Andreas Haider-Maurer im Interview: "Man fragt sich, ob die Karriere weiter möglich ist"

Von Lukas Zahrer
Andreas Haider-Maurer traut sich den Einzug in die Top 30 der Weltrangliste zu
© GEPA

Andreas Haider-Maurer hat 2017 nach langer Verletzungspause sein Comeback auf der ATP-Tour gefeiert. Im Interview erzählt der 30-Jährige, wie seine Karriere am seidenen Faden hing und ihm eine Crowdfunding-Kampagne beim Comeback half. Zudem erinnert er sich an seine Duelle mit Novak Djokovic zurück, dem er in der kommenden Saison viel zutraut.

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tennisnet: Herr Haider-Maurer, wie haben Sie Weihnachten verbracht?

Andreas Haider-Maurer: Wir haben in Innsbruck gefeiert. Meine gesamte Familie, meine Eltern, mein Bruder und seine Frau sind zu mir und meiner Frau gekommen, es war ein ganz gemütliches Fest daheim.

tennisnet: Sind Sie noch häufig in Ihrer Heimat im Waldviertel?

Haider-Maurer: Hin und wieder schaffe ich es, vielleicht vier Mal im Jahr, aber die Trainings- und Turniersituationen lassen es nicht öfter zu.

tennisnet: Allzu lange hat die Besinnlichkeit bei Ihnen aber auch nicht angehalten.

Haider-Maurer: Das stimmt, ich starte in Doha bei den Qatar Open (1. bis 6. Januar, Anm.) in meine Saison, danach geht es direkt weiter nach Melbourne.

tennisnet: Wie weit plant man generell als Tennisspieler voraus?

Haider-Maurer: Meine Situation ist ein wenig speziell, weil ich noch neun Turniere mit meinem Protected Ranking von Position 63 spielen kann. Für die French Open verwende ich meinen Status das letzte Mal, die restlichen nehme ich davor hauptsächlich für die Turniere auf Sand in Südamerika und Europa her. Bis dahin steht also meine Turnierplanung.

tennisnet: Wie verlief Ihre Vorbereitung auf diese Turniere?

Haider-Maurer: Ich habe schon nach dem Stadthallenturnier Ende Oktober meine Saison beendet und mich dazu entschieden, zwei Monate lang Aufbautraining zu betreiben. In den ersten drei Wochen habe ich im Olympiazentrum Innsbruck intensives Konditionstraining betrieben.

tennisnet: In letzter Zeit haben Sie in der TennisBase in Oberhaching an Ihrer Form gefeilt.

Haider-Maurer: Vor allem in den zwei Wochen vor Weihnachten war ich viel dort. Von Innsbruck aus brauche ich eineinhalb Stunden hin, der Weg zahlt sich aus. Zuletzt habe ich vor allem viele Sätze gespielt.

tennisnet: Mit wem haben Sie sich dort gemessen?

Haider-Maurer: Ich spielte unter anderem gegen Maximilian Marterer, Cedrik-Marcel Stebe, Matthias Bachinger, Daniel Masur und Yannick Hanfmann. Man hat dort ausgezeichnete Voraussetzungen und wirklich gute Trainingspartner.

tennisnet: Ist Ihr Training schmerzfrei verlaufen?

Haider-Maurer: Ich bin völlig schmerzfrei.

tennisnet: Von der alten Verletzung, die Sie 19 Monate außer Gefecht gesetzt hat, spüren Sie also gar nichts mehr?

Haider-Maurer: Das ist vollständig verheilt. Zu Beginn habe ich große Probleme im Aufbau mit meinem Rücken gehabt, das hat sich aber mittlerweile auch erledigt. Der Fuß hält, jetzt kann ich endlich ohne Bedenken durchstarten.

tennisnet: Was war das Komplizierte an der Verletzung?

Haider-Maurer: Die Sehnenplatte der Fußssohle war fast durchgerissen und stark entzündet. In dieser Phase war Schonung ganz wichtig, daran habe ich mich auch gehalten. Ich habe teilweise drei Wochen lang keinen einzigen Schritt gemacht, aber dann bin ich ein Mal 100 Meter gegangen, und die Entzündung kam sofort zurück. Mit der Operation ist es ganz, ganz langsam besser geworden. Ich brauchte aber noch einmal elf Monate bis zu meiner Rückkehr.

tennisnet: Was machen Sie in solchen Situationen, um sich selbst nicht verrückt zu machen?

Haider-Maurer: Man macht da eine richtig harte Zeit durch. Es vergingen Monate, ohne dass sich etwas besserte. Ich denke, man kann sich die Situation schwer vorstellen, in der man 19 Monate lang weg ist, davon zwölf Monate lang nicht ein Mal den Schläger in die Hand nehmen kann. Gefühlsmäßig war ich ganz weit weg vom Tennis. Da gibt es lange Phasen des Zweifelns und ich habe mich gefragt, ob die Profikarriere weiterhin möglich ist.

tennisnet: Sie haben also auch ans Aufhören gedacht?

Haider-Maurer: Absolut, denn ich habe gewusst, dass die Operation, für die ich mich damals entschieden habe, ein großes Risiko darstellte. Die Chancen standen bei 50:50.

tennisnet: Im zweiten Halbjahr 2017 konnten Sie glücklicherweise wieder ein paar Turniere spielen. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Haider-Maurer: Es war eine komplett neue Erfahrung. Man freut sich total auf den Moment, wenn es wieder los geht, aber fühlt sich gleichzeitig irgendwie verloren auf dem Platz. Zudem hatte ich ziemlich starke Schmerzen. Der Fuß war zwar okay, dafür hat der restliche Körper rebelliert. Ich habe Wochen lang in einer Verfassung gespielt, in der ich eigentlich sagen muss: Okay, dann spiele ich nicht. Das ist im Nachhinein betrachtet sicher nicht die beste Entscheidung gewesen, aber die Lust war einfach zu groß.

tennisnet: Abgesehen von kleinen Wehwehchen gab es aber auch schon Erfolge.

Haider-Maurer: Ich habe gute Momente gehabt, wie die Woche in Meerbusch, wo ich das Finale erreichte. Mit so einem Erfolg hatte ich gar nicht so schnell gerechnet. Bei den US Open wurde ich leider krank. Aber insgesamt habe ich in diesem halben Jahr viele neue Dinge erfahren und ich bin jetzt auch ganz anders vorbereitet als bei dem Einstieg vor gut einem halben Jahr.

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