"Der Davis Cup ist ein komisches Tier"

Mischa und Alexander Zverev verlieren das Doppel am Samstag
© getty

Aufbruchsstimmung war in Frankfurt am Freitag geortet worden - nach der Niederlage von Alexander und Mischa Zverev gegen Ruben Bemelmans und Joris de Loore droht nun womöglich wieder die Relegation für das deutsche Davis-Cup-Team.

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Ganz ehrlich: Wem hat vor diesem Samstagnachmittag der Name Joris De Loore etwas gesagt? Die deutsche Davis-Cup-Mannschaft hat ihn und Ruben Bemelmans dann aber so richtig kennengelernt - am intensivsten natürlich das Brüderpaar Mischa und Alexander Zverev, das bei seinem historischen "Brother Act" gegen das belgische Duo in fünf Sätzen verlor. Wer das vorhergesagt hätte, wer überhaupt eine Führung der Belgier nach zwei Davis-Cup-Tagen prophezeit hätte, der wäre noch vor 48 Stunden belächelt worden - bei aller gebotenen Vorsicht und Mäßigung.

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Man kann nicht anders, als bei dieser Gelegenheit auf Fünf-Euro-Phrasen zurückzugreifen: Der Davis Cup, das ist auch in Frankfurt wieder einmal bewiesen worden, hat eigene Gesetzmäßigkeiten. Da kommen mit den Zverevs zwei der prägenden Figuren des letzten Grand-Slam-Turniers von Melbourne auf den Centre Court - und diese beiden hochgehandelten Favoriten verlieren tatsächlich ihren Einsatz gegen Bemelmans und De Loore, zwei für das breite Publikum absolute Nobodies. Allerdings setzten die beiden Belgier nur das fort, was ihnen tags zuvor Steve Darcis in der Schlacht gegen Kohlschreiber vorgemacht hatte: Nämlich unbedingten Willen, aufopfernde Leidenschaft, Kampfesmut bis zum Umfallen. Nein, dieser vermeintliche Außenseiter ist nicht nach Frankfurt gekommen, um sich tapfer und ehrenhaft zu verkaufen. Sie sind schon eher gekommen, um zu bleiben, diese Belgier - nämlich in der Weltgruppe des Nationenwettbewerbs. Und das alles ohne den Besten des Landes, David Goffin.

Fehlende Organisation

Im Nachhinein erscheint die Auftaktniederlage von Philipp Kohlschreiber nun noch schwerwiegender, eben weil sie so komplett unnötig war nach komfortablen Vorsprüngen im vierten und fünften Satz. Mit einem 2:0 in den stets wegweisenden Samstag zu gehen, hätte dem Brüderpaar die Sache gewiß erleichtert - aber unabhängig von der Freitags-Vorgeschichte war auch ihnen anzumerken, dass sie eben noch nicht häufig in einem Pflichtmatch zusammen aufgespielt haben. Im Doppel können eben nicht einfach Einzelrangplätze gegeneinander aufgerechnet werden, um zu sagen, wer im Verbund am Ende besser da steht. Auch Beobachter Boris Becker merkte an, dass man den beiden Hamburgern die Probleme ansehe, sich erstmal zu finden und gemeinsam zu organisieren auf dem Platz. Diese Probleme führten auch zum Ruckelstart und zur Notwendigkeit, ein (letztlich vergebliches) Comeback zu inszenieren.

Am Sonntag geht es nun um Alles oder Nichts. Und Nichts wäre in diesem Fall schon der neuerliche Zwangsweg in eine Relegations-Partie statt weiterer Hoffnungen in der Champions League des Tennis - der Weltgruppe. Noch hat die Mannschaft von Michael Kohlmann alles in der Hand, in beiden Einzeln gehen die Deutschen als Favoriten ins Match. Aber die nervliche Belastung ist groß, schon für Alexander Zverev im Spitzeneinzel gegen Beißer Steve Darcis. Und dann auch noch einmal im letzten Fall für Zwei - wobei man da noch rätseln darf, wer von Kohlmann den Startbefehl bekommt. Kohlschreiber, mit der Hypothek der verschenkten Chance vom Freitag? Oder Mischa Zverev, mit der Last des Doppel-Knockouts auf den Schultern? Alle dachten, ganz ehrlich, dass die Deutschen an diesem Februar-Wochenende einen Spaziergang vor sich hätten. Nun wird es ein Bergaufstieg. Wie sagte doch der Weise vom Balkan, der Vater vieler deutscher Davis Cup-Siege, Niki Pilic: "Davis Cup ist ein komisches Tier."

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