Davis-Cup-Reform - Hauptsache, der Präsident ist glücklich

Von Jens Huiber
Kroatischer Jubel - demnächst in Madrid oder Lille?
© getty

Die Auslosung der ersten Runde der Weltgruppe 2019 und die Vergabe der Final-Wild-Cards im Davis Cup hat zumindest einen Mann in Euphorie versetzt: Den Präsidenten des Weltverbandes.

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David Haggerty macht in Optimismus. Und was bleibt dem Präsidenten des Internationalen Tennis Verbandes (ITF) auch anderes übrig? Das Finalturnier für den Davis Cup 2019 wird also ein großartiges, noch nie da gewesenes, bahnbrechendes Spektakel werden, oder in den Worten Haggertys: "Ein Festival."

"Es wird eine Chance für die besten Spieler und die besten Teams werden, um den Davis Cup zu spielen", so der US-Amerikaner weiter.

Das ist zumindest optimistisch, wenn nicht sogar ein klein wenig naiv. Denn der Umstand, dass etwa der Schweiz keine Wild Card für das große Endspiel im November nächsten Jahres angetragen wurde, legt die Vermutung nahe, dass Roger Federer sich nicht in Madrid oder Lille zeigen wird. Und im Heimspiel gegen Russland Anfang Februar wohl nur dann, wenn seine Spielberechtigung für Olympia 2020 in Frage steht.

Fragezeichen hinter Nadal - und auch Djokovic

Federer wird also aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mitfeiern, ebenso wenig wie Alexander Zverev, der seine Nicht-Teilnahme an einer Veranstaltung im November zuletzt beim Laver Cup noch einmal bekräftigt hat. Deutschland hat mit den Ungarn ein angenehmes Los gezogen, auch wenn Marton Fucsovics 2018 ein starkes Jahr gespielt hat.

Mit Blick auf die aktuellen Top Ten werden auch Grigor Dimitrov und Kevin Anderson das große Finale, wenn überhaupt, aus der Ferne betrachten: Weder Bulgarien noch Südafrika sind in der Verlosung für die Weltgruppe.

Das nächste Fragezeichen steht gleich hinter Rafael Nadal, der in den vergangenen Jahren, wie auch in diesem, am Saisonende eher seine Ruhe haben möchte. Oder vielmehr: haben muss. Novak Djokovic hat sich auch nicht als Freund des neuen Formats bekannt, zumal die Serben erst einmal in der Tschechischen Republik gewinnen müssen. Ein Antreten dort könnte mit Djokovics Abschneiden bei den Australian Open zusammenhängen - das nach den letzten Eindrücken durchaus positiv ausfallen dürfte.

Wild Cards für Argentinien und Großbritannien

Dominic Thiem hat die Grazer Erfahrung sehr genossen, die Chilenen mit dem starken Nicolas Jarry sind nicht unschlagbar. Thiem hat aber in der laufenden Saison schon wieder ein enormes Matchpensum abgeliefert, wenn dies 2019 auch so sein sollte, müsste ihn der Teamgeist zum Finale tragen.

Bleibt als Bannerträger, bei aller Liebe zu Marin Cilic und dessen fix qualifizierten Kroaten, also Juan Martin del Potro. Die ITF hofft offenbar so sehr auf den US-Open-Finalisten dieses Jahres, dass sie den Argentiniern gleich einen sicheren Platz im Finale zugesichert hat. Nun hat del Potro aus Verletzungsgründen seine Teilnahme am Laver Cup abgesagt, der Spielplan des Argentiniers ist bekanntlich sehr spärlich besetzt.

Davis Cup auf einem Level mit den Grand-Slam-Turnieren

Die zweite Wild Card schließlich ist untrennbar mit dem Namen Andy Murray verbunden. Vielmehr mit der Hoffnung auf dessen baldige Genesung und ein Wiedererstarken des ehemaligen Weltranglisten-Ersten. Der Freifahrtschein für Großbritannien beweist aber zumindest eines: Die ITF ist nicht nachtragend. Denn der britische Verband war schließlich einer derjenigen, die gegen das neue Format gestimmt haben. Zumindest offiziell.

Davon unberührt ist David Haggerty. "Das neue Finale wird den Davis-Cup-Wettbewerb auf eine Ebene mit den Grand-Slam-Turnieren heben, sowohl, was das Prestige, als auch das Preisgeld anbelangt." Na dann.

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