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28.06.2012 um 17:10 Uhr
2000 Kilometer in drei Tagen (1)
Tag 1: Udo in Dauerschleife und eine polnische Tragödie

Die Reise in den Osten Europas beginnt in der Hauptstadt Deutschlands. Berlin. Von hier aus startete unser Abenteuer mit dem Ziel Lemberg. Auf die Straße ging es am Samstag. Es war der Tag, an dem die Polen gegen die Tschechen spielten. Diese entscheidende Begegnung wollten wir keinesfalls verpassen. Zu überwältigend und ausgelassen versprachen wir vier uns die Stimmung in Krakau. Somit hieß es für uns: Früh aufstehen, am besten bereits vor Sonnenaufgang. Gesagt, getan. Das Navi zeigte bis „Krakow" 600 Kilometer an. Schnell verließen wir Berlin, durchquerten die beschauliche Lausitz und passierten die deutsch-polnische Grenze. Fortan grüßten die Grashalme zwischen den nicht akkurat verlegten Betonplatten der Autobahn. Diese entpuppte sich schnell als Buckelpiste mit einem beiläufigen Rattern als Nebengeräusch. Somit konnten wir nicht einmal den einzigen CD’s lauschen die wir im Gepäck hatten: einem mehr als bescheidenen Hörbuch sowie dem aktuellsten Live-Album von Udo Lindenberg. Wie schade!

Nach einigen Mautstellen, Straßenimbissen mit feinem Gulaschgeruch und einigen Tracks von der Udo-Platte kamen wir in Krakau an. Uns offenbarte sich eine wunderbare Stadt voller Geschichte, eindrucksvollen Sehenswürdigkeiten und vielen aufgeregten Menschen. Die Euphorie schien greifbar. Jeder war in den Farben rot und weiß gekleidet oder hatte sich die Wangen in diesen Farben bemalt. Erinnerungen an das rot-weiße München Mitte Mai kamen auf. Beinahe jeder Balkon war mit einer polnischen Fahne gesäumt. So gut wie jedes Restaurant führte EM-Specials auf der Speisekarte.



Wir hatten gerade noch sechs Stunden bis zum Anpfiff des entscheidenden Spiels der Gruppe A. Dennoch versuchten wir im Eiltempo ein wenig Sightseeing zu betreiben. Erschöpft von Fahrt und Denkmal-Marathon diente eine Promenade an der Wisla als Ort kurzer Entspannung. Vom Fußball blieb man aber auch hier nicht verschont: Von allen Seiten vernahm man Polska-Rufe, Menschen in Bierflaschen-Kostümen marschierten auf und ab und priesen ihren günstigen Gerstensaft an. Direkt sollte es nach einer kleinen Stärkung (feinste Pierogi) zum größten Public Viewing der Stadt gehen. Dummerweise war dies jedoch komplett überlaufen. Somit musste eine Alternative her. Nach einer dreiviertel Stunde wirrem Suchen dann endlich die Erlösung: Ein Zelt mit Platz für ca. 120 Menschen sowie einer gut acht Quadratmeter großen Leinwand. Nach einer kurzen Wartezeit durften wir rein und wurden mitten an einen Tisch von jungen polnischen Fans gesetzt. Zunächst wurden wir kritisch beäugt, doch kaum hatten wir erwähnt, dass wir heute für Polen jubeln, waren wir voll integriert. Die Nationalhymne lief, die polnischen Freunde reckten sich gen Himmel, schmetterten ihre rechte Hand auf die Brust und sangen die „Mazurek Dà105browskiego" inbrünstig mit. Gänsehautstimmung.



Das Spiel lief erst einige Minuten und schon hatte sich die Luft mit dem Geruch von Angstschweiß vermengt. Tropfen plätscherten allmählich von der Decke. Beinahe permanent hallten Schlachtrufe durch das Zelt. Nach einigen vielversprechenden Angriffen der Polen dann der Führungstreffer durch Petr Jiracek für die Tschechen. Stille. Von nun an verstummten die Anhänger in rot-weiß. Stattdessen wurden Fingernägel gekaut und Daumen gedrückt. In der verbliebenden Zeit gelang es dem Team von Franczisek Smuda nicht mehr den Ausgleich zu erzielen. Das Spiel war vorbei. Tränen liefen und Enttäuschung machte sich breit. Allerdings nur für kurze Zeit: Ein Fan rappelte sich auf und stimmte trotzig Polska, Polska-Rufe an. Die Trauer war nur von kurzer Dauer, die Tragödie nur eine kurze. Von nun an überwogen der Stolz und der Optimismus, in Zukunft im Weltfußball eine bedeutendere Rolle zu spielen.

Hier geht es zu Tag 2!
Aufrufe: 3155 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 1 | Erstellt:28.06.2012
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