"Eine Schule des Lebens"

Martina Hingis in ihrer gewohnten Pose - der einer Siegerin
© GEPA

Martina Hingis hat für die Schweizer Tennisprofis Chancen aufgezeigt, die man vor ihrem ersten Grand-Slam-Sieg 1997 kaum für möglich gehalten hätte.

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Nicht einmal ein ganzes Jahr älter als Roger Federer ist Martina Hingis - und dennoch hat die nach dem Saisonfinale in Singapur zurückgetretene Schweizerin so etwas wie Pionierarbeit geleistet, lange sechs Jahre, bevor ihr längst legendärer Landsmann seinen ersten ganz großen Erfolg gefeiert hat. Tatsächlich hat Hingis all ihre fünf Einzeltitel bei den Grand-Slam-Turnier zwischen 1997 und 1999 gewonnen, zum Teil mit einer Leichtigkeit, die auf eine rekordverdächtige Karriere hat schließen lassen.

Die ist es schließlich auch geworden, allerdings eher in den Partner-Wettbewerben. 21 Major-Siege im weiblichen und dem gemischten Doppel, zuletzt bei den US Open, suchen ihresgleichen. Vor allem die frühen Erfolge waren es aber, die Roger Federer anlässlich des Rücktritts von Hingis von der Inspiration sprechen ließ, die sie für seine Laufbahn gewesen sei. Federers erster großer Sieg trug sich schließlich sechs Jahre nach der Premiere von Hingis zu - 2003 in Wimbledon.

Bencic profitiert

"Ich war sehr glücklich darüber, das ist ein wunderschönes Kompliment", erklärte Hingis nun in einem Interview mit der Schweizer Tageszeitung Blick. "Ich war schon eine Pionierin, als ich als Schweizer Spielerin Grand Slams gewonnen habe. Es war für die nachfolgende Generation ein wenig einfacher."

Federer ist als Gleichaltriger zu dieser nicht zu zählen, auch Stan Wawrinka hat seinen 30. Geburtstag schon hinter sich. Belinda Bencic andererseits, vor gar nicht allzu langer Zeit schon unter den Top Ten und nach einer Verletzungspause wieder auf dem Weg zurück, profitiert nicht nur indirekt von den Pfaden der Martina Hingis, sie holt sich seit Jugendtagen Rat bei ihrer großen Landsfrau. Und deren Mutter Melanie Molitor.

Früher Druck

In anderer Hinsicht hat Roger Federer vorgelegt: als Familienvater. Hingis hat nun auch ausreichend Zeit, sich privaten Dingen zu widmen. Für potenziellen Nachwuchs sieht sie durchaus eine Perspektive als Tennisprofi. "Warum nicht?", so Hingis weiter. "Sport hat einen großen Teil meines Lebens bestimmt. Man muss früh lernen, mit Druck umzugehen. Aber der Sport gibt einem eine unbegrenzte Anzahl an Dingen zurück. Wie auch Freundschaften. Das Leben auf der Tour ist eine Schule des Lebens. Aber man lernt auch Sprachen. Ich kann mich in vier Sprachen unterhalten, und habe erst kürzlich ein bisschen Indisch und Chinesisch gelernt."

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