Die Bernie- und Jerzy-Show

#Berniecares? Eher weniger
© getty

Zwei ziemlich unterschiedliche Auftritte zweier ungewöhnlicher Spieler in Stuttgart: Jerzy Janowicz nahm hierbei Grigor Dimitrov raus, Bernard Tomic versprühte gegen Tomas Berdych wenig Lust.

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Von Florian Goosmann aus Stuttgart

Es gibt auf Twitter einen Hashtag, #BernieCares heißt er. Er bezieht sich auf zwei Personen: Bernie Sanders, den US-Politiker. Und Bernard Tomic, den Tennisspieler. Bernie Sanders kümmert so ziemlich viel, gerade jetzt. Bernie Tomic kümmert recht wenig. Auch jetzt.

Beim MercedesCup in Stuttgart ist Tomic Stammgast, er ist gebürtiger Stuttgarter, mit dreieinhalb verließ er mit seinen kroatischen Eltern schließlich Deutschland und zog nach Australien. Tomic ist berühmt und berüchtigt, beides für ähnliche Interessen, die sich meist um wilde Partys und schnelle Autos drehen, verbunden mit Justizproblemen.

Um sein Tennis kümmert sich Tomic nur so nebenbei. Tomic hat Talent, das ihn mit überschaubarem Aufwand in die Top 20 der Welt gebracht hat, aktuell steht er auf Rang 48. Weit genug oben, um in die wichtigsten Turniere zu kommen, zu weit hinten, als dass er wirklich den Stress hätte, sich als Kandidat für die ganz großen Titel aufmachen zu müssen.

Bernie kümmert sich nicht

Gegen Tomas Berdych, im Achtelfinale am Weissenhof, kümmerte sich Tomic, wie er sich eben kümmert. Sein Spiel wirkte nach außen lustlos, obwohl er in Satz eins einen 2:5-Rückstand wettmachte und erst im Tiebreak verlor, letztlich eben 6:7 (4), 2:6. In Durchgang zwei präsentierte er hierbei die komplett lustlose Variante am Gewinnen, ohne einen Schritt zu viel zu tun. Das Talent auf Gras ermöglichte ihm dennoch immerhin zwei Spielgewinne, auch wenn sich das Publikum beim Bestöhnen eines misslungenen Stopps scheinbar mehr anstrengen musste als Tomic selbst.

Was bleibt hängen beim Australier? Die bittere Erkenntnis, dass einer mit seinem Talent nicht zumindest auf Rasen etwas motivierter zur Sache geht; dort, wo die spielerische Variante des Tennis für Vorteile sorgen sollte. Die Geistesblitze, sie sind ja da: Wenn Tomic den ersten Aufschlag mit nur knapp über 100 km/h und viel Seitspin auf die Außenlinie schnalzt und danach ein 200km/h-Brett serviert, wenn er den ein oder anderen feinen Ball mit natürlichem, keinem antrainierten Slice versieht, wenn er dank seiner teils geschobenen, teils geschleuderten Vorhand ein Relikt aus alten Zeiten heraufbeschwört. Aber wen kümmert's - Bernie leider nicht.

Jerzy will wieder nach oben

Jerzy Janowicz hat seit dieser Woche ebenfalls einen eigenen Hastag. #Burgergate heißt er, Janowicz hatte sich in Runde eins einen Punktabzug wegen Obszönität eingefangen, weil er eine Dame im Publikum, die seinen Gegner anfeuerte, mit unsanften Worten zum nahegelegenen Burgerstand geschickt hatte. Janowicz versuchte zu mildern, indem er dem Schiedsrichter vermitteln wollte, dass er Burger liebe. Nach minutenlanger (erfolgloser) Diskussion schrie er auf dem Weg zurück auf den Platz letztlich noch laut "Hot Dog" und "Donut" in die Prärie, ehe er sich beruhigte und siegte.

Gegen die Nummer zwei des Turniers, Grigor Dimitrov, zeigte Janowicz am Donnerstagnachmittag eine starke Vorstellung - geprägt von harten Aufschlägen und ebenso erbarmungslosen Grundschlägen, unterstützt jeweils von lautem Stöhnen, das wirklich von ganz unten kam. Im Siegerinterview nach dem 7:6 (4), 6:3 gab Janowicz eine Ansage: Dorthin, wo er vor seiner Verletzungspause war, dorthin wolle er, aktuell die Nummer 155 der Welt, wieder kommen. Platz 14 wäre das, damals unter anderem die Belohnung einer Finalteilnahme beim 1000er in Paris-Bercy 2012 und dem Wimbledon-Halbfinale 2013.

So war Janowicz auch mit dem Sieg über Dimitrov nicht ausgelastet. Er wolle "many more wins", noch viele Siege mehr. In dieser Form sind sie ihm zuzutrauen. Ebenso, wie er in Wimbledon (als Ungesetzter) für eine Überraschung sorgen könnte. Jerzy cares!

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