Als sich der vermeintliche Franchise Player, Eric Bledsoe, im Spiel gegen die Los Angeles Clippers am Knie verletzte, drohte das Schiff zu sinken. Somit winkte ein hoher Pick im unglaublich tief besetzten Draft 2014. Was Head Coach Jeff Hornacek nach der Hiobsbotschaft aus seinem Team heraus holte, hätte sich nicht mal der optimistischste Suns Fan träumen lassen. Statt dem prophezeiten Untergang, spielte Phoenix den besten Basketball seit der Ära von Steve Nash. Tempo Limit? Nicht in Phoenix. Hohes Pace hieß die Devise. Phoenix spielte sich phasenweise in einen Rausch. Kurz gesagt: It was Showtime Baby! Allen voran Goran Dragic spielte auf All Star Niveau. Der Slowene führte die Suns beinahe in die Playoffs. Die zähen Bären aus Memphis konnten sich im Kampf um den letzten Playoffs Platz letztendlich durchbeißen. Spätestens nach der letzten Saison lacht keiner mehr über die Suns. Hoffnungsvoll und selbstbewusst kann das logische Ziel nur eins bedeuten: Playoffs 2015!

Was ist neu?

Der prominenteste Neuzugang heisst Isaiah Thomas. Der 1.75m große Spielmacher spielte eine starke vergangene Saison mit 20 PpG und 6,3 ApG. Der Point Guard wurde in einem Sign-and-Trade aus der kalifornischen Hauptstadt Sacramento nach Phoenix geholt. Als Sixth Man wird er dem ohnehin schon tief besetzen Backcourt der Suns neue Möglichkeiten geben und gilt insgeheim schon als grösster Favorit für den Sixth Man oft the Year Award. Zum Kader der Suns stießen desweiteren Anthony Tolliver, Tyler Ennis, T.J Warren, Zoran Dragic und Alec Brown hinzu. Leonardo Barbosa, Ish Smith, Dionte Christmas(seinem Nachnamen konnte er in Arizona nie gerecht werden) und Channing Frye verließen den sonnigen Bundesstaat. Für Channing Frye scheint die Sonne immer noch, nur eben in Orlando und nicht mehr in Phoenix. Mit den Zwillingen Markieff, 32 Millionen Dollar, und Marcus Morris, 20 Millionen Dollar, konnte man den Vertrag für vier weitere Jahre verlängern. Bad Boy P.J Tucker unterzeichnete einen Zweijahresvertrag und auch das unendliche Tauziehen mit Eric Bledsoe konnte mit einem maximalen Angebot schlussendlich für sich gewonnen werden. 70 Millionen Dollar schwer ist sein neuer Fünfjahresvertrag. Ohne die Causa Eric Bledsoe, war es eine ruhige off Saison, die man als erfolgreich bezeichnen kann.

Umfeld

Phoenix ist ein kleiner Markt und gilt als Außenseiter. Diesen Ruf genießen die Spieler wie auch die Fans. Das Medieninteresse ist nicht zu vergleichen wie das in Los Angeles oder Miami. Negativ ist das keineswegs, denn nach dem Abgang von Steve Nash leitete man den Rebuild ein. Das Ziel war es eigentlich, durch hohe Picks einen guten Kern zu bilden, um in naher Zukunft Richtung Playoffs zu schielen. Eigentlich - denn bis zum letzten Spieltag vergangene Saison, war Phoenix im starken Westen ein Playoff Anwärter. Zwischenzeitlich lag man sogar im oberen Abschnitt der Tabelle in der Western Conference. Wohlgemerkt ohne Eric Bledsoe! Das in Phoenix Verletzungen vor kommen, ist seltener als ein drei Punktewurf von Dwyane Wade. Kurze Frage: Welches NBA Team besitzt die beste medizinische Abteilung neben der aus San Antonio? Richtig, die Phoenix Suns. Amare Stoudemire, Steve Nash, Shaquielle ONeil, Jermaine ONeil oder Grant Hill galten als zu verletzungsanfällig oder alt. Aber gerade die genannten Spieler und Ex-Spieler spielten für ihre Verhältnisse guten bis exzellenten Basketball. Selbst Bledsoe kehrte früher zurück als erwartet, was ein weiteres Indiz für die professionelle Arbeit in Arizona ist. Emenka Okafor gilt nicht.

