Zehn Momente für die Ewigkeit

Von Maurice Kneisel/David Schmida
Bei WrestleMania 24 wurde Edge das 16. Opfer des Undertaker
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2. World Tag Team Champions Dudley Boyz vs. Hardy Boyz vs. Edge & Christian (TLC, WrestleMania X7)

Schmida: Was bei WrestleMania 2000 seinen Anfang nahm, beim Summerslam 2000 eine für unmöglich gehaltene Steigerung erfuhr und für offene Münder, Begeisterung und auch Entsetzen sorgte, fand bei der 17. Ausgabe der größten Wrestlingveranstaltung der Welt seine brutale Fortsetzung. Trotz der riesigen Erwartungen aufgrund der vorangegangenen Schlachten konnten die sechs Protagonisten, nicht zuletzt durch die Eingriffe von Rhyno, Lita und Spike Dudley, für eine weitere Eskalation des Dargebotenen sorgen. Eine Aufzählung der nennenswerten Aktionen würde sicherlich den Rahmen dieses Artikels sprengen, aber es gab wohl kein anderes Match, bei dem man so oft ungläubig den Kopf schüttelte und gleichzeitig einen ungeheuren Respekt (wenn er noch nicht vorhanden war) empfand. Alleine die Tatsache, dass die Akteure bereit waren, erneut diese Tortur - denn von Wrestling kann man hier nicht sprechen - auf sich zu nehmen, nötigt einem eben diesen ab. Es war eines jener Matches, bei dem es keine Verlierer gibt. Zwar mussten die Dudley Boyz ihre Titel an Edge und Christian abgeben, in den Augen der Fans verließ jedoch keiner als Verlierer die Halle. Und dennoch kann man die Tatsache, dass dieser Kampf und auch die vorangegangenen Auseinandersetzungen die Akteure einige Jahre ihrer aktiven Karrieren gekostet haben dürften, nicht ignorieren.

2. World Heavyweight Champion Edge vs. The Undertaker (WrestleMania XXIV)

Kneisel: 2008 stieg in Orlando eine der stärksten WrestleManias des vergangenen Jahrzehnts. Der Fokus lag dabei auf dem Karriereende von Ric Flair und auf Big Shows Kampf gegen Floyd "Money" Mayweather. Im Main Event schraubte der Undertaker erwartungsgemäß seine WrestleMania-Bilanz auf 16-0 - soweit, so gut. Doch die kalten Zahlen erzählen bestenfalls die halbe Geschichte. Was vorab wie eine klare Sache erschien, avancierte dank der überragenden Leistung beider Protagonisten zu einem der spannendsten und besten WrestleMania-Matches, an die ich mich persönlich erinnern kann. Vor der traumhaften Spätabend-Kulisse im offenen Citrus Bowl - einem der schönsten und imposantesten Stadien der WrestleMania-Geschichte - lieferten sie ein wahres Konterfestival ab. Das Spot-Highlight war mit Sicherheit Takers spektakulärer Over-the-Top Suicide Dive, doch in Erinnerung geblieben sind vor allem die unzähligen Finisher-Ansätze, aus denen Edge sich Mal um Mal herauswand. Jedes Jahr aufs Neue stehen Wrestler und Writer vor der Herausforderung, ein eigentlich offensichtliches Undertaker-Match spannend zu gestalten, doch selten ist es ihnen so gut gelungen wie hier. Nach dem Kickout aus dem Cover nach dem Last Ride sowie unzähligen verhinderten Tombstone-Ansätzen hatte man als Zuschauer tatsächlich das Gefühl, der Deadman könne Edge nicht klein bekommen. Letztlich gingen beide Männer gestärkt aus dem Event hervor und der Rated R Superstar hatte seinem Spitznamen als Ultimate Opportunist - wenn auch ohne den finalen Erfolg - einmal mehr alle Ehre gemacht.

1. Ultimate Warrior vs. "Macho King" Randy Savage (Retirement Match, WrestleMania VII)

Schmida: Nachdem Savage nur wenige Monate zuvor dafür sorgte, dass sein Gegner den WWE Titel an Sgt. Slaughter verlor, konnte nur noch ein Match, bei dem die Karrieren beider Superstars auf dem Spiel stand, für ein Ende der Auseinandersetzung sorgen. Selbst Savages ehemalige Managerin, die von den Fans verehrte Elizabeth, welche der Macho King im Rahmen seiner Fehde mit Hulk Hogan fallen ließ und sich mit Queen Sherri verbündete, erschien zu diesem wichtigen Kampf. Savage hatte seinem Gegner zunächst wenig entgegenzusetzen und musste eine harte Aktion nach der anderen einstecken. Lediglich einzelne Schläge verschafften ihm Verschnaufpausen. Das Blatt wendete sich, als sich der Warrior verkalkulierte und über das oberste Seil nach draußen auf den Hallenboden krachte. Mit Hilfe von Sherri konnte Savage ihm daraufhin erheblich zusetzen und zeigte seinen legendären Flying Elbow gleich fünf Mal. Das Cover blieb jedoch zum Entsetzen des ehemaligen Champions und zur Überraschung der Fans erfolglos. Auch Savage bewies seine Widerstandsfähigkeit und zwang seinen Gegner gleich zu drei Flying Shoulderblocks. Savage verlor den Kampf und damit seine Karriere, während Sherri ihre Fassung verlor, wild auf ihren Schützling eintrat und dafür sorgte, dass Elizabeth unter tosendem Jubel der Fans zur Rettung kam. Die vielleicht emotionalste Wiedervereinigung in der Geschichte der Liga folgte und sorgte für einen grandiosen, vorläufigen Höhepunkt der glaubwürdigsten Liebesgeschichte, die jemals von der WWE erzählt wurde.

1.The Rock vs. Hollywood Hulk Hogan (WrestleMania X8)

Kneisel: Schon wieder der Hulkster, und dann auch noch gegen The Rock - wrestlerisch kann das also nichts Großes gewesen sein. Richtig, hier gab es weder hochklassiges Mattenwrestling zu bestaunen noch irgendwelche atemberaubenden Spots. Vielmehr lebte das Match von der unglaublichen Spannung, die durch die Konstellation entstand. Ähnlich wie bei Hogan vs. Warrior trafen hier zwei Legenden aufeinander. Schauplatz war erneut der SkyDome in Toronto und die Stimmung einmal mehr unglaublich. Sogar mehr als das, denn die Atmosphäre machte dieses Match zu einem der atemberaubendsten aller Zeiten. Hogan war gerade mal einen Monat zuvor bei No Way Out 2002 mit seinen Kumpels von der nWo zur WWE zurück gekehrt, forderte backstage aber Kevin Nash und Co. auf, sich rauszuhalten. Somit war sein Faceturn eingeleitet und wurde nach Matchende durch eine Respektbekundung gegenüber dem siegreichen Rock sowie das gemeinsame Abwehren einer Attacke der nWo vervollständigt. Das Match wurde getragen durch eine schön durchgezogene, die Spannung stetig steigernde Story, die völlige Offenheit des Matchausgangs sowie die vielleicht beste Kulisse aller Zeiten. Dass an dem Abend noch zwei weitere Matches folgten, vergisst man dabei gerne. Letztlich wurde hier nicht weniger als die Fackelübergabe von der ultimativen Wrestlinglegende zum größten Star der neueren Geschichte vollzogen - ein perfekt inszenierter und für die Wrestlinggeschichte unverzichtbarer Moment.

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