Malek Jaziri: Der umjubelte Held von Dubai

Von Jörg Allmeroth
Malek Jaziri
© Matt Hazlett

Malek Jaziri hat im letzten Jahr noch um die Fortsetzung seiner Karriere gebangt. Jetzt ist der 34-jährige Tunesier beim ATP-Turnier in Dubai der umjubelte arabische Held. Am Freitagabend spielt er im Halbfinale gegen den Spanier Roberto Bautista-Agut.

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Von Jörg Allmeroth aus Dubai

In seinem Zimmer im neunten Stock des luxuriösen Jumeirah Creekside Hotel kostete Malek Jaziri seinen vorerst letzten Triumph noch einmal in der Wiederholung aus. Spätabends am Donnerstag schaute er sich seinen Viertelfinal-Sieg bei den Duty Free Championships gegen den jungen Griechen Stefanos Tsitsipas als Aufzeichnung beim Kanal Dubai Sports 3 HD an, ein Vergnügen Minute für Minute - und natürlich auch televisionär mit dem richtigen Ende für den Veteranen. "Es gab noch nicht viele Momente, die besser waren als dieser Lauf hier. Diese Siege hier", sagt Jaziri, der noch im letzten Jahr wegen diverser Verletzungsprobleme Sorgen über den Fortgang seiner Karriere hegte.

Nun aber ist er auf einmal der umjubelte arabische Held beim Millionenspiel am Golf - und auch so etwas wie der Retter des Turniers, das zunächst unter der Abwesenheit prominenter Profis litt, ganz besonders unter dem Fehlen des Dubai-Teilzeitbewohners Roger Federer. Gedrückt war die Stimmungslage, als die Ausscheidungsspiele begannen, niemand wollte oder konnte die schlechte Laune über die magere Besetzung verhehlen, nicht einmal der sonst gern und oft lächelnde Turnierdirektor Salah Talak. Aber plötzlich war da diese Wohlfühlgeschichte, entstanden aus dem eigentlich nächsten Dilemma - denn Jaziri stürzte in der Auftaktrunde völlig unvermutet den einzigen Top Ten-Starter vom Sockel, den amtierenden ATP-Weltmeister Grigor Dimitrow.

"Ziel ist es auch, dass arabische Kids zum Tennis kommen"

Kein schlechter Deal für jemanden wie Jaziri, der in der Weltrangliste selbst auf Platz 117 notiert. Aber auch - wider alle Erwartung - kein schlechter Deal für das Turnier in Dubai, denn Jaziri passierte nicht das, was so manchem Favoritenkiller in der nächsten Runde passiert: Das eher klägliche Ausscheiden nach dem großen Erfolgsrausch, das Straucheln beim nächsten Arbeitseinsatz. "Ich habe mir gedacht, das hier ist eine Riesenmöglichkeit für mich. Und auch die Chance, Aufmerksamkeit auf das Tennis in der Region zu lenken. Mein Ziel ist es auch, dass arabische Kids zum Tennis kommen", sagt Jaziri.

So schlug er in der zweiten Runde in zwei dramatischen Tiebreaksätzen den Holländer Robin Haase, setzte sich schließlich im Viertelfinale in drei Sätzen gegen Youngster Tsitsipas durch. "Es ist schon ganz schön an die Substanz gegangen, ich fühle mich ein bisschen müde",sagt Jaziri, "aber wenn man glücklich ist, kann man weiter Großes vollbringen." Jaziri schaffte es als erster Spieler seit Younes El Aynaoui 2002 ins Halbfinale des Turniers von Dubai, ein mehr als überraschender Exploit des Mittdreissigers, der in den letzten Jahren in der Glitzermetropole nicht gerade vom Glück verwöhnt war.

Der Traum lebt - Zwei Siege noch bis zum Wüstenkönig

Ein ums andere Mal traf er in den Startrunden auf die Spitzencracks der Branche, auf Federer, Nadal oder Djokovic. Er spielte passabel mit, aber Überraschungsergebnisse blieben dennoch aus. Nun aber, mit 34 Jahren, machte er gleich gegen Dimitrow das schier Unmögliche möglich - und hörte auch danach nicht auf zu siegen. Noch lebt sein Traum, auch der arabische Traum von einem Titel in Dubai. Das hatte auch Aynaoui damals nicht geschafft, er verlor das Finale gegen Fabrice Santoro. Jetzt braucht Jaziri zwei weitere Siege, um zum Wüstenkönig zu werden. Am Freitagabend spielt er erst mal im Halbfinale gegen den Spanier Roberto Bautista-Agut. "Ich werde wieder alles geben, was ich habe", sagt Jaziri, "ich freue mich auf das Match, auf die Atmosphäre im Stadion."

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