World-Heavyweight-Champion Sheamus vs. Alberto Del Rio
Hinselmann: Nun findet dieses Match also "endlich" statt, wirklich interessieren tut es mich aber nicht. Sheamus hat immer noch das riesige Problem, dass nicht nur seine Haut absolut farblos ist. Er kickt einfach alles in den Boden, auch Del Rios neuerliche Attacken ändern an der Situation nichts. Del Rios Charakter ist zwar ein wenig interessanter als der vom Iren, dennoch hat er in mir noch nicht das Interesse geweckt, das ich an einem Champion haben sollte. Nachdem Sheamus gegen Ziggler beim letzten PPV wirklich ein starkes Match angeboten hat, sehe ich dieses Mal nicht die Aussicht auf einen ebenso großartigen Kampf.
Der Grund: Kein Ziggler. Dennoch sind Beide gute Worker und haben in der Vergangenheit des Öfteren bewiesen, dass sie gute In-Ring-Leistungen abliefern können. Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob die WWE ernsthaft erwartet, dass irgendwer glaubt, dass Sheamus hier den Titel verlieren kann. Dieses Problem ist bei Sheamus' Titelregentschaft aber auch schon altbekannt. Uns steht hier ein solider Midcard-Kampf (womöglich der Opener) bevor. Der Sieger wird Sheamus heißen und er darf uns auch zukünftig weiter langweilen, bis hoffentlich der SmackDown-Kofferträger dem Leiden ein Ende setzt.
Kneisel: Manchmal habe ich das Gefühl, der einzige Del-Rio-Befürworter im SPOX-WWE-Universum (ja, ich bin wirklich so tief gesunken und habe das geschrieben) zu sein. Zugegeben, die Schwächen des Mexikaners, gerade was die Tiefe seines Charakters angeht, sind unübersehbar. Trotzdem hat der Mann es einfach drauf, er ist ein feiner Techniker und verfügt über eine herausragende Mimik. In den letzten Wochen hat man angefangen, ihm ein härteres, verbisseneres Gimmick zu verpassen.
Man kann nun darüber diskutieren, ob bei Berto die Rolle des Chicken Heels nicht per se besser passt, aber ganz ehrlich: Ich bin dankbar für jeden Heel, der nicht durchgängig wie ein Feigling dargestellt wird. Als Gimmick für einzelne Bösewichte, wie seinerzeit Ric Flair, ist die Rolle perfekt, aber mittlerweile muss man sich ja freuen, wenn zumindest ein Mark Henry oder ein Big Show mal ein wenig Dominanz ausstrahlen darf. Gegen den stinklangweiligen Iren wird Del Rio hoffentlich entsprechend stark dargestellt und ihn anfangs ordentlich durchkloppen... doch am Ende steht eh die Titelverteidigung. Sheamus wird in feinster Cena-Manier aufdrehen, die lästigen "Verletzungen" abschütteln und den Matchverlauf drehen, und wir dürfen uns weiter vom "Brogue Kick Hooligan", was nebenbei bemerkt ein strunzdämlicher Beiname ist, langweilen lassen.
WWE-Champion CM Punk vs. Daniel Bryan (Special Referee: A.J.)
Kneisel: Eigentlich sollte es einem ja zu denken geben, dass eine nicht mal 1,60 Meter große Diva und ein (oder besser: jede Menge) "YES!"-Rufe den zwei vielleicht besten Wrestlern der WWE seit Wochen komplett die Show stehlen. Beschweren will ich mich darüber nicht, genauso wenig wie über die erneute Ansetzung dieser Paarung. Mit der Integration von A.J. als Special Referee hat man das Match komplett offen gestaltet, niemand weiß, was die Süße vorhat. Entsprechend erwarte ich dieses Match mit großer Spannung, von der Vorfreude auf die garantiert großartige In-Ring-Action ganz zu schweigen. Zuletzt habe ich auf Bryan als Sieger getippt, weil ich erwartet habe, dass A.J. sich auf seine Seite schlägt, doch diese Entwicklung ist ausgeblieben. Überhaupt stellt sich die Frage, wie sinnvoll es wäre, sie bei ihrer aktuellen Popularität zu turnen - es könnte funktionieren, oder aber völlig nach hinten losgehen.
