Lucas Miedler im Interview: Challenger in Österreich? "Ein absolutes Muss"

Von Florian Heer
Miedler bestreitet erstmals das Challenger-Turnier in Portoroz.
© Florian Heer

Lucas Miedler bestreitet eine bisher sehr solide Saison. Der 22-jährige Niederösterreicher errang vier seiner insgesamt acht ITF-Pro-Circuit-Titel in diesem Jahr. Im kanadischen Winnipeg erreichte er sein erstes Finale auf der ATP-Challenger-Tour.

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In dieser Woche ist Miedler an die slowenische Adriaküste gekommen, um bei den Zavarovalnica Sava Slovenia Open in Portoroz anzutreten. Das mit 64.000 Euro dotierte ATP-Challenger-Event findet auf Hartplätzen und zudem an einem der wohl malerischsten Orte im Tenniszirkus statt.

Wir trafen die aktuelle Nummer 226 der Welt nach seinem 6-3, 6-2 Erstrunden-Erfolg gegen den dänischen Qualifikanten Frederik Nielsen zum Interview und sprachen mit ihm über seine Pläne, die anstehenden Veränderungen auf der ATP-Challenger-Tour und dem ITF-Pro-Circuit, sowie über das große Abenteuer US-Open.

Florian Heer aus Portoroz

tennisnet: Herzlichen Glückwunsch zum Sieg! Guter Auftakt ins Turnier.

Lucas Miedler: Vielen Dank! Es war nicht sehr leicht, da es bereits am Vormittag sehr heiß ist. Nichtsdestotrotz war das eine solide erste Runde.

tennisnet: Ist es Ihr erstes Mal in Portoroz?

Miedler: Ja. Vielen hatten mir im Vorfeld gesagt, dass das ein tolles Turnier sein soll. Und es stimmt. Auch das Umfeld passt. Ich bin erst am Sonntagabend angekommen und konnte bisher noch nicht sehr viel sehen, doch die ersten Eindrücke sind sehr schön. Ein Sprung ins Meer war allerdings schon drin.

tennisnet: Wie sahen die letzten Wochen aus?

Miedler: Ich war vier Wochen in Kanada und eine Woche in Spanien. Alle Turniere fanden auf Hartplatz statt, wo ich mich besonders wohlfühle. Ich muss schauen, dass ich weiter nach vorne kommen.

tennisnet: Die Ergebnisse lassen sich auch durchaus sehen: Vier ITF-Titel und das erste ATP-Challenger-Finale in Winnipeg stehen in diesem Jahr bereits zu Buche.

Miedler: Es tut besonders gut bei einem Challenger mal eine Woche durch gespielt zu haben. Die Intensität auf diesem Level ist noch einmal höher als bei Futures.

tennisnet: Im nächsten Jahr stehen einige Veränderungen auf Challenger und Futures-Level an. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Miedler: Ich finde es sehr kompliziert. Für Spieler auf dem ITF-Pro-Circuit wird es bestimmt nicht einfacher. Ich bin froh, dass ich einige ATP-Punkte auf den Challengern sammeln konnte. Zu Beginn des Jahres sah es dahingehend für mich noch nicht so gut aus. Ich hatte zwei Futures gewonnen, stand in zwei Finals und hatte eigentlich gut begonnen. Dann kam die Meldung im April, dass diese Punkte in der ATP-Weltrangliste im nächsten Jahr nichts wert sein werden. Es wird spannend zu sehen sein, wie das nächste Saison aussehen wird.

tennisnet: Haben die Änderungen auch Auswirkungen auf die weitere Turnierplanung?

Miedler: Das ist der nächste Punkt. Jeder versucht natürlich noch in diesem Jahr auf der ATP-Challenger-Tour dabei zu sein, da es bei Futures kaum mehr Punkte zu erringen gibt. Dies hat insbesondere die Qualifikation bei den Challengern extrem stark gemacht. Punkte oder Preisgeld gibt es aber vor dem Erreichen des Hauptfeldes weiterhin nicht. Das ist für viele auch finanziell nicht leicht zu stemmen.

tennisnet: Welche Unterstützung erfahren Sie, um auf der Tour bestehen zu können?

