Paszek: "Ich höre jetzt auf meinen Körper"

Tamira Paszek
© GEPA

Österreichs ehemalige Nummer eins Tamira Paszek über ihre heimtückische Krankheit und den langsamen Weg zurück in Richtung Profitennis.

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Geduld. Eine der wichtigsten Tugenden eines Tennisspielers auf dem Platz - und außerhalb. Denn spielt der Körper mal nicht mit, ist der Reiz, schnell wieder auf dem Matchcourt zu stehen, oft größer als die Vernunft.

Tamira Paszek kann nach ihrer Verletzungshistorie ein Lied davon singen. Mitte Juni diesen Jahres gab die 26-Jährige nun bekannt, dass sie unter einer Trigeminusneuralgie leide - und die Saison 2017 ist somit gelaufen sei. "Es ist hart, die Motivation zu halten. Jedes Mal, wenn ich kurz davor war, wieder in die Top 100 zurückzukehren, ist etwas anderes passiert", erzählte sie nun der WTA.

Therapie: Kein Stress - und viel Sonne

Im Vorjahr bekam Paszek die Mandeln entfernt und litt unter Nebenhöhlenproblemen - nach langer Suche dann die Diagnose der chromischen Nervenattacken im Gesicht. "Es war, als ob mir jemand mit dem Messer ins Gesicht sticht. Es gibt drei Trigger: über dem Auge, Richtung Wange und Nase und am Kinn. Bei mir sind es die ersten beiden. Es fühlt sich an wie ständige Zahnschmerzen, aber aggressiver, stärker. Das hängt von Wind und Wetter ab, vom Stress, all das beeinflusst es."

Im Gegensatz zu früheren Verletzungen war Paszek komplett außer Gefecht gesetzt, von fast allen körperlichen Aktivitäten. "Ich habe meinem Körper ja nie die Zeit gegeben, sich komplett auszukurieren. Das ist etwas, das ich gelernt habe. Ich höre nun besser auf mich", sagt sie. "Der Körper steckt es einem ja, aber oft will man auf die Zeichen nicht hören, weil Tennis unser Job und unsere Leidenschaft ist." Die Symptome heilen könne man nicht, so Paszek - nur den Schmerz, mit Schmerzmitteln. "Du musst einfach alles vermeiden, was Stress verursacht. Das war das Schwierige, als wir die Diagnose bekamen. Du kannst dich nur zurücklehnen und warten."

Die erfolgreiche Behandlung: Sardinien - mit Paszek in der Sonne. "Ich bin da gesessen und hab mein Gesicht in den Himmel gestreckt. Und meine Freundin meinte: 'Das sieht verrückt aus.' Ich hab gesagt: 'Du verstehst das nicht, die Sonne fühlt sich toll an.'"

Paszek, ehemals die Nummer 26 der Welt und zweifache Wimbledon-Viertelfinalistin, zieht Hoffnung aus den Comeback-Geschichten um Venus Williams und Victoria Duval - und versucht, das Beste aus der Situation zu machen. "Ich konnte mehr Zeit mit meiner besten Freundin verbringen, etwas aufholen, das ging die vergangenen Jahre nicht. Das ist wichtig für mich als Person: nicht nur körperliche gesund zu werden, sondern das Leben voll zu genießen - trotz der Schmerzen", sagt sie.