Danke Daniela, für die Sonne

Daniela Hantuchova
© getty

Daniela Hantuchova war irgendwie immer da. Jetzt ist sie weg - und mit ihr eine Spielerin, die bis zum Schluss ihr großes Tennisherz bewiesen hat und für etwas ganz Bestimmtes in Erinnerung bleiben will.

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Daniela Hantuchova hat mir Paris gerettet.

Seit knapp 15 Jahren fahre ich regelmäßig ein paar Tage zu den French Open, und die Anfänge waren stets ein regnerischer Reinfall. Bis 2009. Es war, im Rückblick, das erste Mal, dass die Sonne über Roland Garros scheinen sollte, mein erstes Spiel in diesem Jahr war ein Doppel von Daniela Hantuchova. Seitdem regnet es nur noch selten in Paris (zumindest wenn ich dort bin), ich mache Daniela Hantuchova irgendwie dafür verantwortlich.

Die 34-jährige Slovakin ist eine der letzten einer großen Generation. Sie kam kurz nach Martina Hingis und recht zeitgleich mit den Williams-Sisters auf die Tour, Ende der 1990er-Jahre, und galt schnell als eine mögliche Nummer eins und Grand-Slam-Siegerin. Hantuchovas mühelos wirkendes, klassisches Spiel - gerade Schläge, wenig Spin - war eine Augenweide, sie gewann damit zwei Mal Indian Wells und kam bis auf Rang fünf der Welt. Für die absolute Spitze kam ihr Tennis vielleicht zehn, zwanzig Jahre zu spät, Hantuchova wirkte gegen das Powerspiel à la Williams und Co. immer etwas aus der Zeit gefallen. Für einen Tennisliebhaber wie mich spielte sie genau richtig.

Auch außerhalb des Platzes war Hantuchova aktiv, optisch unter anderem in der Sports Illustrated, aber auch nachdenklich im SPIEGEL. Ihr offenes Interview vor zehn Jahren, in dem sie über den Hass und die mangelnde Freundschaft im Damentennis sprach, war ein trauriger Einblick in die Szene, die heute teilweise immer noch so zu ticken scheint - mit ein paar schönen Ausnahmen, wie man vorgestern bei der großen Anteilnahme nach der dramatischen Verletzung von Bethanie Mattek-Sands erleben konnte.

"Völlig neue Perspektive"

Daniela Hantuchova war immer irgendwie da, wenn man ein Grand-Slam-Turnier besuchte, sie spielte sie immer irgendwo Einzel, Doppel oder Mixed, sie war die verlässliche Konstante, die logische Kandidatin für Ground-Ticket-Inhaber, das persönliche Eröffnungsspiel anzuschauen. Und eine erfolgreiche dazu, als ehemalige Nummer fünf der Welt und fünffache Mixed-Grand-Slam-Turniersiegerin inklusive Mixed-Karriere-Grand-Slam.

Vor gut einem Jahr war Hantuchova dann aus den ersten 100 gefallen, eine passender Anlass für einen Rücktritt eigentlich, anstatt sich in Qualifikationswettbewerbe und auf die ITF-Ebene zu begeben. Hantuchova aber nahm genau diese Mühle an und schien mit sich so sehr im Reinen wie selten zuvor. Sie postete über Twitter und Co. glückliche Fotos von sich in der weiten Welt. "Wenn man so weit abfällt, schätzt man die Dinge mehr. Das gibt einem eine völlig andere Perspektive. Ich realisiere nun, was ich richtig oder falsch gemacht habe", sagte sie.

Wie und für was sie den Tennisfans in Erinnerung bleiben wolle, wurde sie im Rücktrittsinterview mit der WTA gefragt. Ihre Antwort: "Einfach für die Liebe zu diesem Spiel." Worte, die besonders nach dieser Woche guttun.

Danke für die letzten 20 Jahre, Daniela! Und schick doch bitte weiterhin etwas Sonne nach Paris.

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