Miedler: Ich bin beim Bundesheer und für ein weiteres Jahr verlängert worden. Dies ist natürlich vorteilhaft, da ich ein Gehalt beziehen kann und versichert bin. Das macht vieles einfacher. Außerdem habe ich noch weitere Sponsoren wie die Hypo-Niederösterreich, die eigentlich immer an meiner Seite war und zu der ich mich besonders verbunden fühle. Zudem erhalte ich noch eine Förderung vom Verband. Ich bin sehr dankbar für diese Unterstützung.

tennisnet: Der österreichische Tennisverband hat bereits angekündigt ab 2019 wieder ATP-Challenger-Turniere in Österreich ausrichten zu wollen. Von drei bis fünf Events pro Jahr ist dabei die Rede.

Miedler: Das ist ein absolutes Muss, da es die Ebene sein wird, wo es in Zukunft Weltranglistenpunkte zu erringen gibt. Es ist daher unerlässlich für die österreichischen Spieler. Der Aufwand für die Organisation hat sich natürlich erhöht aber ich hoffe, dass es eine gute Lösung geben wird.

tennisnet: Ihre persönliche Zielsetzung geht allerdings bestimmt in eine andere Richtung. Welche Ziele setzen Sie sich?

Miedler: Richtig interessant wird es wohl, wenn man sich unter den Top-100 etabliert hat. Ich denke, dass dies das Ziel von jedem ist, der hier herumrennt. Man spielt Grand-Slams und ist auf der ATP-World-Tour unterwegs. Ich bin erstmal froh meine erste Grand-Slam-Qualifikation bei den Herren erreicht zu haben. Last-minute bei den US-Open teilzunehmen ist eine tolle Geschichte.

tennisnet: Worauf freuen Sie sich in New York und welche Erwartungen haben Sie?

Miedler: Ich werde nächste Woche fliegen. Durch die Teilnahme an den US-Open werde ich auch das geplante Turnier in Korea absagen, da dies zu stressig für den Körper gewesen wäre. Ich war als Junior bereits zweimal dort und die Stimmung ist der Wahnsinn, auch wenn es in der Qualifikation bestimmt noch nicht so ausgiebig sein wird. Ich werde aber versuchen die Zeit zu genießen.

tennisnet: Wie sieht Ihre aktuelle Coaching-Situation aus? Gibt es noch eine Zusammenarbeit mit Ronnie Leitgeb?

Miedler: Ich bin alleine hier und war auch viel in diesem Jahr ohne Coach unterwegs. Ich denke, das beschreibt die Situation recht gut.

tennisnet: Befinden Sie sich zurzeit auf Trainersuche?

Miedler: Nein, aktuell eigentlich nicht. Ich möchte zunächst das Jahr zu Ende spielen und mich auf meine Aufgaben konzentrieren. Dies hat bisher ganz gut funktioniert und werde es bis Saisonende so weiter vollziehen. Ich habe noch meinen Fitness-Coach Bernie Sussitz, dem ich sehr dankbar bin. Wir arbeiten sehr gut zusammen. Er ist ein ehemaliger Kickboxer und zigfacher Weltmeister, der in Klagenfurt wohnt. Wir verstehen uns gut und er kann mich auch ordentlich wetzen beim Training. Das ist ganz gut so.

tennisnet: Aber die Familie ist hier mit dabei?

Miedler: Ja, das bietet sich hier an. Mein Vater mit seiner Freundin und meine Freundin sind mit nach Slowenien gekommen. Es ist nicht so weit von Wien und da ist es natürlich schön, wenn sie mich begleiten können. Außerdem lässt es hier gut eine Woche aushalten, hoffentlich bis zum Ende des Turniers.

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