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27.07.2016 | 521 Aufrufe | 0 Kommentare | 0 Bewertungen Ø 0.0
Die MotoGP zur Halbzeitpause
Alles bleibt, wie es ist
Die Lage der Liga zur Halbzeit der Saison. Eine Analyse.

Die große Änderung war angekündigt. Die Unsicherheit bei Teams und Fahrern war vor dem Start in die Saison 2016 ziemlich groß. Was passiert mit den Reifen? Wie verhält sich die neue Einheitselektronik? Welche Nachteile bekommen Teams wie Ducati, bei denen bestimmt Privilegien wegfallen? Die Antworten fallen ganz unterschiedlich aus.

Die mittlere und kleinste Klasse der WM beschäftigte dagegen mehr die Frage, wer die Favoriten für 2016 sein könnten. Johann Zarco als Moto2 Weltmeister 2015 auch wieder für 2016? Und wer folgt Danny Kent in der Moto3 nach seinem Aufstieg eine Klasse höher?

Die Lage der Liga zur Halbzeitpause Eine Analyse.

Der MotoGP Fahrer an sich ist ein sensibles Wesen. Passt eine Abstimmung oder ein Reifen nicht zu 100 Prozent so wie gewünscht, dann kann er unleidlich werden. Es ist aber auch ein sensibles Geschäft. Winzige Änderungen an der einen Stelle, bringen manchmal größere Veränderungen an der anderen Stelle mit sich. Und so war vor Saisonbeginn die ganz große Frage von Bike und Fahrer: Was passiert mit mir? Bridgestone hatte sich als Reifenlieferant nach Jahren zurückgezogen. Insider sagen, die Japaner hatten schlicht keine Lust mehr auf die hohen Ausgaben. So fand ein alter Bekannter den Weg zurück: Michelin. Schon einmal waren die Franzosen Reifenausstatter der MotoGP, ab diesem Jahr übernahmen sie damit die Exklusivausstattung der Bikes. Für beide Seiten natürlich Neuland, denn vor allem die Fahrer und Ingenieure waren ja die Abstimmung auf die Bridgestone gewöhnt. Und Michelin konnte was völlig klar war nicht ab dem ersten Tag die gewünschte Mischung wie gewohnt zur Verfügung stellen.

Außerdem muss man immer bedenken, dass jeder Reifen seine speziellen Eigenschaften hat. Während bei einem die Seite eher härter konstruiert ist, ist bei einem anderen beispielsweise die Haltbarkeit besser. Die Kunst war es nun einen Reifen dem Feld anzubieten, der für möglichst viele Fahrer passte. Dass das naturgemäß nicht von Anfang an gelingt, liegt auf der Hand. Trotzdem war gerade zu Beginn der Saison der Reifen ein zu großes Gesprächsthema. Denn wenn die Sicherheit von Fahrern nicht gewährleistet werden kann, dann läuft irgendwas nicht optimal. Daher muss man an dieser Stelle einmal an das Desaster aus Argentinien erinnern, wo Scott Redding bei höchster Geschwindigkeit der Reifen auf der Geraden einging. Heute weiß man: Der Michelin verträgt die Kombination aus Gewicht (Redding ist einer der längsten und schwersten Piloten im Feld) und Hitze nicht. Dass es nach Argentinien zu keinen weiteren Ausfällen in ähnlicher Weise kam ist auch darauf zurückzuführen, dass die Bedingungen nicht mehr ähnlich heiß waren. Sollte es jetzt im Hochsommer noch einmal zu ähnlichen Temperaturen kommen (oder z.B. auch in Sepang) bin ich gespannt, wie der Reifen dann reagieren wird. Mittlerweile muss man allerdings zugeben, dass Michelin die Entwicklung vorangetrieben hat. Die Klagen der Fahrer wurden jedenfalls von Rennen zu Rennen weniger.

Während man also von der Reifenfront immer wieder viel hört (und teils durch Stürze auch sieht), ist es im Bereich der Einheitselektronik verhältnismäßig ruhig. Bei verschiedenen Teams klagen die Fahrer über Schwierigkeiten, im Großen und Ganzen scheint es aber hier besser zu laufen als erwartet. Am auffälligsten waren (oder sind) die Schwierigkeiten wohl bei Honda. Der Motor gilt als schwer zu zähmendes Biest, eine Erkenntnis, die auch nicht erst seit 2016 bekannt ist. Doch bislang war es den Honda Leuten gelungen, diesen schwer händelbaren Motor durch die eigene Elektronik halbwechs zu zähmen. 2015 gelang das schon nur mehr schlecht als recht. In diesem Jahr sind die Probleme kaum noch zu übersehen. Denn es ist einzig und alleine Marc Marquez (von der Ausnahme Jack Miller im Starkregen von Assen abgesehen), der die Maschine im ganz eigenen Fahrstil auf der Piste zu halten vermag. Die wenigsten klagen hört man von Ducati und auch bei den anderen Werksteams von Yamaha und Suzuki scheinen die Probleme weitaus weniger dramatisch als zunächst noch angenommen.

