Kommentar zum Handtuch-Skandal um Verdasco: "Flächendeckende Unsitte"

Fernando Verdasco
© getty

Die Handtuch-Aktion von Fernando Verdasco sorgt für heftige Kritik. Es ist ohnehin Zeit zum Umdenken, findet Jörg Allmeroth in seinem Kommentar.

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Es ist wahrlich keine schöne Szene, die in den sozialen Medien gerade für Ärger und Empörung sorgt - die Szene, in der Fernando Verdasco bei den Shenzhen Open einen verschreckten Balljungen anraunzt, weil der ihn nicht ausreichend schnell mit dem unabdingbaren Handtuch versorgt.

Verdasco bekommt zurecht sein Fett weg, er ist ohnehin nicht gerade als der umgänglichsten Zeitgenosse auf dem Court bekannt. Aber Verdasco ist ja beileibe kein Einzelfall, es hat keinen Sinn, ihn hier zum Prügelknaben zu machen.

An dieser Stelle ist schon oft über die flächendeckende Unsitte geklagt worden, dass Ballkinder zu einer unhygienischen, abstoßenden Nebentätigkeit gezwungen werden, wenn sie den Profis ständig schweißnasse Handtücher liefern und sie dann nach Gebrauch wieder wegbringen müssen. Der Fall Verdasco wirft nur ein Schlaglicht auf einen Zustand, den die Tennisoganisationen schon längst im buchstäblichen Sinne hätten bereinigen müssen. Die Ballkinder sollten sich um die Bälle kümmern, und jeder Tennisprofi sollte selbst sein Handtuch im Griff haben, noch dazu in der vorgeschriebenen Zeit bis zum nächsten Aufschlag. Es würde ziemlich sicher den nervtötenden Gebrauch der Handtücher deutlich reduzieren.

Ganz nebenbei: Unschön sind auch die Mätzchen, die sich die Profis mit den zugeworfenen Bällen vor dem Aufschlag leisten. Mancher läßt sich bis zu fünf Kugeln geben, wirft dann einen scheinbar hochanalytischen Blick darauf, ehe er zwei bis drei der Kugeln hinter sich wirft - die Ballkinder dürfen sie dann wieder aufheben. Das ist, abgesehen von der Zeitschinderei, schlicht ein sehr unangenehmer Anblick. Wie zu hören ist, sollen sich die Spieler bei der nächsten Next-Gen-Finalrunde selbst um ihre Handtücher kümmern - ohne Eingriff der Ballkinder. Es wäre gut, wenn die Stars von Morgen das dann auch andernorts so handhaben müssten.

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