Mats-Merkel-Serie, Teil 2: "Sascha Zverev ist mittlerweile ein Vorzeigeathlet"

Von Jens Huiber
Alexander Zverev sr. und Jez Green kümmern sich um Sascha
© getty

Mats Merkel ist für Adidas als Scout und Coach unterwegs. Bei den US Open hat sich der 33-jährige Deutsche neben seinen Aktivitäten für adidas auch um den Taiwanesen Chun Hsin Tseng gekümmert. In Teil 2 unserer Serie spricht Merkel über das Zusammenspiel zwischen Physiotherapeuten, Trainern und Spielern.

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tennisnet: Herr Merkel. Zu Beginn des Jahres haben die Tennisfans gelesen, dass Alexander Zverev angeblich 15 Kilogramm Muskelmasse zugelegt hätte. Halten Sie das für realistisch?

Mats Merkel: Das kann ich weder bejahen noch verneinen. Aber angenommen, Sascha wiegt 85 Kilogramm und er nimmt 15 Kilogramm zu bzw. transformiert acht von diesen 15 Kilogramm in Muskelmasse -das ist fast unmöglich. Zehn Prozent, ja. Aber 15 Kilogramm sind deutlich mehr als zehn Prozent. Und Sascha hatte ja beim besten Willen keine sieben Kilogramm Körperfett. Aber ich bin ein großer Fan von Jez Green, mit dem ich früher zusammengearbeitet habe, als ich mit Andy Murray gereist bin. Und habe von Jez extrem viel gelernt, wie sich Spieler bewegen müssen, um auf dem Platz ökonomischer zu agieren.

tennisnet: Was heißt das?

Merkel: Dafür braucht man aber einen guten Körper. Es geht nämlich nicht nur damit, in die Ecke reinzukommen, sondern auch wieder heraus. Dafür braucht man eine starke hintere Oberschenkelmuskulatur und starke Quadrizepsmuskulatur, kombiniert mit einer guten Rumpfmuskulatur. Da ist einer wie Sascha Zverev mittlerweile ein Vorzeigeathlet. Er hat starke Beine, fast lehrbuchartige Oberschenkel. Wenn er sich zur Rückhand hinstellt, ist die Wadenmuskulatur gut ausgeprägt. Da sieht man, wie sehr sich Sascha verbessert hat. Und er hat ja auch fast keine körperlichen Probleme mehr.

"Als Trainer braucht man den Physio an seiner Seite"

tennisnet: Ab wann ist es für Jugendliche wichtig, mit dem Athletiktraining zu beginnen?

Merkel: Wenn man die Einführung in die tiefe Kniebeuge nicht früh genug gemacht hat, keine dead lifts, dann ist es schon fast kritisch. Es geht auch gar nicht darum, dass die Spieler das in der Jugend mit viel Gewicht machen. Sondern es geht um die Durchführung der Übung, um die Automatisierung. Und es geht nicht nur darum, stärker zu werden, sondern auch zu mobilisieren, zu schützen. Viele dieser Übungen sind auch Präventivübungen.

tennisnet: Sie haben bei den US Open mit Chun Hsin Tseng zusammengearbeitet, der auch schon einen Physiotherapeuten an seiner Seite gehabt hat. Wie wichtig ist die Abstimmung mit eben dem?

Merkel: Wenn man richtig in Bewegungsabläufe wie den Aufschlag eingreift, dann braucht man als Trainer den Physio an seiner Seite. Der muss den Spieler nämlich so weit bringen, dass die Spieler das auch machen können, was ein Trainer erwartet. Wie es etwa Alex Stober mit Günter Bresnik macht, damit Dominic Thiem dazu in der Lage ist, das umzusetzen, was Günter möchte. Oder was ein Vater Tsitsipas will. Und man kann nicht überschätzen, welchen Einfluss ein guter Physio auf ein Team haben kann.

tennisnet: Günter Bresnik hat vor ein, zwei Jahren gemeint, dass Denis Shapovalov ein derart guter Athlet ist, dass er auch in anderen Disziplinen Weltklasse geworden wäre. Ei n natürliches Bewegungstalent also. Gibt es so etwas öfters auf der Tour?

Merkel: Andy Murray, Dominic Thiem, und eben Denis Shapovalov sind für mich Athleten, die wären in jeder Sportart Weltklasse geworden. Glücklicherweise haben sie sich für den Tennissport entschieden. Andererseits war etwa Bastian Schweinsteiger in der Jugend ein sehr guter Tennisspieler, der sich dann eben für den Fußball entschieden hat. Zum Glück für den deutschen Fußball. Auch finanziell hat er sich nicht falsch entschieden.

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