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11.03.2016 | 3638 Aufrufe | 1 Kommentare | 1 Bewertungen Ø 5.0
Trauerspiel in Thessaloniki
"Staat im Staate"
Olympiakos und die Schiedsrichter machen den griechischen Sport kaputt

Anfang März im Toumpa Stadion in Thessaloniki. Um 21:26 Ortszeit haben die rund 30.000 Zuschauer genug vom Halbfinalspiel um den griechischen Pokal zwischen PAOK und Olympiakos Piräus. Unrühmliche Szenen spielen sich ab. Rangeleien, Spielabruch, Platzsturm... Feuerwerkskörper, Bengalos, Sitzplätze und verschiedene Objekte fliegen von der Gate 4 auf dem Spielfeld. Es herrscht das pure Chaos. Mal wieder.

Das Spiel der Erzrivalen begann stimmungsvoll. Keine der beiden Mannschaften versteckte sich, wobei die Gäste es etwas ruhiger angehen wollten. PAOK erwischte den besseren Start und ging prompt durch einen Treffer des Ex-Nürnbergergs Robert Mak in Führung (9.). Wenige Augenblicke zuvor wurde Terry Antonis mit einem harten Bodycheck unmittelbar vor dem Strafraum der Gäste blockiert. Dabei standen gleich zwei Mitspieler mutterseelenallein und warteten auf ein Zuspiel. Der unparteiische Schiedsrichter aus Athen, Andreas Pappas entschied auf weiterspielen. Er sollte es sein, der als Protagonist seinen Stempel aufsetzten sollte.

Die zweite Szene die der Schiedsrichter wiederholt falsch interpretiert hat, fand in der 20. Minute statt, als Piräus-Mittelfeldspieler Luka Milivojevic den Ellenbogen in das Gesicht seines Gegenspielers (Charis Charisis) einrammte und ledigliche den gelben Karton sah. Aber damit nicht genug. Der Athener Pappas entdeckte wenig später ein Foulspieler des Innenverteidigers Dimitrios Chatziisaias an Piräus-Star Kostas Fortounis. So etwas wird nirgendswo anders gepfiffen, außer in Griechenland zugunsten Olympiakos. Aus diesem Freistoß entstand schließlich der Ausgleichstreffer. Fortounis flankte gefühlvoll und Esteban Cambiasso köpfte gekonnt in die lange Ecke zum 1-1. Außerdem fand der Zweikampf der zum Freistoß führte innerhalb des Strafraums statt. Es hätte also Elfmeter geben müssen. Doch Fortounis fiel mit seiner einzigartigen, theatralischen Tauchkünste einige Meter außerhalb des Sechzehners hin. Ein Foulspiel war es dennoch nicht. Der Ex-Lauterer hat sich in Hellas schon einen Namen als unfairerer Spieler und Schwalbenkönig gemacht, da er Foulspiele permanent provoziert. Es kommt nicht von ungefähr, dass er die Pfiffe der Schiedsrichter in Griechenland bekommt, aber in den europäischen Wettbewerben außer Ermahnungen, gelbe Karten wegen seiner Schwalben sammelt. Bis zum Pausentee pfiff der Athener 17 mal Foul gegen die Heimmannschaft und 7 mal gegen den Rekordmeister.

Andreas Pappas und seine Gehilfen hatten im zweiten Durchgang noch einiges vor. Jedes mal wenn ein Spieler der Gäste zu Boden kam ertönte ein Pfiff. Mit seiner Linie das Spiel zu pfeiffen empörte er nicht nur die Zuschauer, die ab der 60. Minute jeden Pfiff der gegen ihre Mannschaft ertönte Pappas mit lauten Beifall und einem Hauch ironischem "bravo" kommentierte, sondern vor allem die Spieler. Die Leistung der Mannen des kroatischen Trainers, Igor Tudor, versuchte verzweifelt ins Spiel zu finden. Doch nahe zu jeder Zweikampf wurde vom unparteiischen gegen sie gepfiffen. Nach toller Kombination erzielte David Fuster das 1-2 und löste rießen Jubelstürme seines eher stoischen portugisischen Trainers Marco Silva auf der Bank aus (57.).

