Aus der Zelle direkt in den Knast

Von Maurice Kneisel
Bei Hell in a Cell muss John Cena (M.) gegen CM Punk (l.) und Alberto Del Rio ran
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Die Triple-Threat-Premiere im Main Event von Hell in a Cell ging im Chaos unter. Alberto Del Rio trickste sowohl John Cena als auch CM Punk aus, aber letzten Endes waren es The Miz und R-Truth, die Triple H zum Ausrasten brachten. Mark Henry setzte seine Schreckensherrschaft gegen Randy Orton fort und Kelly Kelly musste sich Beth Phoenix geschlagen geben.

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WWE-Champion John Cena vs. CM Punk vs. Alberto Del Rio

Versteht mich nicht falsch: Auch ich bin der Meinung, dass die Storyline rund um die WWE-Championship nach wie vor aktuell die spannendste in der WWE ist. Bei aller Liebe zu Kontroversen, Conspiracy Theories und Chaos im Ring erwartet man allerdings mittlerweile grundsätzlich, dass am Ende jedes PPVs etwas passiert, ein cleaner Ausgang ist derzeit undenkbar. Und ebenso lief es auch dieses Mal wieder - sowohl durch den brillianten Schachzug von Ricardo Rodriguez und Alberto Del Rio, die John Cena aus der Zelle aussperrten, als auch durch die anschließenden Übergriffe von The Miz und R-Truth. Bei letzterem stach vor allem der Angriff gegen den Kameramann heraus, der stark an den Takeover des Nexus erinnerte. Durch das wiederholte Auftreten der Beiden im Verlauf der Show, die Verhaftung durch zwei Polizisten sowie die anschließenden harten Attacken von Triple H wurde die Fehde wunderbar auf ein neues Level gehoben. Und - wie leider zu erwarten - hat man auch die perfekte Lösung gefunden, um Del Rio den Titel zurück zu geben, ohne John Cena zu schwächen. Leider einmal mehr auf Kosten von CM Punk, dessen unglaubliches Momentum fast komplett verflogen ist. Sieger und neuer WWE-Champion: Alberto Del Rio.

Divas-Championesse Kelly Kelly vs. Beth Phoenix

Endlich ist es soweit, die Barbie ist entthront! Es war allerdings ein hartes Stück Arbeit für Beth Phoenix, die erneut ihre liebe Not mit Kelly Kelly hatte und ein ums andere Mal nur knapp einer Niederlage via Rollup entkam. Kelly wand sich immer wieder aus den Griffen der Glamazone und wurde dank des unfairen Endes, bei dem Natalya ihr von außen ein Mikrofon über den Kopf zog, bevor Beth den Glam Slam zum Sieg zeigte, nicht schwach dargestellt. Die WWE hält viel von Kelly und demonstrierte dies hier einmal mehr. Dennoch ist der Titel jetzt bei Phoenix und die zuletzt immer undurchsichtiger werdende Storyline kann endlich an Fahrt aufnehmen. Siegerin und neue Divas-Championesse: Beth Phoenix.

Intercontinental-Champion Cody Rhodes vs. John Morrison

Die WWE hat sichtlich das enorme Potential erkannt, das in Cody Rhodes schlummert, und rückt ihn nicht nur bei SmackDown immer mehr in den Fokus. So durfte er auch bei Hell in a Cell seinen Auftritt haben und man nutzte diesen, um den modernen Intercontinental-Champion-Titel aus dem Verkehr zu ziehen und durch den klassischen zu ersetzen. Im darauf folgenden Match war von vorneherein klar, dass Cody einmal mehr seinen Titel verteidigen würde, zumal es gegen den dauerhaft im Doghouse festsitzenden John Morrison ging. Immerhin musste dieser nicht mal wieder eine schnelle Niederlage über sich ergehen lassen, sondern dominierte das Match über weite Strecken, Rhodes gewann schließlich, indem er seinen Gegner übertölpelte. So wurde JoMo nicht geschadet (was bei seinem aktuellen Standing zugegebenermaßen auch schwer wäre) und Cody konnte den nächsten Schritt Richtung Main Event machen. Sieger und weiterhin intercontinental-Champion: Cody Rhodes.

Welt-Schwergewichts-Champion Mark Henry vs. Randy Orton

Oops, he's done it again! Mark Henrys Push geht weiter, und zwar absolut zurecht. Der Mann wird nicht nur im Ring konstant besser, sondern auch am Mikro. So bekam er die Gelegenheit, vor seinem Match Matt Striker noch etwas einzuschüchtern. Im Ring machte er dann Randy Orton erneut das Leben zur Hölle, auch wenn der klar weniger unterlegen war als beim letzten Aufeinandertreffen. Aber Orton einmal mehr chancenlos darzustellen hätte auch keinen Sinn gemacht. Stattdessen war das Match spannend bis zum Schluss und endete schließlich mit einem Henry, der nicht nur nach einem RKO aus dem Pin rauskam, sondern auch den anschließenden Punt Kick-Versuch in den World's Strongest Slam konterte. Zudem hatte er einige starke Szenen, darunter vor allem den sensationellen Treppenwurf, dem die Viper gerade so noch ausweichen konnte. Nach dem Match wurde durch Henrys Attacken sowie Ortons Comeback ein weiteres Match offen gehalten. Ich persönlich würde allerdings lieber sehen, dass Henry sich allmählich Sheamus zuwendet. Sieger und weiterhin Welt-Schwergewichts-Champion: Mark Henry.

