Jo-Wilfried Tsonga rutscht aus den Top-250: Die ersten Kilometer sind geschafft

Von Lukas Zahrer
Tsonga kämpft sich zurück.
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Jo-Wilfried Tsonga hat am Dienstagabend beim ATP-500-Turnier in der Wiener Stadthalle eine Dreisatzniederlage hinnehmen müssen. Gegen Sam Querrey unterlag der Franzose mit 3:6, 6:3, 3:6 und verpasste damit ein Zweitrundenduell mit Dominic Thiem. Jetzt steht er vor einem langen Weg zurück in die Weltspitze.

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"Tsonga ist einer der besten Spieler des letzten Jahrzehnts, gleich hinter den großen Vier war er wahrscheinlich der Beste", sagte Thiem über den Mann aus Le Mans. "Der kann immer gut Tennis spielen."

Das musste Österreichs Nummer eins am eigenen Leib erfahren. Zwei Mal standen sich die beiden auf der ATP-Tour bislang gegenüber, beide Male setzte sich Tsonga durch. Im Viertelfinale von Wien vor fünf Jahren gewann der Franzose in der ersten hochkarätigen Partie von Thiem auf der ATP-Tour erst im Tiebreak des dritten Satzes.

"Die Atmosphäre bei diesem Match brachten meine Knie völlig zum Schlottern", erinnerte sich Thiem, der damals noch hauptsächlich auf der Challenger-Tour spielte. "Dieses Gefühl werde ich nie vergessen und trage ich bis heute mit."

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Jo-Wilfried Tsonga im ATP-Ranking: Mit Verletzungen ins Niemandsland

Zu einem Rematch der beiden wird es nun nicht kommen, Querrey war für Tsonga am Dienstag zu stark. "Ich freue mich, ihn wieder voll fit auf dem Platz zu sehen. Er wird sich in nächster Zeit bestimmt wieder steigern", sagte der US-Amerikaner direkt nach dem Spiel.

Er spricht dabei die Saison Tsongas an, die geplagt war von mehreren Verletzungen. Ein Blick auf die Liste der Aufgabegründe im Jahr 2018 offenbart die körperlichen Probleme von "Ali", wie Tsonga gerne genannt wird: Linkes Handgelenk, linker Oberschenkel, hinzu kommen zwei Operationen am linken Knie.

Durch die Verletzungen rutschte der 16-fache Turniersieger in der Rangliste zum ersten Mal seit zwölf Jahren aus den Top-100 der Weltrangliste. Erst vergangene Woche feierte er seinen ersten Sieg seit über sieben Monaten, als er in Antwerpen immerhin die zweite Runde erreichte.

Durch seinen dortigen Turniersieg im vergangenen Jahr und dem darauf folgenden Finaleinzug in Wien verliert Tsonga aber noch weitere Punkte, wodurch er am kommenden Montag sogar jenseits der Top-250 rangieren wird.

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Tsonga eine Option für Davis-Cup-Finale: "Muss an Körper glauben"

Während er aufgrund einer Ausnahmeregelung der ATP (Commitment Player Regulation) in Wien durch sein Jahresendranking aus der vergangenen Saison spielberechtigt war, muss er beim Masters in Paris auf eine Wild Card hoffen. Nach tennisnet-Informationen plant Tsonga nämlich vorerst nicht, sein grundsätzlich verfügbares Protected Ranking von Platz 19 zu verwenden.

Noch steht die offizielle Bestätigung noch aus, als Sieger von 2008 und Lokalmatador dürfte der Paris-Turnierdirektor Guy Forget allerdings kein zweites Mal über die Vergabe einer Wild Card nachdenken.

Nach dem Masters könnte Tsonga sich noch in Stellung für das Davis-Cup-Finale gegen Kroatien bringen. "Ich wäre sehr erfreut, sollte ich nominiert werden", sagte Tsonga. "Der Davis Cup liegt mir sehr am Herzen, dort habe ich viele schöne, aber auch schmerzhafte Momente erlebt."

Und weiter: "Jetzt geht es darum, viel zu Arbeiten und entsprechende Resultate zu liefern. Ich muss daran glauben, dass mein Körper bereit dafür ist, drei Sätze gewinnen zu können."

Jo-Wilfried Tsonga: "Der Weg ist noch weit"

Doch auch Tsongas Landsleute hatten in den letzten Wochen und Monaten zu kämpfen. Erstmals seit über zwölf Jahren hat die große Tennis-Nation Frankreich bei den Herren keinen einzigen Top-20-Spieler.

"Schreibt uns nicht zu schnell ab", sagte ein wenig gestresster Tsonga. "Als wir vier Spieler in den ersten zehn hatten, fand das jeder ganz normal. Das war es aber nicht." Tsonga verwies etwa auf Ugo Humbert, der sich mit einem Challenger-Titel merklich verbesserte. "Es ist durchaus Kontinuität da, wir haben eine Menge an Franzosen in den Top-100, da gibt es nichts Alarmierendes."

Auch für Tsonga persönlich scheint der Weg zu stimmen. Im Match gegen Querrey erinnerte er im zweiten Satz bereits ein wenig an den alten Tsonga, der 2012 bereits die Nummer fünf der Welt war. "Der Weg ist noch weit, aber die ersten Kilometer liegen hinter mir."

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