Erste Spielunterbrechung

Wenige Minuten später konnte sich ein PAOK-Anhänger von der Haupttribüne nicht beherrschen und warf ein Plastikbecher mit Wasser aufs Spielfeld und traf dabei den Olympiakos Trainer auf dem Rücken. Dieser fiel zu Boden und fasste sich zuerst an die Stirn, dann den Hinterkopf. Danach merkte er anscheinend das der Becher ihn an den Rücken getroffen hatte und legte sich zu Boden. Ein absolut idiotisches Verhalten hätte den endgültigen Spielabbruch bedeuten können. Der Schiedsrichter brach das Spiel lediglich für paar Minuten ab und weiter gings. Die Makedonen hatten in der Folgezeit das Spiel unter Kontrolle. Piräus zog sich zurück und lauerte auf Kontermöglichkeiten. In der 70. Minute zappelte der Ball zwar im Netz der Gäste, doch Pelkas stand 5 meter im Abseits und das Tor wurde zurecht nicht anerkannt.

Die Kirsche auf der Torte setzte der Athener Pappas schließlich fünf Minuten vor dem Abpfiff. Endlich ging ein Passspiel durch und Robert Mak eilte seinen Gegenspielern davon. Im Strafraum wurde er von Schlussmann Stefano Kapino (Ex-Mainzer) von den Beinen geholt, doch Pappas entschied auf weiterspielen. Das Toumpa Stadion fing an zu brodeln. Die Gegenspieler gingen aufeinander los, die Fans waren außer sich. Als sich die Gemüter etwas beruhigt haben verteilte Pappas jeweils eine gelbe Karte an Tzavellas und Seba. Der slowakische Nationalspieler war trotzdem empört. Zuerst schnappte er sich den Athener Spielleiter. Danach ging er zum fünften der provokanten Delekation, der hinter dem Piräus-Gehäuse auf der Außenlinie das Geschehen verfolgt hat. Selbstverständlich hatte er eine super Optik auf den klaren Elfmeter der nicht gegeben wurde. Christos Mitsios aus Piräus wies Mak ab.

Letztendlich wurde der Torschütze mit rot bestraft, da er angeblich Mitsios zweimal angespuckt und beleidigt haben soll. Mitsios informierte per Funkgerät seinen Chef, der Mak umgehend des Platzes verwies. PAOK-Akteure die bislang nie ungemäß auffielen, protestierten lautstark gegen das desolate Verhalten des Schiedsrichtergespann aus der Hauptstadt. Pelkas, Leovac, Cimirot, Mak, alles ruhige Spieler die vor allem im zweiten Durchgang wegen der unfassbaren Benachteiligung vor Wut kochten. Unmittelbar nach den Platzverweis stürmten PAOK Fans das Spielfeld. Die Polizei, die darauf vorbereitet war, reagiert sofort. Die Gäste flüchteten in die Kabiene, Tudor zog seine Haare und ein weiteres Kapitel des griechischen Fussball wurde schädlich missbraucht und verachtenswert hintergangen.

Geschichte wiederholt sich

Knapp 15 Minuten später standen die beiden Teams wieder auf dem Spielfeld, mussten allerdings noch ein wenig warten bis die Schiedsrichter sich auch trauten. Als das Spiel wieder beginnen sollte, setzten die PAOK-Anhänger ein jehes Ende indem sie allerlei Objekte und Feuerwerkskörper auf das Spielfeld warfen. Die Polizei nahm 13 Personen fest und im Stadion herrschte selbst Stunden danach Ausnahmezustand. Fans und Polizei lieferten sich auf dem Spielfeld eine wahre Schlacht. Nicht zu schade war sich die Spezialeinheit der Polizei (MAT) Tränengas einzusetzen, in einem Stadion das mit 30.000 Zuschauer fast ausverkauft war. Frauen und Kinder gab es natürlich auch. Aber das interessierte im Endeffekt keinen. Zudem ist es nicht das erste mal, dass ein Spiel abgebrochen wird, wenn Olympiakos zu Gast ist. Kontinuirlich werden seit Jahrzehnten die Gegner der Hafenmannschaft ohne Gnade benachteiligt.