WWE-Tag-Team-Champions Kofi Kingston & Evan Bourne vs. Dolph Ziggler & Jack Swagger

Wieso dieses Match im Vorfeld nicht angekündigt wurde, obwohl klar war, dass es stattfinden würde, weiß nur die WWE. Offensichtlich war hingegen, dass hier einzig und alleine die Storyline zwischen Dolph Ziggler und Jack Swagger weiter gesponnen werden sollte. Die beiden Schützlinge von Vickie Guerrero harmonierten teilweise recht gut, doch am Ende sahen sie bei der geplanten Powerbomb vom Seil, bei der der All-American American von Evan Bourne übertölpelt wurde, während Kofi Kingston Ziggler aus dem Ring zerrte, wie die Deppen aus. Diese Geschichte wird definitiv weiter gehen, ebenso wie die Titelregentschaft von Air Boom, die man vielleicht zur Abwechslung mal verstärkt in den Mittelpunkt ihrer eigenen Matches rücken sollte, anstatt sie, wie schon bei Night of Champions gegen Awesome Truth, immer nur von den Fehlern der Gegner profitieren zu lassen. Sieger und weiterhin Tag-Team-Champions: Air Boom.

Sin Cara vs. Sin Cara

Bei den Fans kommt diese Fehde leider gar nicht an, teilweise setzte es sogar Buhrufe und "Boring"-Chants. Das haben beide Superstars nicht verdient, denn sie lieferten ein solides Match mit einigen starken Szenen ab. Klar, viel mehr als ein Spotfest ist es nicht. Man hätte sich auch etwas mehr Härte und Intensität gewünscht, schließlich werfen beide Männer dem jeweils anderen Identitäsdiebstahl vor. Dennoch, einige Highlights inform von Flying Bodypresses und Summersaults aus dem Ring waren dabei, das erwartete epische Botch-Gelage blieb aus. Es feht aber einfach der Pfeffer und je länger beim Publikum der Funke nicht überspringt, desto schlechter sieht es aus für beide Sin Caras. Immerhin kassierte der ehemalige Mistico beim Jubeln vor den Fans einige Pops und zurecht den Sieg. Sieger: Der Original Sin Cara.

Sheamus vs. Christian

Hier wurde Sheamus die Gelegenheit gegeben, gegen einen der besten Worker der WWE seinen Aufstieg zum Top-Face weiter voran zu treiben, ohne dass Christian dabei schwach dargestellt wurde. Auch wenn ein Sieg für den ehemaligen Captain Charisma unwahrscheinlich erschien, war das Aufeinandertreffen doch lange spannend und beide Ausgänge erschienen zumindest möglich. Im Highlight des Matches wuchtete sich der immerhin 123 Kilogramm schwere Sheamus in der Ecke sitzend mit einem Backflip auf den Top Turnbuckle, um seinen Gegner mit seinem jüngsten Trademark Move, dem Flying Shoulderblock, nieder zu strecken. Für den Great White kann es jetzt eigentlich nur noch eine Option geben: Die Fehde gegen Welt-Schwergewichts-Champion Mark Henry, mit dem er eh noch eine Rechnung offen hat. Sieger: Sheamus.

Fazit

Eines vorweg: Schlecht war keines der Matches. Das Aufeinandertreffen der beiden Sin Caras war leider, wie zu erwarten, ein echter Stimmungskiller, obwohl die In-Ring-Action gar nicht mal schelcht war. Bei drei Matches (Sheamus vs. Christian, Air Boom vs. Ziggler/Swagger und Rhodes vs. Morrison) war schon vor Beginn klar, wer gewinnen würde, dafür boten die drei weiteren Titelmatches Spannung. Phoenix' Titelgewinn war überfällig und gibt der Diven-Storyline ein neues Gesicht, nun bleibt abzuwarten, wohin sich das Ganze entwickelt. Die zwei Gründe, sich diesen Pay-per-View anzusehen, waren aber natürlich die beiden World-Titel-Matches, und beide haben delivered. Mark Henry hat einmal mehr bewiesen, dass sein Push berechtigt ist und mit Orton ein starkes zweites Match abgeliefert, das aufgrund seiner Härte eine schöne Steigerung zum Vorgänger darstellte. Das WWE-Championship-Match hat derweil vor allem die Storylines weiter gesponnen, Cena vs. Del Rio und Triple H vs. Awesome Truth werden uns sicher durch die nächsten Wochen und Monate begleiten. Nur die Position von CM Punk scheint in der Schwebe und es bleibt zu hoffen, dass es beim herausragenden Superstar des Jahres 2011 nochmal zu einer Steigerung reicht.

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