Petra Martic: „Man will eben immer mehr“

Fast ein Jahr außer Gefecht: Petra Martic
© getty

Aus der French-Open-Quali ins Achtelfinale - und beinahe noch mehr: Petra Martic im Gespräch mit tennisnet.com über ihr Traum-Comeback und ihr Glück in der Alexander Waske Tennis-University.

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Petra Martic, ehemalige Nummer 42 der Welt, war eine der Überraschungen der diesjährigen French Open. Aus der Quali heraus erreichte sie mit Siegen über Madison Keys und Anastasija Sevastova das Achtelfinale, wo sie 6:4, 3:6, 5:2 gegen Elina Svitolina führte, das Spiel jedoch verlor. Roland Garros war dennoch ein voller Erfolg: Dort startete sie als Nummer 290 der Welt, dank der Paris-Punkte steht sie nun auf Platz 129 - Tendenz steigend. Die 26-jährige aus Kroatien trainiert seit Dezember 2016 in der Alexander Waske Tennis-University in Offenbach.

tennisnet: Petra, seit Paris sind nun ein paar Tage vergangen. Wie geht's Ihnen nach der aufregenden Zeit?

Martic: Es setzt sich so langsam alles, die Emotionen, das, was in den Medien abging. Aber mittlerweile bin ich wieder da, ich hatte zwei Tage frei und stehe wieder im Training.

Was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn, wenn Sie zurückblicken?

Natürlich schon das Bedauern, dass ich es nicht ins Viertelfinale geschafft habe - es war so knapp! Wenn man das gesamte Bild betrachtet, war es ein tolles Turnier. Ich bin einfach glücklich, dass ich nach so kurzer Zeit zurück auf der Tour wieder so gutes Tennis spielen kann.

Werfen Sie sich wirklich viel vor? Weil Sie nach der Niederlage gegen Svitolina recht aufgeräumt wirkten und sagten, dass Sie nicht viel falsch gemacht hätten, sondern Svitolina zum Ende einfach verdammt gut gespielt habe.

Das stimmt. Aber ich war halt doch nur zwei Punkte vom Sieg entfernt... Daher ist es dennoch bitter, dass sie es geschafft hat, das zu drehen.

Paris ist ohnehin eine verrückte Geschichte: Sie haben bereits vor fünf Jahren dort das Achtelfinale erreicht, dann gegen Angelique Kerber verloren.

Damals hatte ich nicht das Gefühl, kurz vorm Viertelfinale gestanden zu sein, das Achtelfinale war so ein großes Ding. Ich hatte auch nicht viel gegen Kerber erwartet, habe nicht daran geglaubt, gegen sie gewinnen zu können. Mittlerweile glaube ich mehr an mich, habe das Vertrauen, dass ich jeden schlagen kann. So gesehen war es ein tolles Turnier. Aber man will eben immer mehr (lacht).

Dieses Vertrauen, von dem Sie sprechen: Inwiefern sind Alex Waske und Sascha Nensel dafür verantwortlich? Alex zum Beispiel galt zu aktiven Zeiten als Mr Davis Cup in Deutschland, als Mann, der unglaublich gut motivieren konnte - sich selbst, aber auch andere.

Absolut! Als ich nach Offenbach kam, hatte ich direkt das Gefühl, dass das gesamte Team an mich glaubt. Das tat gut, ich hatte damals so viele Fragezeichen im Kopf: Was macht der Rücken? Kann ich es noch mal packen? Ein Team als Rückhalt zu haben, das an meine Rückkehr geglaubt hat und daran, dass ich wieder gutes Tennis spielen würde, das war entscheidend. Das hat mir Selbstvertrauen gegeben. Wenn du jeden Tag hörst, dass du es schaffen kannst, dass du gut genug bist, bedeutet das viel und vermindert die Zweifel an dir selbst.

Wie sind Sie nach Offenbach zur Alexander Waske Tennis-University gekommen?

Das entstand durch Sascha Nensel, ich kannte ihn von der Tour. Als ich mich verletzt hatte, habe ich die Zusammenarbeit mit meinem vorigen Coach beendet. Ich brauchte jemanden, der meine Karriere wieder in Schwung bringen würde, wenn ich zurückkomme. Ich wollte Sascha als Coach. Er sagte mir dann, dass er mit der Tennis-University zusammenarbeitet. Deshalb kam ich hierher. Ich wusste bis dato nichts von Offenbach. Ich bin sehr glücklich, dass es so gekommen ist.

Was genau war los mit dem Rücken?

Ich hatte Probleme mit der Bandscheibe, das hat so lange gedauert. Man konnte nichts machen, das hatte sich auf die Muskeln ausgewirkt. Ich brauchte viel Geduld. Und für einen Athleten ist es das Schlimmste, wenn man nichts tun kann außer zu warten. Aber ich habe hart gearbeitet und meinen Körper mittlerweile gut ausgetestet. Ich habe keine Probleme mehr, darüber bin ich einfach glücklich.

Im Internet findet man in verschiedenen Quellen, dass Sie am liebsten auf Hartplatz spielen, aber Ihre besten Ergebnisse hatten Sie auf Sand. Wie kommt das - oder stimmt das gar nicht?

(lacht) Nein, das stimmt nicht. Sandplätze waren immer meine Stärke, nicht der Hartplatz. Das wurde wohl verwechselt, das habe ich nie gesagt.

Sie standen vor fünf Jahren auf Rang 42 der Welt - gibt es bestimmte Ziele, wollen Sie dort wieder hin? Oder streben Sie nach Höherem, nach den Top 30, Top 20?

Ich glaube schon, dass ich hochqualitatives Tennis spielen kann. Als ich zurückgekommen bin, war es mein Ziel, mindestens wieder um Platz 40 zu kommen. Aber der Traum sind natürlich die Top 20, vielleicht sogar die Top 10.

Wie geht's die kommenden Wochen weiter?

Nächste Woche spiele ich ein Future in England, in Ilkley, das ist ein 100.000er. Die Woche drauf dann die Qualifikation für Wimbledon. Ich werde dort mit Sascha arbeiten. In der Zukunft ist es so, dass Sascha mein Hauptcoach ist, aber auch immer mal wieder Alex mitkommen wird. Diese Kombination ist gut, weil ich von beiden viel mitnehmen kann.

In Paris hatten Sie die Tradition gepflegt, mit dem Team zu einem Glas Rotwein am Abend anzustoßen. Ist das in Offenbach auch der Fall nach einem guten Trainingstag?

(lacht) Nein, nein, nein. Nach Siegen bei einem Grand Slam - ja. Aber an Trainingstagen gibt's keinen Alkohol.

Das Gespräch führte Florian Goosmann.

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