viel von dem Spott, der besonders aus dem Bayern-Fanlager auf die Dortmunder einprasselt, ist dabei auch anders zu interpretieren - eher eine gewisse Verärgerung. Denn schließlich hat Dortmund in der Liga zuhause mit Offensivspektakeln und auswärts mit taktischer und defensiver Disziplin auch in dieser Saison gezeigt, was sie eigentlich können. Und dass sie das überhaupt nicht in die CL übertragen können ist natürlich frustrierend, besonders wenn man Samstags von Dortmund geschlagen wird und Mittwochs mit ansehen muss, wie die Dortmunder sich in Piräus abschießen lassen.

Insgesamt muss ich sagen, dass ich auch enttäuscht bin von der Dortmunder CL-Saison, wie alle. Nach der EL-Saison letztes Jahr hatte man dem BVB ja noch mangelnde Erfahrung attestiert. Das mag auch ein Grund sein, aber wenn man sich Mannschaften wie Nikosia, Neapel, oder auch Leverkusen (außer Ballack), die alle genau so wenig Erfahrung haben und individuell schwächer besetzt sind, anschaut - überbewerten sollte man den Aspekt nicht!

Insofern muss sich auch ein Jürgen Klopp hinterfragen, was er, denke ich, auch tut. So oder so, Dortmund wird nächstes Jahr wieder CL spielen, und dann können sie zeigen, was sie gelernt haben. Und das Erfahrungs-Argument zählt dann definitiv nicht mehr.
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nikokovac
10.12.2011 | 08:31 Uhr
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nikokovac : EL/CL
10.12.2011 | 08:31 Uhr
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nikokovac : EL/CL
ein stilistisch gut geschriebener artikel, der jedoch nur erklärt, dass es für den bvb zum zweiten mal in folge international wieder nicht gereicht hat.....
nun frage ich mich jedoch, welche ausreden dann im nächsten jahr gesucht werden, wenn es wieder nicht klappt?
oder soll man einfach den schluss ziehen, dass selbst international zweitklassige mannschaften für einen deutschen meister zu stark sind?! und so wird man selbst in einer nur mittelmäßigen gruppe nur vierter .
liebe lüdenscheid fans macht euch bitte nichts vor! ansprüche, die vor der saison auf internationaler ebene gemacht wurden, sind für euch leider nicht haltbar und so werden auf dauer andere deutsche mannschaften für die punkte in der 5-jw zuständig sein!!!!.
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WhiteyM
10.12.2011 | 13:42 Uhr
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WhiteyM : 
10.12.2011 | 13:42 Uhr
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WhiteyM : 
Ausreden?
Hat er hier Ausreden verwendet?

Bitte erkläre doch mit deinem offensichtlich so reichen Schatz an Ansätzen,wie und warum Dortmund nun ausgeschieden ist außer den oben genannten Argumenten?
Vielleicht kommt da ja mehr raus als nur unterschwellige Beleidigungen (was ich bei dir gerade eher bezweifle)

Guter Blog!

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