Gasquet schlägt Mayer im Finale

Von Florian Heer
Florian Mayer, Richard Gasquet
© Florian Heer

Kein Titel für Florian Mayer - dennoch ein Blick auf das beste ATP-Challenger-Turnier der Welt!

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Parkplätze zu finden, das ist schwierig. So der erste Eindruck bei meinem Premieren-Besuch der Pekao Szczecin Open in dieser Woche. "Die Situation zum Parken hier ist ziemlich furchtbar", erklärt mir ein freundlicher Ordner vor dem Turniereingang, als er meine verzweifelte Suche nach einer geeigneten Lücke für mein Auto bemerkt. "Am besten einfach hier an der Hauptstraße parken, der Fahrradweg ist gesperrt", lässt er mich wissen. Gesagt, getan und die Erkundungsaktion "Bestes ATP-Challenger-Turnier der Welt 2016", welches lediglich 30 Kilometer östlich der deutschen Grenze liegt, kann beginnen.

Neben den Sparkassen Open in Braunschweig und der inzwischen in finanzielle Not geratenen Etihas Trophy in Mons, wurden die Pekao Szczecin Open mit dieser Auszeichnung von der ATP geadelt. Dass man auf diesen Titel stolz ist, lässt sich auf dem mit reichlich Bäumen gesäumten Turniergelände des hiesigen Szczecinski Klub Tenisowy sofort vielfach beobachten. Kein Plakat auf dem der Hinweis auf den Award fehlt.

25-jähriges Jubiläum

Das ATP-Challenger-Turnier mit einem Gesamtpreisgeld von € 127.000 ist aber auch eine Konstante im internationalen Turnierkalender und feierte sein 25-jähriges Bestehen in dieser Woche. Das Turnier in Westpommern ist nicht nur ausgezeichnet als eines der drei besten ATP-Challenger weltweit, es ist auch das größte und älteste internationale Tennisturnier des Landes. Von 2001 bis 2008 waren Sopot bzw. Warschau mit ihren jeweiligen Herrenturnieren sogar Teil der ATP World Tour. Seitdem allerdings ist das sechstgrößte Land innerhalb der Europäischen Union ein weißer Fleck auf der Landkarte der ATP. Neben dem Event in Szczecin finden mit den Wroclaw Open (ausgetragen in der Halle) und den Poznan Open (ausgetragen auf Sand) noch zwei weitere ATP Challenger-Turniere in Polen statt. Die unumstrittene Nummer 1 bleibt aber dir Sandplatzveranstaltung an der Oder.

"Entweder wir haben gute Spieler und keine Turniere oder andersherum", witzelt ein polnischer Journalist im Presseraum. Mit der langjährigen Top-10-Spielerin Agnieszka Radwanska ist Polen in der Weltspitze des Damentennis vertreten. Bei den Herren zeigt sich ein anderes Bild. Jerzy Janowicz ist mit Platz 149 in der ATP-Weltrangliste der zurzeit beste Vertreter seines Landes. Immerhin hatte es der Zwei-Meter-Hüne aus Lodz schon einmal bis auf Platz 14 geschafft. Dies ist allerdings bereits fünf Jahre her. Weitere polnische Spieler tauchen erst ab Platz 250 auf. Janowicz, an Nummer 6 in Stettin gesetzt, erreichte das Viertelfinale und scheiterte schließlich an Florian Mayer.

Die Zuschauer scheint es aber nicht davon abzuhalten "ihr" Turnier mit guten Besucherzahlen zu unterstützen. Mit rund 10 Euro für eine Karte zu den Finalspielen am Wochenende sind die Ticketpreise auch sehr human gehalten. Mehr als 25.000 Besucher sind auch in dieser Woche, trotz teilweise ungemütlichen äußeren Bedingungen mit Wind und Regen, wieder zum Turnier geströmt.

"Wir sehen mit Freude, dass sich das Turnier in die richtige Richtung hin entwickelt", sagt Turnierdirektor Krzysztof Bobala. "Wir werden auch in Zukunft unser Möglichstes tun, um eine positive Entwicklung für das Turnier voranzutreiben."

Acht ehemalige Turniersieger der Szczecin Open sind nach ihrem Auftritt im Westen Polens später in die Top-20 der Welt vorgestoßen. Dazu zählen der sechsmalige ATP-Turniersieger Pablo Cuevas und auch die ehemalige Nummer 3 der Welt Nikolay Davydenko.

Gasquet als Aushängeschild

In diesem Jahr war die Situation etwas anders gestrickt. Nicht die jungen Wilden standen im Fokus des Geschehens, sondern fast standesgemäß zum 25-jährigen Geburtstag, hatte man mit dem ehemaligen Weltranglisten-Siebten Richard Gasquet einen bereits international großen Namen im Starterfeld. Der 31-jährige Franzose ist nach einigen Verletzungen auf Platz 30 abgerutscht und dabei sich wieder in die absolute Weltspitze zurück zu kämpfen.

Seine Nichtberücksichtigung für das französische Davis Cup-Team war die Gelegenheit mit einer Wildcard als topgesetzter Spieler in Stettin anzutreten. Mit Siegen über Marcin Gawron, Bernabé Zapata Miralles, Guido Andreozzi (1 abgewehrter Matchball) und Taro Daniel kämpfte er sich schließlich in das Finale vor. Dort wartete allerdings mit Florian Mayer ein weiterer Veteran der Tennisszene, der den Franzosen schon bereits zwei Mal im Laufe seiner Karriere besiegen konnte.

Dieser forderte Gasquet auch am Sonntag auf dem mit über 3.700 Zuschauern ausverkauften Center Court vieles ab. Am Ende war der Franzose allerdings in zwei Tiebreaks der konstantere Spieler und feierte seinen 10. ATP-Challenger-Turniererfolg, den ersten seit 2010 in Bordeaux, mit einem 7:6 (3), 7:6 (4)-Erfolg.

"Es war bei weitem kein leichtes Turnier für mich", ließ der Rückkehrer auf die Challenger-Ebene nach seinem Finalsieg verlauten. "Ich hatte doch ganz schön zu kämpfen. Es war ein stark besetztes Turnier und ich bin froh am Ende als Sieger nach Hause zu fahren."

Mayer mit positiven Fazit

Auch der Unterlegene im Finale, konnte dem Ausflug in den Norden viel Positives abgewinnen. "Es war eine tolle Woche für mich. Ich habe viele tolle Matches gespielt und gut gekämpft", erzählte Mayer. "Gegen Gasquet dann in einem Challenger Finale zu spielen ist nicht leicht. Ich hatte meine Chancen im ersten Satz, konnte diese aber leicht nicht verwerten." Für Gasquet als auch für Mayer stehen nun die Moselle Open in Metz als nächster Stopp im Turnierkalender.

Für mich hatte sich die Parkplatzsituation im Übrigen auch noch verbessert. Gleich nach Ankunft im Pressezentrum habe ich eine der wohl heiß begehrten Parkausweise für einen netten Stellplatz direkt hinter dem Center Court ergattern können. Vielen Dank an dieser Stelle noch mal.

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