Nach "Atletico Gate": Rafael Nadal wehrt sich und kritisiert die Medien

Von Ulrike Weinrich
Rafael Nadal
© getty

Nach den Diskussionen über seinen Abstecher zu einem Spiel von Atletico Madrid hat Rafael Nadal sein Unverständnis ausgedrückt und die Medien ins Visier genommen. Sogar von Heuchelei war die Rede.

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Rafael Nadal ist ein ruhiger Zeitgenosse - bodenständig, demütig, ein wenig schüchtern, extrem höflich. Für den Superstar ist es zum Beispiel selbstverständlich, dass er zu Beginn eines Events die Damen im Pressekonferenzraum mit Küsschen links, Küsschen rechts begrüßt, die in der Turnierwoche die Aussagen der Profis in sogenannten "Transcripts" zu Papier bringen. Was einiges über die gute Kinderstube, aber auch über den Charakter von Nadal aussagt.

Über "Fremdgänger" und "Überläufer" Nadal wurde geschrieben

Doch "Rafa" kann auch anders, wenn ihm etwas komplett gegen den Strich geht. Die "All Access Hour", wie die Auftakt-PK heißt, nutzte der 31-Jährige vor seinem ersten Match beim Masters in Madrid für eine Abrechnung der besonderen Art. Es ging um das Echo, das sein Besuch des Halbfinal-Rückspiels der Europa League zwischen Atletico Madrid und dem FC Arsenal (1:0) in der vergangenen Woche ausgelöst hatte.

Man muss wissen: Nadal ist glühender Real-Madrid-Fan - und Atletico ist der Erzrivale der "Königlichen". Doch damit nicht genug: Der French-Open-Rekordchampion trug hoch droben auf den VIP-Tribüne sogar ein rot-weißes Atletico-Shirt um den Hals. In den sozialen Netzwerken echauffierten sich nicht nur Real-Anhänger über den "Fremdgänger" und "Überläufer".

Nadal kritisiert: "Es gibt ein Problem in der heutigen Gesellschaft"

Für Nadal ist dieser Vorfall ein Beweis für die Verrohung der Sitten. "Es gibt ein Problem in der heutigen Gesellschaft. Wenn du Fan einer Mannschaft bist, scheint es so, als musst du gegen ein anderes Team sein", sagte der Branchenführer und konnte die Kritik an seinem Abstecher ins "Wanda Metropolitano" nicht verstehen: "Sie haben in einem europäischen Wettbewerb gegen ein englisches Team gespielt. Ich bin einfach dort hin gegangen, um Atletico zu unterstützen." Eine spanische Mannschaft - wohlgemerkt.

Nadal kam damit der Einladung des Real-Stadtrivalen nach - und klärte jetzt die Sache mit dem "Fan-Schal" auf. "Der Klub-Präsident gab mir bei meinem Stadion-Besuch als Geschenk ein T-Shirt. Und als es dann am Abend ein bisschen kühl wurde, habe ich es mir quasi als Schal um den Hals gelegt", erklärte der 16-malige Grand-Slam-Champion.

Medienschelte von "Rafa": "Ihr müsst verrückte Sachen suchen"

"Rafa", spürbar sauer, nahm auch die Medien ins Visier. "Es ist immer dasselbe. Vielleicht gibt es einfach zu viel Heuchelei, oder ich würde sagen: Ihr Journalisten müsst zu viele Dinge schreiben! Deshalb müsst ihr verrückte Sachen suchen."

An seiner Fan-Liebe zu Real hat Nadal aber nie einen Zweifel gelassen. Vor ein paar Jahren bekam er sogar einen Auftritt im Estadio Stantiago de Bernabéu geschenkt und wurde von den Anhängern mit stehenden Ovationen gefeiert. Nadals Onkel Miguel Angel spielte übrigens einst für den FC Barcelona.

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