An einem sonnigen Sonntag, den 01.11.1998, am selben Ort, mit den selben Vereinen gab es ein Spielabruch in der 83. Minute. Damals führte Piräus ebenfalls mit 1-2. Das einzige was sich von damals verändert hat sind die Namen der Protagonisten. Der Pappas hieß vor 18 Jahren Papapetrou. Erst pfiff er einen Elfmeter für die Gäste, der keiner war und auf der Gegenseite annullierte er den Ausgleichstreffer zum 2-2 von Mirko Taccola wegen angeblichen Handspiels. Ähnlich wie heute kam es zu Ausschreitungen in und außerhalb des Spielfeldes. PAOK wurden am "grünen Tisch" drei Punkte abgezogen und Olympiakos feierte am Ende der Saison seine 27. Meisterschaft.

Die Söldner des Regimes

Der 2. März 2016 wird in den Geschichtsbüchern eingehen als ein sensationell gut organisiertes Verbrechen. Lange vor dem Anpfiff wurde in ganz Griechenland geflüstert was alles passieren wird. Spätestens nach der Ansetzung der Schiedsrichter war sich jeder im Klaren was folgen würde. Keiner von ihnen sollte Unrecht behalten. Andreas Pappas gilt als einer der treuen Söldner der Herrschaft des Rekordmeisters. Christos Mitsios selbst ist aus Piräus und ist genau wie Pappas aus dem selben Kaliber geschnitzt. Vereinspräsident Vagelis Marinakis, der unter anderen wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung und wegen Bestechung angeklagt ist, schickte seine besten Söldner nach Thessaloniki um ja nichts dem Zufall zu überlassen. Marinakis kontrolliert nicht nur den Fussball sondern zieht seine Fäden auch in der Politik. Es kommt nicht von ungefähr das Griechenland seit Jahrzehnten der Korruption verfallen ist. Und genau deswegen ändert sich nichts im "Land der Demokratie".

Giannis Moralis heißt der Bürgermeister von Piräus. Sein verstorbener Vater diente als Minister in früheren Jahren, doch Moralis zeigte nie Interesse an der Politik zu haben. Er studierte Wirtschaftswissenschaft an der Universität in Piräus und arbeitete über 20 Jahre für Rekordmeister in verschiedenen Dienststellen. Vom Pressesprecher bis hin zum Vize Präsident und Generalmanager. Im Jahr 2012 wurde er sogar als Vorsitzender der Liga gewählt. Seine Aussage als Bürgermeister zu kandidieren überraschte alle. Mit was für einen "background", mit welchen Ambitionen, weshalb würde er kandidieren? Um was zu beweisen?

Moralis gewann die Wahlen und übernahm sein Amt am 01.09.2014. Er hatte die volle Unterstützung seines Vertrauten und Mitgefährten, Vangelis Marinakis. Genau, derjenige, der gerne in den Halbzeitpausen die Schiedsrichterkabine aufsucht um den unparteiischen "viel Glück" zu wünschen. Aber nicht nur Marinakis, sondern alle großen und bekannte Persönlichkeiten aus dem Raum hielten zu Moralis. Der ehemalige Vereinseigentümer, Sokratis Kokkalis, wie auch sein Sohn oder der berühmte frühere Basketballspieler und Ex-Bürgermeister der selben Stadt, Panagiotis Fasoulas. Der abtretende Bürgermeister Vasilios Michaloliakos klagte wegen diversen Verstöße an.

