Reigns, Lesnar oder Japan-Invasion?

Von Maurice Kneisel / Marcus Hinselmann
Im Royal Rumble treten 30 Wrestler gegeneinander an
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Intercontinental Champion Dean Ambrose vs. Kevin Owens (Last Man Standing Match)

Hinselmann: Auch wenn hier zwei absolute Könner aufeinander treffen, konnte die Fehde mich bisher nicht in ihren Bann reißen. Dies ist eine wirkliche Enttäuschung, liegt aber weniger an den beiden Kontrahenten, als am Aufbau und der doch dürftigen Fehdenzeit, welche sie wöchentlich erhalten.

Dass das Match eine Stipulation erhält ist ganz nett, aber soweit fortgeschritten sehe ich die Entwicklung der Fehde eigentlich nicht. Dennoch kann ein Last Man Standing Match, trotz der nervigen ständigen "Nine-Count-Attacken", höchstinteressant werden. Ein paar intensive und krasse Spots werden wir sicherlich bewundern dürfen. Schlussendlich rechne ich mit einem Sieg von Dean Ambrose und hoffe, dass man große Pläne für Kevin Owens auf seiner ersten Road to WrestleMania hat.

Kneisel: Das Traurige ist, dass die Fehde schon eine Weile läuft, wenn auch gefühlt nur nebenher und mit unzähligen Unterbrechungen. Ein Gimmick-Match ist insofern schon angebracht, aber du hast absolut Recht: man hat hier enorm viel Potential verschenkt. Dean vs. KO sollte eine Top-Fehde sein, die direkt hinter dem Main-Title-Rennen abläuft und im Idealfall einen oder beide Männer in den kommenden Monaten Richtung Main Event katapultiert.

Doch wieder einmal wird deutlich, dass die Writer sich nicht auf die Midcard-Titel konzentrieren (dürfen), wodurch solche Fehden leider völlig untergehen. Das wenige, was man gesehen hat, konnte immerhin überzeugen, nämlich ein endlich wieder entschlossen und gnadenlos dargestellter Owens. Würde man ihn auch Sonntagnacht konsequent so darstellen, müsste er sich in dieser Matchart den Titel zurückholen, doch damit rechne ich nicht. Es wird ein unterhaltsames Match, und am Ende verteidigt Dean Ambrose.

2016 Royal Rumble Match for the WWE World Heavyweight Championship

Kneisel: Zunächst das Positive: es ist das erste Rumble-Match seit vielen Jahren, bei dem man vorab nicht hundertprozentig sicher sein kann, wer gewinnt. Spätestens durch die Hereinnahme von Brock Lesnar hat man tatsächlich für Spannung gesorgt, denn wer soll das Beast eliminieren?

Zuletzt wurde die Wyatt Family verdammt stark dargestellt, aber das galt für Bray bereits im letzten Jahr - wohin das geführt hat, wissen wir alle. Ich gehe davon aus, dass man sich dieses Jahr auf Braun Strowman konzentrieren wird, bis er kurz vor Ende von den Brothers in Arms mit vereinten Kräften eliminiert wird. Kommen wir zu den Favoriten: Mögliches AJ Styles-Debüt hin oder her, für den Sieg kommen aus meiner Sicht nur Roman Reigns, Lesnar und Triple H in Frage.

Da Roman als Nummer Eins in das Match startet, gehe ich davon aus, dass er als letzter eliminiert wird und den Titel an seinen WrestleMania-Gegner abgibt, um ihn sich dann beim Grandaddy zurück zu holen. Da es zuletzt zudem so wirkte, als wolle man ernsthaft Brock vs. Wyatts aufbauen, gehe ich davon aus, dass Bray und Braun das Biest gemeinsam rauswerfen, Triple H als Nummer 30 (oder sogar 31) reinkommt und sich selbst zum 14-fachen World Champion krönt. Verschenktes Potential, aber die wahrscheinlichste Variante, oder?

Hinselmann: Wenn ich ehrlich bin, fände ich das HHH als Champ-Szenario ziemlich attraktiv und eine gute, wenn nicht sogar eine der besten möglichen Lösungen. Wie du schon richtig sagst, ist die Stärke des diesjährigen Rumbles der Fakt, dass der Sieger nicht schon vorher in Stein gemeißelt ist.