Stärken

Effizienz. Phoenix spielte nicht nur schönen und temporeichen Basketball, sondern auch effizienten. Die EFGP(Wurf Effizienz) liegt bei starken 51,9% und bedeutet Liga weit Rang sechs. Die Zuschauer durften sich bei jedem Spiel freuen, ging der Blick Richtung Anzeigetafel. Denn die zeigte durchschnittlich 105 Punkte pro Partie an. Nur sechs Teams punkteten besser. Eine weitere Stärke der Suns war der drei Punktewurf. Durch die hohe Pace ergaben sich immer wieder offene Dreier, die Phoenix mit 37,2% bei 9,2 Versuchen pro Spiel(Rang acht) hochprozentig traf. Und wenn wir schon so oft von der hohen Pace reden, dann sei gesagt, dass die Suns 18,7 PpFb(Punkte durch den Fastbreak) erzielten, was Platz eins in der gesamten Association bedeutet. Das balkanische Gen von Dragic schien sich auf die Kameraden zu übertragen, denn Phoenix stibitze durchschnittlich acht Mal pro Spiel das orangene Leder und belegt somit Rang sieben.

Schwächen

Turnovers. Ganze 15 Mal pro Spiel verlor das Team von Jeff Hornacek den Ball. 24 Mannschaften gingen mit dem Ball besser um. Auch bei den Rebounds bekleckerte sich Phoenix nicht gerade mit Ruhm. Offensive Rebounds pflückte man durchschnittlich 11 an der Zahl, Rang 14, und die unter dem eigenen Korb gerade mal 31, Rang 16. Nicht zuletzt nimmt das Tempo den Spielern oft die nötige Kraft, um effektiv zu rebounden. Blickten die Anhänger der Suns auf die Anzeigetafel des Gegners, häuften sich Sorgenfalten auf der Stirn. Ganze 102 Ppg ließ Phoenix den Gegnern zu, was nur Rang 21 bedeutet. Gerade unter dem Korb fehlt ein Rim Protector. Okafor sollte es sein, der jedoch verletzt war. Alex Len kriegte zu wenige Minuten, um direkten Einfluss zu haben. So musste sich Miles Plumlee mit der pseudo Rolle eines Sicherheitsbeamten unter dem Korb anfreunden. Mit 4 Blocks pro Spiel, Rang 16, wird dies deutlicher. Hornacek muss eine Rotation finden, um Len zu integrieren, ohne dass die Offensive darunter leidet.

Spieler im Fokus

Meine Wahl fällt auf Jeff Hornacek. Niemand traute Ihm zu, annähernd 10 Siege zu erringen. Keiner traute Ihm zu, aus einem bis dato ineffektiven Gerald Green, einen effektiven Rotationsspieler zu formen. Fast niemand traute Ihm zu, aus Goran Dragic einen beinahe All Star zu schmieden. Kein Experte traute Ihm überhaupt zu, irgendetwas positives in Arizona zu bewirken, da er zusätzlich ein Rookie Coach war. Wir wurden eines besseren belehrt, denn Hornacek leistete hervorragende Arbeit. Der Coach verfügt über einen imensen Basketball IQ. Diesen hohen IQ versuchte er seinem Team zu vermitteln. Allen voran Goran Dragic profitierte davon. 20 PpG, 6 Apg bei 50% Feldwurfquote und 40% jenseits der Dreierlinie sind hervorragende Referenzen. Der Head Coach der Suns suchte den Kontakt mit den Spielern. So blieb er mit Green länger in der Halle, um an seinem Dreier zu arbeiten. Er setzte sich für Spieler ein, wenn irgendwelche Trade Gerüchte aufkamen. Für Ihn ist nur der Teamerfolg wichtig. Er ist zum Ziehvater geworden und diesen Zusammenhalt spürte jeder, der auch nur ein Spiel der Suns gesehen hatte. Hornacek wurde Zweiter bei der Wahl Coach of the Year. Vor Ihm landete lediglich die lebende Legende Gregg Popovich. Die Frage heisst daher: Schafft es Hornacek auch dieses Jahr für Furore zu sorgen oder waren es lediglich Zufälle vergangene Saison? Den Druck wird er dieses Jahr spüren, gerade weil die vergangene Spielzeit unerwartet erfolgreich war.

Fazit

Phoenix wird auch dieses Jahr für Spektakel sorgen. Die Mannschaft blieb im Kern fast unverändert. Isaiah Thomas wird sich schnell akklimatisieren und wertvoll werden für die Art Basketball, die in Phoenix gespielt wird. Die Fans und die Spieler sind heiss auf die neue Spielzeit. Eric Bledsoe wird einen weiteren Schritt machen und wohlmöglich 20,5,5 auflegen. Goran Dragic und sein Bruder Zoran Dragic werden den slowenischen One-Two Punch bilden(in Anbetracht der Herkunft der Spieler, kriegt dieses Wort eine völlig neue Bedeutung). Der Backcourt ist beneidenswert und dürfte in der Tiefe seinesgleichen suchen. Sollten die Suns eine bessere Defense implementieren, dürften sich Houston, Dallas und Portland warm anziehen. Die Mannschaft von Jeff Hornacek wird wieder rennen bis die Hufen glühen. Und da in Arizona irgendwie übernatürliche Kräfte wirken, ist Platz acht definitiv drin, auch weil eben ein Drache selten allein kommt