Mischa Zverev - Rasentennis pur gegen Lopez?

Mischa Zverev: Kommt er ins Finale in Stuttgart?
© getty

Mischa Zverev spielt im Stuttgarter Halbfinale gegen den Spanier Feliciano Lopez - es könnte ein Spiel für Feinschmecker werden. Und ein Blick zurück in die gute alte Zeit.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Von Florian Goosmann aus Stuttgart

Mischa Zverev, er war in dieser Woche der Mann der zwei Gesichter. Jüngstes Beispiel: Im Match gegen Tommy Haas präsentierte er sich als gnadenloser Angreifer - UND als geduldiger Verteidigungskünstler. Servierte Haas, stand Zverev fast am Ende des Platzes, er erinnerte an Rafael Nadal, wenn der auf Sand gefühlte Kilometer hinter der Grundlinie lauterte, um nach und nach immer weiter aufzurücken, um den Gegner qualvoll wegzudrücken.

Zverev wählte die flache Variante, wenn Haas, wie meist, auf seine Rückhand servierte: den Slice, schön flach, schön lang. Wieder und wieder zwirbelte sich Zverev aus der Defensive, mit dem wachsamen Auge, auf den einen kurzen Ball wartend, um nach vorne zu tänzeln, dort wo er hin will. Und wo der klassische Rasenspieler früher immer hinwollte: ans Netz.

Zverev: Nur ein Aufschlagverlust in drei Matches

Bei eigenem Aufschlag ist dies in Zverevs Spiel ohnehin beschlossene Sache, sowieso in dieser Woche auf Rasen: Zverev spielt Serve-and-Volley par excellance, er verlor in seinen drei Matches in Stuttgart nur einmal den Aufschlag, gegen Yannick Hanfmann in Runde zwei. Elf Breakchancen erspielte sich der Karlsruher dort, zehn wehrte Zverev meist über das erste Service ab; gegen Haas parierte er kurz vor der Entscheidung bei einem 0:40-Rückstand ebenfalls in der Manier des großen Pete Sampras.

Am Aufschlagverhalten wird Zverev auch gegen Feliciano Lopez nichts ändern. Beim Return? Vielleicht. Lopez ist ebenfalls ein Mann alter Schule, der die 80er- und 90er noch live und nicht nur aus Erzählungen miterlebt hat, und ebenso den Rasenstil dieser Zeit: Aufschlag-Volley, die völlig natürliche Rasentaktik, bin die Grasplätze langsamer, die Tennisschläger leichter und die Saiten mit Polyester bespannt wurden - und der Grundlinienspezialist auch die Grascourts übernahm.

Was geht beim Return?

Eigentlich, so mag man meinen, muss Zverev seinen Returnstil gegen den Angreifer Lopez ändern, die Bälle früh nehmen, um sie dem Spanier vor die Füße zu legen, bevor dieser seine Volleyposition erreicht. So zumindest die Erfahrung des Tenniszuschauers aus den 90ern. Aber Zverev plant anders. "Ich muss schauen, wie er serviert. Wenn ich auf Rasen zu nah an der Grundline stehe, verspringen so viele Bälle, dass ich nur reagieren kann. Wenn ich weiter hinten stehe, sehe ich zwar, dass der Gegner nach vorne kommt, aber habe mehr Zeit zum Überlegen, wo ich hinspiele. Ich kann mich besser stellen und schneller spielen. Wenn er unglaublich gut serviert, wird es eh schwierig, egal wo ich mich positioniere. Wenn er mir mehr Chancen gibt beim zweiten Aufschlag, ich ein paar glückliche Returns hinbekomme, gelingt mir vielleicht ein Break. Das klappt dann auch, wenn ich weiter hinten stehe."

Zverev gegen Lopez, es wird ein spannendes Duell - aus taktischer Sicht vor allem in Hinblick auf Zverevs Returntaktik. Auf alle Fälle wird es eins: ein Fest, eine Zeitreise - und bestenfalls ein ganz feines Tennismatch!

Alle News zum MercedesCup in Stuttgart

Artikel und Videos zum Thema