Wenden wir uns nach der Technik denjenigen zu, die das Ganze auch in zählbare Ergebnisse umsetzen müssen. Das Fahrerfeld 2016 hat sich auch wenn man das im ersten Moment nicht vermutete doch ziemlich verändert. Es gab genügend Beobachter die dachten (oder hofften?), dass an der Spitze des Feldes richtig Bewegung reinkommen könnte. Reifen und Elektronik sollten dabei die Hilfestellung sein, um das Feld insgesamt zusammenrücken zu lassen. Beim ersten Blick auf den WM Stand muss man ganz klar sagen: Das ist nicht passiert. Beim zweiten Blick sieht man jedoch, dass sich doch ganz schön was verändert hat. Schauen wir auf die Details.

Die Namen Valentino Rossi und auch Jorge Lorenzo hatten wir 2015 ganz vorne in der WM Tabelle. 2015 war es Rossi, der mit 179 Zählern als Führender vom Sachsenring kam. Jorge Lorenzo lag zu diesem Zeitpunkt nur 13 Punkte hinter Rossi. Die Kluft zum Rest des Feldes war aus Rossis Sicht mit über 60 Punkten Abstand zum Drittplatzierten schon mehr als komfortabel. In dieser Saison, ist das Feld der Spitzenleute etwas enger zusammengerückt. Der neue Triumphator heißt momentan Marc Marquez aber erst durch sein Ergebnis am Sachsenring konnte er diesen Punktevorsprung überhaupt herstellen. Mit 170 Punkten führt er die WM an, aber Jorge Lorenzo (122) und Valentino Rossi (111) folgen mit keinem uneinholbaren Rückstand auf den Rängen zwei und drei. Aus einem Zweikampf 2015, ist ein Dreikampf 2016 geworden.

Wer jetzt jedoch meint, dass die WM schon gelaufen ist, der sollte mit dem Öffnen der Champagnerflasche vielleicht noch ein bisschen warten. Das Marc Marquez nach seinem schwächeren Jahr 2015 zurück auf der Bühne ist, das kann man eindeutig an der Punktetabelle ablesen. 2016 fährt ein (zum Teil) runderneuerter Marquez, den man so in seiner bisherigen Karriere noch nicht erlebt hat. Während es noch 2015 hieß: Sieg oder Kiesbett, erlebt man jetzt einen deutlich gereifteren Fahrer. Bestes Beispiel: Der zweite Platz von Assen in diesem Jahr. Noch in den Jahren zuvor hätte Marquez vermutlich alles daran gesetzt dieses Rennen auf Biegen und Brechen zu gewinnen. Doch 2016 ist das anders. Er selbst sagt, dass er für einen Sieg zu viel hätte riskieren müssen und ein zweiter Platz in diesem Fall genauso viel wert gewesen wäre. Aber natürlich kann Marquez das wilde Tier in sich nicht völlig ablegen, wie man am Sachsenring gesehen hat. Dieser frühzeitige Wechsel auf Slicks, auf dieser noch zum Teil feuchten Piste, das hatte schon was von Gambling. Aber es ist eben der Tanz auf der Rasierklinge, wie ihn kaum ein anderer Fahrer wie der Spanier vollführen kann.

Dieses Mehr an Reife mit dem Schuss Genialität und dem nötigen Glück auf seiner Seite machen den Honda Piloten derzeit zum WM Kandidaten Nummer eins. Allerdings kommt die erste Saisonhälfte Marquez auch immer etwas entgegen, zählen doch z.B. die Strecken in Austin oder auch am Sachsenring zu seinen Lieblingspisten. Aber neben der guten eigenen Form profitiert Marquez auch von der Schwäche seiner Konkurrenten. Schauen wir da zuerst auf Jorge Lorenzo. Seine Saison ist vom Punkteverlauf eigentlich kaum schlechter als im letzten Jahr, allerdings verhagelten ihm zwei Sonderfaktoren ein besseres Abschneiden. Erstens: Die unerwarteten Nuller in Argentinien (Sturz) und Barcelona (von Andrea Iannone abgeschossen). Das wäre noch verkraftbar von den Punkten gewesen, wenn nicht zweitens dieser totale Einbruch bei den letzten beiden Rennen im Regen passiert wäre. Letztes Jahr in Assen noch dritter und am Sachsenring vierter, warf Lorenzo die Punkte durch einen zehnten und 15. Platz in diesem Jahr regelrecht weg.