Unter anderem, machten die Olympiakos Fans auf unorthodoxer Weise mobil, indem sie mit Aufklebern verlangten -die auf den Straßen der Hafenstadt zu sehen waren- sich gegen den amtierenden Bürgermeister auszusprechen. Auf den Aufklebern war Michaloliakos mit grün-weißen Schal zu sehen und daneben stand die Phrase:"KEINE EINZIGE STIMME FÜR DIE GEGNER DER LEGENDE (Thrylos), KEINE EINZIGE STIMME FÜR DEN BÜRGERMEISTER DER ANTI-OLYMPIAKOS IST". Propaganda pur!

Natürlich gewann der unerfahrene Moralis die Wahlen, da er die Unterstützung aller Olympiakos Anhänger hatte. Der Verein demonstrierte wieder einmal seine Stärke gegenüber aller Parteien. Gegenüber der Politik. Gegenüber Griechenland. Wie seine Medien damals vermeldeten hätte Olympiakos die Macht ganz Griechenland zu regieren. Zu dieser Zeit gab es wilde Spekulationen um eine Kandidatur von Vangelis Marinakis an den bevorstehenden Parlamentswahlen. Marinakis ging diesen Weg allerdings nicht nach, da er schlussendlich kein Interesse zeigte Präsident der Nation zu werden.

Die Medienlandschaft wird demnach von Leuten seiner Zunft kontrolliert. Alles dreht sich im Teufelskreis. Olympiakos hat es geschaft ein "Staat im Staat" zu werden. Der Sport bildet in jedem Land eine Miniatur der eigenen Gesselschaft. Selbst nach dem Trauerspiel im Toumpa Stadion, hetzten Sportjournalisten und Redakteure einzig und allein auf PAOK. Sie seien es die an allem Schuld sind. Sie haben den Spielabruch gezwungen. Nicht der Schiedsrichter der sogar zwei Elfmeter den Piräoten verweigert hatte (!). Verdrehte Welt? Nein. Alles ganz normal in Griechenland. Die Medien haben die Macht durch permanentes Gelabber und provokativen Artikeln den Meinungswechsel zu fördern. Sie dienen den Mächtigen. Anerkannte Sportreporter wie z.B. Vasilios Samprakos, der unmittelbar nach Spielabruch einen ganzen Artikel gegen PAOK und seine Anhängerschaft veröffentlichte, nicht ein einziges Wort zum Spiel, dem Schiedsrichter usw., dienen getreut dem kranken, wahnsinnigen Systems in Hellas. Diejenigen, die es wagen etwas gegen das System zu sagen oder zu schreiben werden entweder gefeuert, wie Alexis Spyropoulos (Bezahlsender OTE tv) oder werden als verrückt erklärt.

Pokalwettbewerb wird eingestellt

Nachdem PAOK-Besitzer, Ivan Savvidis, nach dem Spiel vor laufenden Kameras erklärte, dass seine Mannschaft nicht zum Rückspiel antreten wird, beschließ der Sportminister, Stavros Kontonis, den Spielbetrieb im Pokalwettbewerb einzustellen. Ein Tag nach dem Vorfall sollte AEK Athen gegen Atromitos im anderen Halbfinalspiel stattfinden, doch Kontonis annullierte die Begegnung. Alle Vereine stimmten dem Urteil zu, außer einem: Olympiakos Piräus! Die Piräoten meinten in einer schriftlichen Stellungsname, dass einzig und alleine PAOK schuld ist an dem Spielabbruch. Die Leute im Hafen leben anscheinend in einem parallelen Universum. Anders ist die Reaktion und der Realitätsverlust nicht zu erklären.

KOMMENTARE
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icolonia
14.03.2016 | 08:53 Uhr
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icolonia : 
14.03.2016 | 08:53 Uhr
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icolonia : 
Sicher sehr emotional und subjektiv geschrieben. Letztendlich sind aber die Ausschreitungen der PAOK-Fans für den Spielabbruch verantwortlich. Alles, was dann folgt, ist natürlich nicht schön, aber eben Folge von Platzsturm usw.

Trotzdem interessant zu erfahren, wie weit die Machenschaften im griech. Fußball scheinbar reichen.

Der Artikel ist an manchen Stellen etwas schwierig zu lesen wegen Satzbaufehlern etc. Da könnte man mehr drauf achten.
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