Auffällig ist, wie häufig die Kommentatoren und zuletzt bei RAW auch Eve im Backstage-Segment auf CMs lange Titelregentschaft angespielt haben. Möglicherweise ein Versuch, seinen Run zu hypen, um die Fans dann mit einem Wechsel umso heftiger vor den Kopf zu stoßen. Vor allem auch, da das Kreativteam schon bei den letzten beiden PPVs ursprünglich Bryan als Sieger eingeplant haben soll. Zu Recht, denn das "Goatface" ist seit WrestleMania unglaublich heiß und hat von seinem Momentum nichts eingebüßt.
Anders als Punk, der in typischer WWE-Topface-Manier leider stark an Farbe verloren hat. Die letzte Pipe Bomb liegt gefühlt schon unglaublich lange zurück. Weiterhin hat er sich durch den ausgeschlagenen Heiratsantrag (persönliche Mark-Modus-Anmerkung: Trottel!) nicht unbedingt sympathischer gemacht. Die Entscheidung kann hier nur über A.J. gehen und die hat eigentlich keinen Grund mehr, einem der beiden irgendetwas Gutes zu tun. Zieht man die jüngste Entwicklung durch, müsste am Ende sie triumphieren, was auf ein Unentschieden, zwei ausgeknockte Männer und ein aus der Halle hüpfendes Streifenhörnchen schließen ließe. Das wäre ein Knaller. Passieren wird es aber vermutlich nicht, sondern eine Titelverteidigung durch Punk.
Hinselmann: Wurde hier soeben CM Punk kritisiert? Ich stelle Antrag, meinen Kollegen Kneisel einliefern zu lassen. Im Gegensatz zu dir sehe ich Punk nicht wirklich farblos. Klar ist er nicht mehr so wie vor einem Jahr, dennoch bleibt er ein Champ, der regelmäßig gepinnt wird und auch Schwächen offenbart. Im Gegensatz zu anderen langen Titelruns kann ich mir Punks noch viele weitere Monate anschauen... okay ich bin ein Punk-Mark, aber das vollkommen zu Recht. Was man jedoch sagen muss, ist, dass sich seine Move-Anzahl seit dem Turn stetig verringert hat. Mittlerweile hat er seine Five Moves of Doom, die anscheinend maximale Anzahl an wichtigen Moves für einen Topstar: Running High Knee, Bulldog, "Macho Man" Elbow, Anaconda Vice und den Go 2 Sleep. Bedauerlich.
Erinnere ich mich zurück an Over the Limit, steigt meine Vorfreude trotzdem noch mal. So ein überragendes Match wird es dieses Mal hundertprozentig auch wieder geben, der Unterschied wird die Extrawürze. Gemeint ist natürlich die von allen geliebte A.J. Auch wenn ich der Meinung bin, dass die Story bei der letzten RAW-Ausgabe ein wenig übertrieben wurde, ist das Gesamtpaket immer noch gigantisch.
Definitiv die Fehde des Jahres 2012 bis hierhin. Es ist unmöglich, vorherzusehen, was die gute und verrückte A.J. tun wird. Entscheidet Sie sich im Endeffekt doch noch für eine Seite? Wird sie den ganz normalen Referee mimen? Oder wird Sie, wie von Maurice angedeutet, am Ende "triumphieren? Ich habe keine Ahnung, rechne aber nicht mehr mit einer Valet-Rolle. Dafür ist sie eigentlich mittlerweile zu "groß". Was sollte aber sonst für A.J. danach kommen? Ein Run als Diven-Champ wäre ein unglaublich großer Rückschritt. Ich tappe vollkommen im Dunklen. An dieser Stelle muss ich die WWE auch mal loben, denn hier macht man einen sehr guten Job.
