Alexander Zverev im Exklusiv-Interview - "Ich bin sehr, sehr zufrieden"

Alexander Zverev ist bereit für Paris
© getty

Alexander Zverev geht bei den French Open 2018 erstmals in seiner Karriere als Nummer zwei in ein Grand-Slam-Turnier. Im Interview mit tennisnet.com spricht der 21-Jährige über seine körperlichen Fortschritte, seine Aggressivität in großen Momenten und die Basketball-Affinität des Kollegen Nick Kyrgios.

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Von Jens Huiber aus Paris

tennisnet: Herr Zverev. Ihre Saison 2018 verläuft mit den Erfolgen in München und Madrid, dem Finale in Rom wieder ganz ausgezeichnet. Welchen Anteil hat Ihr Schläger daran?

Alexander Zverev: Für uns Spieler ist es wichtig, dass wir uns in den entscheidenden Momenten mit dem Schläger wohl fühlen. Wenn man bei 5:5 im dritten Satz einen Breakball hat und man einen bestimmten Schlag ausführen möchte und man weiß, wie der Schlag aussehen muss: Das ist für uns das Wichtigste. Ob das nun an der Balance liegt, am Gewicht, das kommt auf den Spieler selbst an.

tennisnet: In München haben Sie die körperliche Entwicklung von Hyeon Chung hervorgehoben. Sehen Sie bei sich auch noch Potenzial in physischer Hinsicht?

Zverev: Ich bin körperlich sehr, sehr zufrieden, wie es im Moment ist. Ich wiege derzeit 91 Kilogramm, viel mehr sollen es auch nicht sein, sonst bin ich zu schwer. Ich habe in den vergangenen drei Jahren 16 Kilogramm zugelegt. Deshalb kann man die Veränderungen schon sehen: Ich kann lange Matches spielen, das habe ich in diesem Jahr schon öfter gezeigt, etwa in Australien oder beim Davis Cup. Natürlich gibt es immer Sachen, die man verbessern kann, aber generell gesprochen bin ich in einer guten Situation.

"Ich muss oft erst ins Turnier finden"

tennisnet: Sie haben in diesem Jahr schon drei Endspiele bei Masters-1000-Turnieren erreicht, insgesamt mit Rom, Montréal und Madrid drei Titel bei diesen Events gekommen. Auffällig dabei, wie selbstbewusst und spielerisch aggressiv Sie in den Endspielen auftreten. Woher kommt das?

Zverev: Das kommt von mir selbst. Bei mir ist es ja meistens so, dass ich in den ersten Runden noch nicht mein bestes Tennis spiele. Ich muss mich oft erst einspielen, weil ich ein sehr aggressiver Spieler bin. Ich muss erst ins Turnier finden. Im letzten Jahr musste ich auch bei den Turnieren, die ich gewonnen habe, oft Matchbälle abwehren oder habe erst mit 7:6 im dritten Satz gewonnen. Und dann ist es aber besser und besser geworden.

tennisnet: Am vergangenen Sonntag waren Sie in Rom knapp am Sieg gegen Rafael Nadal dran. Hilft Ihnen dieses Wissen oder überwiegt der Frust?

Zverev: Natürlich habe ich viel Positives mitgenommen. Man hat gesehen, dass ich Chancen hatte, gegen Rafa in einem Finale eines Masters zu gewinnen. Sollten wir hier in Paris spielen, würde es wohl nicht wesentlich anders sein. Auf der anderen Seite war es schade für mich, dass mich der Regen ein wenig aus dem Rhythmus gebracht hat. Weil ich war nach den drei Wochen extrem müde, aber mit dem Adrenalin bin ich gut ins Match reingekommen. Dann mussten wir uns für eine Stunde hinsetzen, haben nichts gemacht. Dann haben sich meine Beine komplett ausgeschalten. Danach habe ich nicht mehr ins Match gefunden.

"Novak Djokovic wird es wieder schaffen"

tennisnet: Auch im Match gegen Marin Cilic haben Sie schon einen Kraftakt hingelegt. War das für Sie in mentaler oder physischer Sicht schwieriger?

Zverev: Ich war schon nach dem Match gegen Kyle Edmund müde. Aber das ist ganz normal. Wenn man drei Wochen auf so einem Level spielt, ist es ein gutes Problem zu haben. Genauso wie im Davis Cup gegen Nadal: Da war ich auch müde. Aber auch da war es ein gutes Problem, weil ich ja davor das Finale in Miami gespielt habe. Mir ist es also lieber so, als wenn ich immer frisch wäre. Das Nadal-Match in Rom ist halt dann unglücklich gelaufen, aber die Wochen davor kann man nicht ignorieren.

tennisnet: Ihr Markenkollege Novak Djokovic hat in Rom auch ein starkes Match gegen Rafael Nadal geliefert. Wie nahe ist Djokovic aus Ihrer Sicht wieder an der Weltspitze dran?

Zverev: Ich glaube, vom Tennisaspekt her sehr nah. Man hat ja gesehen, wie gut Novak in Rom gespielt hat. Vom physischen und mentalen Aspekt her muss man ihn fragen. Es ist nicht einfach, eine längere Zeit weg zu sein, und dann wieder so zurückzukommen, wie Federer das im vergangenen Jahr gemacht hat. Vor allem, wenn man Novak Djokovic ist. Dann hat man andere Erwartungen. Es ist nicht einfach, aber Novak wird es wieder schaffen, ganz nach oben zu kommen.

tennisnet: Nick Kyrgios schwärmt immer vom Basketball. Gibt es für Sie neben dem Tennissport auch eine zweite Leidenschaft?

Zverev: Das wäre auch Basketball. Aber ich würde niemals lieber Basketball-Spieler als Tennisprofi sein.

tennisnet: Nehmen Sie es Kyrgios ab, dass er es wirklich ernst meint?

Zverev: Oh, ja, das weiß ich. Dieses Gespräch habe ich schon oft mit ihm geführt.

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