Fall Federer: Wenn das Freilos ein Nachteil ist

Roger Federer
© getty

Roger Federer und Grigor Dimitrov sind als Topgesetzte in Stuttgart zum Auftakt rausgeflogen - in Runde zwei. Vielleicht hätte ein Erstrundenspiel dieses Szenario verhindert.

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Von Florian Goosmann aus Stuttgart

Es ist kein Tramszenario in Stuttgart: Roger Federer, die Nummer eins des Turniers - raus in Runde zwei; Grigor Dimitrov, die Nummer zwei, ebenfalls. "Kein Schock", so Federer, der unter anderem eines für seine Niederlage in Verruf zog: sein Freilos in Runde eins.

Verschaffen wir uns mal einen kurzen Überblick für die Freilos-Szenerie auf der ATP-Tour. Es gibt im Jahr 2017:

- 9 Masters-1000-er-Turniere: Indian Wells und Miami bereiten ein 96er-Feld (Freilos für die Top 32), der Rest ein 56er- (Freilos für die Top 8), Paris-Bercy hat ein 48er-Feld (Freilos für die Top 16).

- 13 Turniere der 500er-Serie: Hier stellt man elf Mal ein 32er- (kein Freilos), zwei Mal ein 48er-Feld (Freilos für die Top 16) zusammen.

- 40 Turniere der Kategorie 250: Hier gibt es ein 48er-Feld (Freilos für die Top 16), nur zwei Felder mit 32 Spielern (kein Freilos) und 37 (!) 28er-Felder (Freilos für die Top 4).

Deutlich wird: Das Freilos ist insbesondere bei den 250er-Turnieren ein verlockendes Angebot der Turnierveranstalter. Die Ansage: Du bist einer der Top-4-Leute bei uns, du bekommst ein Freilos. Du brauchst erst am Mittwoch oder Donnerstag ins Turnier eingreifen, du musst auf dem Weg zum Titel im Zweifel ein Spiel weniger gewinnen!

Federer: "Die Gefahr, früh zu verlieren, ist größer"

Auf diesen vermeintlichen Nachteil machte Roger Federer nach seinem Ausscheiden in Stuttgart aufmerksam: "Es ist schwieriger, diese erste Runde zu gewinnen, weil ich ja schon in der zweiten bin, mein Gegner schon ein Spiel hatte. Im letzten Jahr hatte mir das schon nicht ganz gepasst, als ich gegen Taylor Fritz gespielt habe, der kam sogar aus der Quali. Hier, wo der Rasen ziemlich schnell ist, ist es schwieriger - und die Gefahr, früher zu verlieren, größer."

Auch Grigor Dimitrov machte diese Erfahrung: Er wurde von Jerzy Janowicz wegeballert, ohne selbst wirklich schlecht gespielt zu haben. Die wenigen Chancen, die sich auf Rasen boten, konnte er jedoch nicht nutzen. Janowicz hatte den Rasenvorteil: ein Spiel zum Auftakt, ein Spiel mehr in Stuttgart, ein Spiel mehr auf Rasen.

Natürlich: Speziell in Wochen nach einem Grand-Slam-Turnier, wie in Paris, ist ein Freilos zum Auftakt ein verlockendes Angebot. Die Chance, einen Endspielteilnehmer beim French-Open-Finale bereits am Mittwoch wieder ein Spiel auf Rasen austragen zu sehen, ist gering. Die Möglichkeit, ihn mit einem Donnerstag-Start zu locken, ist nicht viel, aber ein bisschen größer.

Der Vorteil eines 32er-Feldes jedoch wäre, siehe Federer und Dimitrov, insbesondere bei kleineren Turnieren nicht von der Hand zu weisen: Im Zweifel hätte der Topstar ein Spiel mehr (gut fürs Publikum!) - und könnte sich zunächst gegen einen Gegner rantasten, der ebenfalls sein erstes Match vor Ort spielt (Qualifikanten ausgenommen). Dei den Damen ist dies übrigens der Fall: Innerhalb der International-Serie, vergleichbar mit den 250er-Events der Herren, gibt es ausschließlich 32er-Felder.

Das Federer- und Dimitrov-Aus in Stuttgart: Vielleicht ein Grund, den vermeintlichen Vorteil Freilos zu überdenken?

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