Blut, Striemen und ein tauber Arm

Von Maurice Kneisel
CM Punk befreit sich per Feuerlöscher aus Jerichos Walls of Jericho
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Ryback vs. Aaron Relic & Jay Hutton

"GOLDBERG! GOLDBERG! GOL..." Danke WWE, wir kapieren's langsam. The Wrestler formerly known as Skip Sheffield ist euer Flavor of the Month und ein astreiner Goldberg-Klon, was neben Aussehen und Darstellung auch beim ein oder anderen Move mehr als deutlich wird.

Nicht, dass Ryback so viele zeigen könnte, denn dafür sind Squash-Matches einfach nicht geeignet - was übrigens auch der Grund ist, wieso man diese für gewöhnlich in Wochenshows verbrät. Wie schon beim Funkasaurus will das Unternehmen auch Ryback mit dem Holzhammer nach oben kloppen. Der Jobber-Quickie ist eines PPVs unwürdig, aber sei's drum. Sieger: Ryback (D'Uh!)

WWE-Champion CM Punk vs. Chris Jericho (Chicago Street Fight)

Die Fans in Chicago wurden im zweiten Jahr in Folge nicht um ihren Feel-Good-Moment gebracht. CM Punk verteidigte nach einem knallharten Street Fight seinen Gürtel gegen Chris Jericho, der diesen vor der anstehenden Fozzy-Tour im Sommer wohl nicht mehr um die eigenen Hüften schnallen wird.

Dass er trotzdem nach wie vor zu den besten und professionellsten Workern im Business gehört, dürften alleine die Bilder von seinem Rücken nach dem Match beweisen, auf denen die Abdrücke von CMs Schlägen mit dem Kendo Stick mehr als sichtbar waren.

Die Fehde der beiden Männer wurde vor einem Publikum, das Y2J für seine Aktionen gegen ihren Liebling lautstark ausbuhte, gekonnt weiter geführt, indem man Punks Familie involvierte. Absolutes Highlight des Matches war CM Punks Flying Elbow vom Top Rope gegen den auf dem Kommentatorenpult platzierten Jericho.

Die Crowd honorierte das erstklassige Match mit lautstarken "This is awesome"-Chants. Am Ende gelang Chris noch das obligatorische retadierende Moment gegen den Go To Sleep, letztlich bekam er Punks Knie aber doch noch zu spüren und die sprichwörtliche Messe war gelesen. Sieger und weiterhin WWE-Champion: CM Punk.

Divas-Champion Nikki Bella vs. Layla

Erst war Beth Phoenix "verletzt", dann sollte sie doch ran und letzten Endes wurde sie durch eine "Mystery Diva" ersetzt. Schöne Finte der WWE, um mit der Internet Wrestling Community zu spielen. Und was machen sie dann? Schicken nicht etwa, wie im Netz gerüchtet, Kharma in die Halle, sondern Layla.

Ein Teil des Publikums, der sich offenkundig vorab informiert hatte, quittierte das Ganze mit "We want Kharma"-Chants. Ganz ehrlich? Das hatte Layla nicht verdient. Nach knapp einem Jahr Verletzungspause und knallharter Reha stand sie endlich wieder im Ring.

Ihre Qualitäten hatte sie zuvor im Rahmen von LayCool durchaus unter Beweis gestellt, schade, dass einige Enttäuschte das wohl anders sahen. Sei's drum, Lay ist zurück und Championesse, die Bellas dürften derweil ihren letzten PPV bestritten haben und die Liga nach der kommenden RAW-Ausgabe verlassen. Siegerin und neue Divas-Championesse: Layla.


Brock Lesnar vs. John Cena (Extreme Rules Match)

Was für ein gefundenes Fressen für alle Cena-Hasser: Erst wird der Gute blutig geprügelt und man stoppt das Match, um ihn zu behandeln - und am Ende fährt er zu allem Überfluss auch noch den Sieg ein! Zugegeben: derartige Unterbrechungen wirken im Rahmen einer hasserfüllten Fehde einfach deplatziert, ganz besonders in einem Extreme-Rules-Match.

Das kann man allerdings John nicht zum Vorwurf machen, vor allem, da er sich im Laufe des Matches noch eine (vermeintlich) schwerere Verletzung am linken Arm zuzog und den Main Event trotzdem zu Ende brachte. Zwischenzeitlich kassierte er sogar eine weitere blutige Wunde und schrie vor Schmerz, Brock blieb bei einem Sprung aus dem Ring im obersten Seil hängen und hatte Glück, dass er ohne schlimmere Knieverletzung davon kam - wann gab es in der WWE zuletzt ein derart brutales und vor allem intensives Match zu sehen?

Beide Männer gaben alles, Lesnar steckte zum Schluss trotz acht Jahren Pause sogar das Attitude Adjustment auf die Ringtreppe ein. Ob all die angebliche Kollegen-Kritik am Biest nun echt war oder nicht - er hat bewiesen, dass er bereit ist, für das Wrestling zu leiden und sich sogar für seinen angeblichen Intimfeind John Cena hinzulegen.

Der schnappte sich, völlig am Ende, anschließend noch das Mikro und kündigte an, nun wohl eine Weile von der Bildfläche zu verschwinden und für dieses Segment vermutlich ohnehin von Vince McMahon vor laufenden Kameras gefeuert zu werden.

Grund sind ein paar anstehende Filmrollen. Während Cena sich nach den Niederlagen der letzten Zeit mit einem Sieg in die Pause verabschiedete, muss man nun abwarten, wie es mit Lesnar weiter geht. Angeblich soll er sich als nächstes Randy Orton widmen. Sieger: John Cena.

Fazit

In den letzten Jahren war Extreme Rules eigentlich immer eine eher lasche Veranstaltung, bei der das Wort "Hardcore" nicht unbedingt zu Recht genutzt wurde. Dieses Mal hat man es in erster Linie mit dem Main Event, aber auch mit Punk vs. Jericho und dem Opener zwischen Orton und Kane geschafft, dem Motto gerecht zu werden.

Es war eine unerwartet heftige Show mit einigen astreinen Highlights, an die man sich auch am Jahresende noch gerne erinnern wird. Bei den Titelgewinnen für Cody Rhodes und Layla kann man sich zwar über das Wie streiten, sie machen aber absolut Sinn.

Zudem wurde Daniel Bryan in seinem Match gegen Sheamus wieder stärker dargestellt und durfte sogar einen Fall via Submission einfahren - der Hype um den American Dragon hat also offenkundig auch bei den Verantwortlichen seine Wirkung gezeigt. Kritisch zu betrachten sind in erster Linie die komplett überflüssigen Filler-Matches, vor allem das von Ryback.

Die WWE ist zwar seit eh und je davon überzeugt, dass Squashes gegen namenlose Jobber Wirkung erzeugen, aber alleine die Tatsache, dass zwei Nobodys einen Pay-per-View-Auftritt spendiert bekamen, während The Miz und Santino in der Preshow ran mussten und einige andere größere Namen gar nicht zu sehen waren, ist inakzeptabel.

Den Gesamteindruck der Veranstaltung trübt dies zum Glück aber kaum, der Einstieg ins neue WWE-PPV-Jahr macht definitiv Lust auf mehr.

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