Unberechenbarkeit in den Folgen, doch beim Sieger bin ich mir ziemlich sicher: Ich würde definitiv einiges meiner hart verdienten Moneten auf CM Punk setzen. Der einzige Gedanke, der gegen den Sieger Punk spricht, ist, dass es Bryans fünfte PPV-Titelniederlage nacheinander wäre und irgendwann muss sich sein Hype mal in einem Titelgewinn widerspiegeln. Auch interessant zu sehen wäre, wie man bei einer mit Stars besetzten Summer-Slam-Card einen titellosen Bryan weiterhin im Rampenlicht stehen lassen kann. Sicher hat das Match nicht einmal annähernd die Ausmaße des letztjährigen MitB-Main-Events, dennoch ein endlich mal wieder interessanter WWE-PPV-Main Event.
Fazit
Hinselmann: Vor zwei Jahren wurde Money in the Bank vom Nexus überschattet, letztes Jahr erlebten wir den wohl legendärsten WWE-PPV des letzten Jahrzehnts. Aber was wird uns 2012 geboten? Drei absolut uninteressante Matches sowie ein interessantes MitB- und WWE-Titel-Match. Fehlen tut allerdings dieser große Angle, der MitB in den letzten beiden Jahren zum Nummer-1-PPV der WWE aufsteigen lies. Dieses Jahr verkommt dieses Highlight zu einer Vorbereitung auf die 1000te Ausgabe von RAW, worauf die WWE scheinbar größeren Wert legt als auf einen PPV. Die Vorfreude hält sich stark in Grenzen und wird bei der Aussicht auf ein weiteres sinnloses Brodus Clay/Ryback-Squash-Match nicht gesteigert. Ich rechne mit einem Match zwischen den Prime Time Players und Epico & Primo. Wieso man dieses allerdings nicht vorher ankündigt (falls es stattfinden sollte), bleibt mir ein Rätsel. Mit einem mittelmäßigen PPV kann ich unter einem Umstand leben: Acht Tage später, in St. Louis bei RAW 1000, muss der Anfang für eine viel bessere, aufregendere und interessantere WWE-Zukunft gelegt werden. Bleibt das Produkt nämlich auf dem jetzigen Level und die A.J./Punk/Bryan-Story endet, sehe ich nur ganz wenige Gründe, dem Spaß zu folgen...also WWE, bitte!!!!
Kneisel: Nexus, Summer of Punk - du sprichst die besten Storylines der letzten Jahre an. Ich sehe 2012 nicht ganz so schwarz wie du, alleine schon, weil die Punk/Bryan/A.J.-Dreiecksgeschichte sich aus meiner Sicht nicht zu verstecken braucht. Seit Monaten leidet die WWE aus diversen Gründen an akutem Main Eventer-Mangel und obwohl man sich mal wieder nicht dazu durchringen konnte, die Gelegenheit zu nutzen, um einen jungen Superstar nach vorne zu pushen, finde ich das Gesamtprodukt unterhaltsam.
Der Hauptgrund sind diese Drei und dabei vor allem D-Bryan und A.J. - die große Gewinnerin der letzten Wochen und Monate. Dazu immerhin ein attraktives MitB-Match inklusive Tyson Kidd (was ein Markout-Moment!) und die Hoffnung, dass beim WWE-Titel-Äquivalent vielleicht doch noch der ein oder andere Teilnehmer hinzukommt. Apropos hinzukommen: Du dürftest leider Recht behalten, Ryback und Clay werden uns mal wieder nicht erspart bleiben.
Die Tatsache, dass beide trotz ihrer extrem dominanten Darstellung nicht im Ladder-Match stehen, spricht Bände. Ich sehe weder bei Clay noch bei Ryback Main-Eventer-Potential und ein 2-on-1-Handicap-Match von Mr. "Feed me more!" gegen Curt Hawkins und Tyler Reks wird daran auch nichts ändern. Sei's drum, die WWE wird ihre aktuellen Lieblinge mal wieder ran lassen, nächstes Jahr hat dann eben jemand anderes die Rolle. Muss man durch, aber nach zwei großartigen Money-in-the-Bank-PPVs bin ich guter Hoffnung, dass wir auch kommenden Sonntag wieder ein unterhaltsames Event erleben werden.