Lorenzo hat grundsätzlich mehr Probleme mit den neuen Michelin Reifen so war es an vielen Stellen schon zu hören. Insbesondere mit der Regenmischung kommt er gar nicht zurecht, anders ist ein solches Ergebnis nicht zu erklären. Auch 2015 musste er teils einen kräftigen Rückstand auf Teamkollege Rossi in der WM aufholen. Aber ob das 2016 mit diesen offensichtlichen Problemen wieder gelingt? Für Lorenzo kommt die Sommerpause genau zur richtigen Zeit um die Akkus wieder aufzuladen und auch mental neue Kraft tanken zu können. Dass er auch 2016 in der Lage ist um den Titel mitfahren zu können, dass hat er mit den drei bisherigen Siegen in der Saison schon bewiesen. Der Druck wird für ihn jedoch nicht kleiner werden, denn solche Aussetzer wie in Assen oder am Sachsenring sind in den weiteren Rennen schlicht nicht mehr drin. Ein Regenrennen darf auch nicht mehr mit dabei sein, sonst könnte der WM Zug für ihn tatsächlich schon bald abgefahren sein.

Ist dieser Zug für den Yamaha Teamkollegen Valentino Rossi vielleicht sogar schon abgefahren? Eins ist klar: Rossi darf man nie, nie und nochmals nie abschreiben. Dafür ist der Italiener einfach zu gerissen und taktisch zu clever unterwegs. Doch so langsam wird einem klar, warum Rossi 2015 wirklich alles dafür tat um seinen zehnten WM Titel einfahren zu können. Die Grundkonstellation hat sich für ihn 2016 komplett geändert. Und vielleicht hat er das im vergangenen Jahr gespürt, dass eine solche Chance möglicherweise nicht noch einmal kommen würde. Aber bekanntlich ist es erst dann vorbei, wenn es vorbei ist (dafür fünf Euro in das Phrasenschwein). Marquez müsste als WM Leader nur stürzen oder sich verletzen und ganz fix wäre der Vorsprung dahin. Aber und das ist klar wenn alles so läuft wie bislang, dürfte es für Rossi 2016 verdammt schwer werden, in den WM Kampf noch einmal richtig einzugreifen. Was läuft in dieser Saison nicht so wie noch im letzten Jahr? Es sind die Ausfälle. Drei der acht Rennen konnte Rossi nicht beenden. In Austin und Assen stürzte er, in Mugello ging ihm der Motor hoch. Dazu jetzt das verbockte Rennen am Sachsenring. Das ist es auch schon, was man ihm als Fehler vorhalten kann. Dreimal aufs Podest gefahren wären so ca. 50 bis 60 Punkte mehr. Die Welt in der WM würde komplett anders aussehen.

Man kann also schon ein bisschen von Pech reden, denn im Regen zu stürzen, das kann einfach passieren. Schaut man sich nämlich die weiteren Resultate von Rossi an muss man sagen: Er scheint sogar stärker als 2015. Jedenfalls ist er der Einzige im Feld, der es richtig versteht mit den Reifen umzugehen. Rossi hat den Vorteil, schon einmal mit Michelin gefahren zu sein. Ein Vorteil jedoch, den er bislang noch nicht vollumfänglich zu seinen Gunsten einsetzen konnte. Mit dem Yamaha Piloten wird also trotz aller Schwierigkeiten weiter zu rechnen sein als Verfolger Nummer eins von Marc Marquez.

Apropos Verfolger. Was ist eigentlich aus dem groß angekündigten und angestrebten Angriff auf die Spitze von Ducati geworden? Um es freundlich zu beschreiben: Das hat wohl nicht wirklich funktioniert. 2015 hatte Andrea Iannone zur Halbzeit 118 Punkte gesammelt, war dritter in der WM. Andrea Dovizioso folgte mit 87 Punkten auf Rang fünf. In dieser Saison muss man in der WM-Tabelle schon deutlich länger suchen um diese Namen zu finden. Iannone mit 63 Punkten nur achter, Dovizioso mit 59 Zählern nur neunter. Was ist da bitte passiert? Die Erklärung scheint gar nicht so einfach, aber vor allem bei Iannone waren es diverse persönliche Fehler, die zu einem solchen Ergebnis führten. Den eigenen Teamkollegen in Argentinien in der letzten (!) Kurve vor der Ziellinie abgeschossen, ebenso Jorge Lorenzo in Barcelona. Vier Rennen ohne Zielankunft das ist einfach zu wenig um richtig bei der WM Musik mit dabei zu sein. Und auch Teamkollege Dovizioso mit nicht mehr als soliden Leistungen. Eine oder wenige schnelle Runden bekommt das Ducati Werksteam hin, auf die Distanz scheint aber das Jahr 2016 bislang eher ein Rück- als ein Fortschritt zu sein. Ob es aber wirklich an der Maschine liegt? Auf diese Antwort muss man wohl noch bis 2017 warten.

Den kompletten Beitrag mit vielen spektakulären Fotos gibt es hier.

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