30.12.2012 um 00:22 Uhr
2036 - ein Jahresrückblick
Und wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu. Eine Zeit der Rückbesinnung. Wisst ihr noch damals zu Zeiten der Bundesliga? Lang ist es her - vieles hat sich verändert, auch wenn man es gar nicht mehr so wahrnimmt.
Oft hören wir unsere Großväter von den guten alten Zeiten sprechen.
Aufstieg und Abstieg - ein Modus, der seit jetzt genau 8 Jahren nicht mehr existiert. Völlig zu recht entschied FIFA-Chef Sepp Blatter damals, diesen Modus abzuschaffen, um etwaige emotionale Ausbrüche zu verhindern. In Folge des Sicherheitskonzepts von 2028 - indem auch erstmals schalldichte Schutzmauern zwischen den Kunden der einzelnen Filialen errichtet wurden (früher nannte man es Fan und Verein). Nun können feindselige Sprechchöre, die ohnehin mittlerweile verboten sind, nicht mehr an die andere Kundengruppe gelangen.
Man mag von den neuen Sicherheitsmaßnahmen halten was man will, aber sie sorgen für ein durchweg noch sichereres Stadionerlebnis. Neulich erst kam vereinzelt Kritik gegen die Anlagen auf, die seit Jahren für Stromstöße sorgen, sobald man sich länger als 3 Sekunden von seinem Platz erhebt. Nicht zuletzt Johannes B. Kerner hat mit seinem Live-Studio Test aber hinlänglich bewiesen, dass diese Stromstöße selbst für Kinder völlig ungefährlich sind und uns einen noch höheren Grad an Sicherheit bieten - in diesen Zeiten der Unsicherheit.
Zahlreiche lebenslange Stadionverbote mussten in diesem Jahr verhängt werden. Emotionale Jubelorgien nach einem Führungstor - DAS hat in unseren Stadien nichts zu suchen. Sogenannte Fans gehören meiner Meinung nicht in ein Fußballstadion. Die Filialen-Betreiber blenden auf dem Videowürfel extra die Zeiten ein, in dem geklatscht werden darf. Es ist denn wirklich zu viel verlangt, sich an diesen simplen Regeln zu halten? Ich meine nicht. Safety First.
Wie lief das Jahr für meinen Verein?
Meine weißen Kamele tummeln sich sportlich gesehen im Mittelfeld der Liga. Aber wen interessiert auch schon noch das Sportliche? Die Meisterschale für das beste Betriebsergebnis könnte tatsächlich an uns gehen. Es bleibt spannend.
Tja, unsere weißen Kamele. Mein Opa erzählt mir immer von den alten Zeiten. Damals waren es ja die roten Teufel. Scheich Hassan al Birham änderte unsere Vereinsfarben großzügigerweise in ein helldunkles Blau und ersetzte den Teufel durch das weiße Kamel. Eine weise Entscheidung. Steht das weiße Kamel doch für ewigen Erfolg. Außerdem wurden mit dem Sicherheitspapier 2028 ja ohnehin jegliche Farben und Maskottchen verboten, die Aggressionspotenzial aufweisen könnten. Mit unserem Rot standen wir ganz schlecht da.
Wie muss das wohl damals alles gewesen sein?
Lange Anfahrten zum Stadion, Rumgestehe in der Schlange, dichtes Gedränge, lautes Gegröle. Dinge, die man sich in der heutigen Zeit nicht mehr vorstellen kann. Tatsächlich trugen sogenannte Fans auch noch Fanartikel am Körper, die sie von der anderen Filiale unterscheiden konnte. Ein ungeheures Gefahrenpotenzial. Die Einheitskleidung für Stadionbesuche ist im Jahr 2036 vollkommen akzeptiert - ein paar unverbesserliche protestierten zu Anfang des Jahres gegen diese Neuregelungen. Manchen kann man es aber einfach nicht recht machen. Ist die FIFA ihnen mit dem unter der Jacke zu tragenden andersfarbigen Armbändern entgegengekommen, so ließen diese sich auf keine der Maßnahmen ein - ein Beleg dafür, dass Dialoge mit diesen Chaoten nichts nützen.
Ich für meinen Teil gehe noch sehr gerne ins Stadion.
Ich liebe alles an diesem Stadionbesuch. Das ist für mich ein einzigartiges Erlebnis. Manchmal bin ich von den Sponsorenaktionen in den Spielunterbrechungen so gefesselt, dass ich vergesse auf die Toilette zu gehen. Mein Opa fragt mich manchmal: Junge, findest du es eigentlich ok, dass jeder Hauptsponsor mit dem Zeigen der rot-weißen karierte Flagge das Recht hat, das Spiel 4 mal für eine Werbeunterbrechung zu pausieren?
Ich weiß, was ihr denkt. Ich denke mir das Selbe. Die alten Leute halt. Ich finde es klasse, was uns das Fußballerlebnis heutzutage bietet. Früher war es ausschließlich Fußball. Wer fliegt denn bei den Sonnenergiepreisen an den Tankstellen bitte heute noch für mehr als 100km mit dem Schwebeauto? Scheich Hassan al Birham tut alles dafür, das relativ schlichte und einfache Fußballerlebnis mit Quizshows, Tanzeinlagen, Werbeaktionen und Kamelrennen in den Halbzeiten und Unterbrechungen aufzuwerten. Ich kann mir keinen besseren Eigentümer für unseren Verein vorstellen. Ich bin stolz auf meine Filiale und freue mich auf ein spannendes Jahr 2037.
Dieser Text ist auch erschienen auf:
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Dreihundertsechzig
Aufrufe: 1674 | Kommentare: 2 | Bewertungen: 2 | Erstellt:30.12.2012
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KOMMENTARE
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10.01.2013 | 12:58 Uhr
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Hast du zufällig eine Aufzeichnung der Johannes B. Kerner Sendung oder kann ich mir das fortschrittliche Videoformat erst mit der entsprechenden Technologie aus dem Jahre 2036 anschauen? :-D
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Der Schluß ist ja am besten "Ich weiß, was ihr denkt. Ich denke mir das Selbe. Die alten Leute halt. Ich finde es klasse, was uns das Fußballerlebnis heutzutage bietet. Früher war es ausschließlich Fußball. Wer fliegt denn bei den Sonnenergiepreisen an den Tankstellen bitte heute noch für mehr als 100km mit dem Schwebeauto? Scheich Hassan al Birham tut alles dafür, das relativ schlichte und einfache Fußballerlebnis mit Quizshows, Tanzeinlagen, Werbeaktionen und Kamelrennen in den Halbzeiten und Unterbrechungen aufzuwerten. Ich kann mir keinen besseren Eigentümer für unseren Verein vorstellen. Ich bin stolz auf meine Filiale und freue mich auf ein spannendes Jahr 2037." Ist dir richtig gut gelungen.