Die Stars gehen weiter am Stock: Djokovic fast, Murray chancenlos für Australian Open

Murray muss um seine Karriere bangen
© getty

Es ist ein anrührendes Bild, das Andy Murray gerade auf seinem Facebook-Konto veröffentlicht hat. Es zeigt den jungen, kindlichen, hoffnungsfroh in die Kamera lächelnden Murray. Er habe dieses Bild ausgewählt, weil der "kleine Junge in mir drin nichts mehr will, als Tennis zu spielen und Matches zu bestreiten."

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Absolut "alles" würde er dafür geben, so schreibt der 30-jährige Schotte auch, "wieder da draußen auf dem Platz zu sein." Draußen auf der Tour, unterwegs im Wanderzirkus. Am besten auch demnächst bei den Australian Open, in Melbourne.

Doch dieser Wunsch geht nicht in Erfüllung für Murray. Am Donnerstag sagte der Meisterspieler seine Teilnahme an den Grand Slam-Festivitäten in Melbourne ab, ein herber Rückschlag für den ambitionierten Schotten, der seit dem letzten Wimbledon-Turnier wegen seiner Hüftverletzung kein Match mehr bestritten hat. Nun droht Sir Andy, der fünfmalige Melbourne-Finalist, sogar eine weitere, monatelange Pause, er will sich möglicher Weise an der Hüfte operieren lassen.

Aktuell ist Murray längst und beileibe nicht der einzige aus der Weltspitze, dessen Fehlen bei den Australian Open zu befürchten ist. Schon auf den ersten Metern der neuen Saison wird die Herrenszene ja erneut von Hiobsbotschaften um lädierte Spitzenkräfte geplagt:

Während der Melbourne-Rückzug von Japans Superstar Kei Nishikori inzwischen ebenfalls beschlossene Sache ist, bangen die Organisatoren des Major-Wettbewerbs down under noch um das Mitwirken von Novak Djokovic. Gut sieht es nicht aus für den ehemaligen Dominator der Branche, der sich mit einer komplizierten Ellbogenverletzung herumschlägt.

Novak Djokovic: Ellbogen spielt nicht mit

Zuversichtlich war Djokovic zum Jahreswechsel für ein Einladungsturnier nach Abu Dhabi gereist, um sich dort nach einer sechsmonatigen Zwangspause wieder Matchpraxis zu holen. Doch kurz vor seinem ersten Einsatz musste der Djoker frustriert das Handtuch werfen, zu sehr schmerzte der Ellenbogen der rechten Schlaghand wieder.

Ex-Profi Heinz Günthardt, TV-Kommentator und früher auch einmal Coach von Steffi Graf, machte speziell der Djokovic-Fangemeinde wenig Hoffnung auf bessere Nachrichten: "Diese Verletzungen, gerade am Schlagarm, können extrem zäh sein. Und immer wieder Beschwerden machen." Er schließe nicht aus, so Günthardt, "dass Djokovic noch länger ausfällt."

Auch Murray, der langjährige Rivale Djokovics, hatte sich kurz in Abu Dhabi aufgehalten. Dort spielte er ein improvisiertes Schaumatch, dass ihn soweit beflügelte, dass er sich anschließend ins Flugzeug nach Australien setzte. Aber dort blieb ihm nichts weiter als zwei Absagen, zunächst für das ATP-Turnier in Brisbane, nun auch für die Australian Open.

Andy Murray: Hüft-OP möglich

Nun schloß der demoralisierte Murray sogar eine Hüftoperation nicht mehr aus - nachdem er gerade darauf in der Heilbehandlung der letzten Monate verzichtet hatte. Möglich, dass der Schotte auch auf große Teile der soeben begonnenen Saison verzichten muss.

Im zweiten Halbjahr 2017 hatte sich das Lazarett der Verletzten und Maladen im Herrentennis immer weiter gefüllt - nach den ersten Ausfällen der Topkräfte Murray und Djokovic. Stan Wawrinka war hinzugekommen, der dreimalige Grand Slam-Champion aus der Schweiz, dann auch die Top Ten-Asse Milos Raonic, Kei Nishikori.

Und schließlich erwischte es auch wieder einmal Rafael Nadal, den Matador aus Manacor, den aktuellen Nummer eins-Spieler der Szene. Die leidigen, altvertrauten Knieschmerzen verhinderten Nadals Start bei der WM in London, trieben auch den Turnierveranstaltern der ersten Wettbewerbe 2018 die Sorgenfalten auf die Stirn.

Nun hat der 31-jährige Spanier sowohl den Schauwettkampf in Abu Dhabi wie auch das Turnier in Brisbane abgesagt, er plane aber, heißt es aus seinem Lager, in Melbourne bei den Australian Open aufzuschlagen. Nur fragt sich: In welcher Verfassung? Stark genug, um auch in den Titelkampf eingreifen zu können?

Roger Federer vor Australian Open topfit

Nadal und Federer hatten in einer unwahrscheinlichen Comeback-Mission das Tennisjahr 2017 bestimmt, speziell Federers grandiose Rückkehr verblüffte die Sportwelt. Viele der namhaften Patienten aus der Spitze hatten gehofft, Federers Spuren folgen zu können - mit einem fulminanten Neubeginn, vielleicht sogar frühen Pokalsiegen.

Doch um den Neueinstieg von Stars wie Wawrinka, Nishikori, Raonic und auch des angeschlagenen Franzosen Jo-Wilfried Tsonga ranken sich Fragezeichen. Keiner von ihnen hat bisher 2018 einen Turniercourt betreten, wer tatsächlich in Melbourne starten kann, ist unklar.

Nur einer scheint mal wieder dem ganzen Ärger und Verletzungs-Chaos zu entgehen: Roger Federer, der Alterspräsident der Tour. Nach seiner einzigen längeren Karriereverletzung in der zweiten Hälfte 2016 wirkt der bestens aufgelegte Maestro inzwischen wieder wie ein altersloser Tennis-Globetrotter - bereit und willens, mit einem effizient abgespeckten, jeweils maßgerecht auf ihn zugeschnittenenen Saisonprogramm noch bis an die Vierzig herumtouren zu können. Der große Favorit für die Titelverteidigung in Melbourne ist deshalb auch - der Titelverteidiger. Und der heißt Roger Federer.

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