Im Endeffekt kann ich mir auch eine absolute Überraschung a la Finn Bálor, Dolph Ziggler oder Kevin Owens als Gewinner vorstellen. Man hat anschließend ja noch Fastlane, um den Titel in "große" Hände zu legen. Ein Schocker wäre es, und vollkommen abwegig erscheint es dieses Jahr auch nicht. Neben dem Siegertipp ist die wichtigste Frage aber wieder einmal die nach den Überraschungsgästen. Ein wenig NXT? Hoffentlich! Ein bisschen AJ Styles? Bitte unbedingt! Alles erscheint möglich. Daniel Bryan wäre der absolute Königsmoment.

Leider baut man beim Rumble schon historisch zu viel Hoffnung auf, die dann bei Nummer 30 in der Kombination mit dem Namen Big Show in riesige Enttäuschung umschlägt. Wer gewinnt nun aber? Lesnar? HHH? Roman Reigns? Ein anderer? Ich bin mir hochgradig unsicher. Reigns ist mit Blick auf die Road to WrestleMania eine langweilige, HHH die offensichtlichste Wahl. Mit dem aberwitzigen Gerücht um Strowman vs. Lesnar bei WrestleMania im Hinterkopf fällt das Beast raus. Das Herz sagt Kevin Owens, der Verstand Roman Reigns.

Fazit

Hinselmann: Wie jedes Jahr verkommt die Card neben dem eigentlichen Rumble-Match zum schmückenden Beiwerk. Dass dieses Jahr der Titel in der Battle Royal auf dem Spiel steht, ist interessant und lässt die Road to WrestleMania ein weniger variabler erscheinen. Man kann nur hoffen, dass das Rumble-Match nach Jahren der wiederkehrenden Enttäuschungen mal wieder dem vorher aufgebauten Hype gerecht wird und zeigt, weshalb es mal mein meisterwartetes Match des Jahres war.

Die Voraussetzungen sind durch eine potentielle New Japan-"Invasion" und ein ungewisses Ende nicht schlecht. Das Last Man Standing Match kann außerdem ein Leckerbissen werden. Ansonsten sorgen die Tag Team- und Diven-Matches noch ein wenig für Interesse.

Der Rest wird getrost in die Kategorie "Am Dienstag vergessen" eingeordnet. Der Royal Rumble lebt von seinen Überraschungen wie kaum ein anderer PPV. AJ Styles, Triple H, Finn Balor oder gar Daniel Bryan? Die Chancen, am Ende wieder enttäuscht zu sein, sind bei solchen Namen immens hoch. Ich hoffe das Beste und gehe mit ungewöhnlich minimaler Vorfreude in meinen ehemaligen Lieblings-PPV.

Kneisel: Dem schließe ich mich an - wir sollten hier die Erwartungen möglichst niedrig halten, was nach den Ausgaben der letzten Jahre auch mehr als angebracht ist. Ich gehe definitiv nicht von einer NJPW-Invasion aus, sondern höchstens von einem AJ Styles-Debüt. Machine Gun Karl Anderson und Doc Gallows haben aus WWE-Sicht nicht das Standing, um gleich in den Main Roster gepusht zu werden, ganz davon abgesehen, dass Andersons Vertrag, ebenso wie der von Shinsuke Nakamura, noch nicht ausgelaufen ist.

Bei Bryan bin ich äußerst zwiegespalten; gefühlt will die WWE ihn nicht zurückbringen nach seiner letzten Gehirnerschütterung. Andererseits könnten die unzähligen Meldungen zu seinem Gesundheitszustand auch feinster Smokescreen sein und das Goatface taucht tatsächlich im Rumble auf. Auch hier gilt allerdings: die Erwartungen niedrig halten!

So oder so, das ehemals beste Gimmick-Match der WWE ist endlich mal wieder nicht komplett vorhersehbar, zudem hat man mit Ambrose vs. Owens und New Day vs. Usos zwei Matches auf der Card, die garantiert gut werden. Entsprechend freue ich mich auf den Rumble - und werde natürlich trotz besseren Wissens wieder in feinster Mark-Manier auf viele tolle Überraschungen hoffen.

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