Kasatkina vs Osaka: Überraschungsfinale mit Tweener-Komponente

Von Ulrike Weinrich
Naomi Osaka ist in der Erfolgsspur
© Jürgen Hasenkopf

Jugend forscht in Indian Wells: Wenn am Sonntag (19 Uhr MEZ live auf DAZN) im Endspiel des Premier-Mandatory-Turniers die beiden 20-jährigen Daria Kasatkina und Naomi Osaka aufeinandertreffen, ist das vielleicht schon ein Wegweiser für die Zukunft. Auf jeden Fall spielen der Tweener und eine besondere Nachhilfe-Lektion eine Rolle.

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Man darf gespannt sein, welchen Schlag Osaka am Sonntag im paradiesischen Tennis Garden auspacken wird, wenn sie von ihrer Finalgegnerin Kasatkina per Lob auf eine ungewisse Reise geschickt wird. Warum? Ganz einfach: Ausgerechnet die Russin gab der Japanerin vor Turnierbeginn Tweener-Unterricht. Osaka ist zweifelsohne hochbegabt in Sachen Tennis. Doch beim Schlag durch die Beine hat der Schützling des Münchners Sascha Bajin noch reichlich - sagen wir es vorsichtig - Nachholbedarf.

Und weil das so ist, griff kurzerhand Kasatkina ein und erteilte ihrer gleichaltrigen Kontrahentin eine Nachhilfe-Lektion in Sachen Tweener. Andere Spezialisten in puncto "technisch hoch anspruchsvolle Schläge" waren gerade nicht in der Nähe. Alternativen zu Lehrmeisterin Kasatkina wären vielleicht Roger Federer himself, der wilde Ballvirtuose Nick Kyrgios oder auch Agnieszka Radwanska gewesen. Die Polin wird wegen ihrer exotischen "Bringer"-Qualitäten nicht umsonst "Ninja" oder "The Professor" genannt.

Osaka vs Katakina: NextGen in Reinkultur

Spaß jedenfalls hatten Osaka und Kasatkina bei der besonderen Einheit allemal. Es wurde gegiggelt und geflachst - am Ende dann bekam die Tochter einer japanischen Mutter und eines haitianischen Vaters den Tweener doch noch noch irgendwie hin. Es war vielleicht der außergewöhnliche Beginn einer besonderen Frauen-Freundschaft, die in den kommenden Jahren nicht selten auf die Probe gestellt werden könnte.

Experten jedenfalls halten es für durchaus möglich, dass sich die derzeitige Weltranglisten-19. Kasatkina und Osaka (WTA-Nr. 44) in den kommenden Jahren noch öfter auf großer Bühnen und in der finalen Phase eines Turniers gegenüber stehen könnten. Beide sind Vertreter der neuen Generation, der NextGen, wie es ebenso kurz und knackig wie vielversprechend-griffig im Männerbereich heißt.

Kasatkina: "Bin ein normaler Mensch, der Fußball und gutes Essen liebt"

Speziell Kasatkina, zu deren beeindruckendem Schlagrepertoire auch die eingesprungene Florian-Mayer-Gedächtnisrückhand zählt, hat in den Tagen von Indian Wells die Tennis-Welt beeindruckt. Mit ihrer Spielweise - und mit Siegen über Australian-Open-Siegerin Caroline Wozniacki, Venus Williams und Angelique Kerber. Auch Branchenführerin Simona Halep, Wimbledon-Champion Garbine Muguruza oder French-Open-Gewinnerin Jelena Ostapenko mussten sich der jungen Frau aus Togliatty in den vergangenen sieben Monaten schon geschlagen geben.

Kasatkina selbst kommt angenehm unaufgeregt daher. "Ich denke nicht, dass ich ein Star bin", meinte die einstige Junioren-Siegerin von Roland Garros: "Ich bin einfach eine Sportlerin, ein normaler Mensch, der Fußball und gutes Essen liebt." Und sie liebt den FC Barcelona mit Superstar Lionel Messi. Um eines Tages in der katalanischen Metropole leben zu können, paukt die Russin Spanisch. "Wenn du willst, dass sich etwas verbessert, musst du irgendwann mit der Arbeit anfangen", lautet ihr Credo. Nicht nur in Sachen Sprachen.

Angst vor der großen Bühne hat Kasatkina auf jeden Fall nicht. Im Gegenteilt. Als sie vor dem Halbfinale gegen Venus Williams gefragt wurde, wann sie denn am liebsten gegen die Lokalmatadorin antreten wolle, antwortete die 20-Jährige: "Abends. Ich will zur 'prime time' auf dem Centre Court spielen. Yeah!" Es klang alles andere als abgehoben, eher sympathisch und abenteuerlustig.

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