ATP Finals: Roger Federer auf der Suche nach seiner Form

Von Jörg Allmeroth
Roger Federer steht am Dienstag unter Zugrzwang
© getty

Die Pleite gegen Kei Nishikori hat Roger Federer bei den ATP Finals in der Londoner O2 Arena in eine unangenehme Situation gebracht.

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Roger Federer hatte vor dem ersten Ballwechsel bei den ATP Finals ein wahres Wort gesprochen. "Wenn du hier deine Form und deine Schläge lange suchst, dann wird´s sehr, sehr schwer", sagte Federer. Er spielte damit auf den Charakter dieses letzten Turniers des Jahres an, eines Turniers, bei dem nur die Besten der Saison versammelt sind. Und bei dem es kein sanftes Hereingleiten in das Wettkampfgeschehen gegen Gegner aus der zweiten oder dritten Reihe gibt.

Federer ist nun genau in die Situation geraten, in die keiner der Hauptdarsteller beim ATP-Höhepunkt der Spielserie geraten möchte. Er hat sein Auftaktmatch gegen den Japaner Kei Nishikori verloren, also gegen den Mann, den er in diesem Herbst in Shanghai und auch jüngst in Paris noch relativ souverän gewonnen hatte. Und er steht damit, auch als Formsuchender, unter erheblichem Erfolgsdruck, wenn er am Dienstag in der Londoner O2-Arena den Centre Court zu seinem zweiten Duell gegen den Österreicher Dominic Thiem betritt.

Kann der Druck Roger Federer beflügeln?

Ob dieser Druck in Federers Situation nun behindernd oder, wie so oft in seiner Karriere, beflügelnd ist, bleibt schwer einzuschätzen. "Ich blicke nicht mehr zurück. Ich habe noch meine Chancen. Und ich will sie auch nutzen", sagte Federer nach dem Fehlschlag gegen Nishikori. Der Maestro war sichtlich bemüht, die Enttäuschung nach außen zu verhüllen und zu begrenzen, schließlich, so sagte er, sei es am Anfang schon mal "Kampf und Krampf" in so einem Match, das müsse man akzeptieren.

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Federer weiß, dass sich die Dinge bei den ATP Finals schnell drehen und wenden können, es hat natürlich und selbstverständlich damit zu tun, dass man nach einer Niederlage noch nicht seine Koffer packen muss - sondern weiter im Titelrennen bleiben kann. Ein Mal ist Federer in seiner langen Final-Historie sogar nach einem Scheitern zu Beginn noch Champion geworden, 2007 war das, als er gegen den Chilenen Fernando Gonzalez in drei umkämpften Sätzen verlor, danach den Russen Nikolai Dawidenko und den Amerikaner Andy Roddick bezwang und sich dann im Endspiel gegen den Spanier David Ferrer durchsetzte. Ein Mal hatte eine Startpleite auch schnelle Konsequenzen - 2008 konnte er nach seiner Niederlage gegen Gilles Simon nicht mehr zu einer Aufholjagd ansetzen, scheiterte das einzige Mal bei 16 Teilnahmen in der Gruppenphase.

Wie schon gegen Novak Djokovic gereizt

Federer wirkte, ähnlich wie zuletzt beim Pariser Finale gegen Djokovic, mitunter sehr angespannt und gereizt im Duell mit Nishikori. Der Ärger über Fehlschläge war ihm überdeutlich ins Gesicht geschrieben, der ein oder andere Fluch war unüberhörbar. "Ich muss mich deutlich steigern, die Leistung war enttäuschend, keine Frage", sagte Federer, der seine 33 leichteren Fehler nicht zu kompensieren vermochte. Ein wirklicher Rhythmus kam auch deswegen nicht auf, weil Nishikori lange Zeit ebenfalls zerfahren agierte und erst im zweiten Satz zulegte - ein Federer-Comeback im Match fand aber nicht mehr statt.

Federer könnte in London, auf einer der großen Bühnen seines Sports, den 100. Titel seiner Ausnahmekarriere gewinnen. Aber der Konjunktiv in dieser Feststellung hat nun mehr an Gewicht gewonnen, weil Federer einen klassischen Fehlstart hingelegt hat. Aller Voraussicht nach braucht er nun zwei Siege in den restlichen Gruppenmatches gegen Thiem und gegen den Südafrikaner Kevin Anderson, den Wimbledon-Finalisten dieser Saison.

Das letzte Match gegen Dominic Thiem 2016

Auf Rechenspiele, wonach rein theoretisch auch ein Sieg reichen könnte, kann und will sich der 37-jährige Klassenälteste bei dieser WM-Show nicht einlassen. Thiem ist die naheliegende Herausforderung, sie gilt es zu meistern. "Wir haben uns schon länger nicht mehr auf dem Court getroffen. Aber es wird eine harte Sache, das ist klar", sagte Federer. Tatsächlich liegt das letzte Match gegen den Österreicher schon zweieinhalb Jahre zurück, damals verlor Federer im Stuttgarter Halbfinale auf Rasen, seinem eigentlichen Lieblingsbelag. Thiem gewann danach sogar das Turnier.

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"Taktisch klug und insgesamt flexibel" müsse er spielen, befand Federer am Sonntagabend. Er hat noch eine zweite Chance bei diesem Turnier, gegen Thiem, der in der Kopf-zu-Kopf-Bilanz mit 2:1 führt. Und auch gegen sich selbst, gegen einen Roger Federer mit seiner anfänglichen Zerrissenheit.

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