Dimitrov: "Ich kämpfte mit meinen Dämonen"

Von Lukas Zahrer
Dimitrov hat sich im Jahr 2017 in der Weltspitze festgesetzt
© getty

Grigor Dimitrov hat sich in dieser Saison in den Top-10 der Weltrangliste etabliert. Dort stand der Bulgare bereits für kurze Zeit im Jahr 2014, doch sein Coach Dani Valverdu verhalf ihm zu einem konstanteren Spiel und einer Leichtigkeit, mit der dich Dimitrov nun in der Weltspitze festsetzen will.

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"Vallverdu hat wie der Rest meines Teams einen großen Anteil an meiner Entwicklung", sagte Dimitrov am Rande der ATP-Finals. "Ohne ihnen wäre ich nicht der, der ich heute bin." Dimitrov gilt als einer jener Spieler, die in der Öffentlichkeit am meisten über ihre aktuelle Gefühlslage preisgeben.

In diesen Tagen erzählt Dimitrov viel über seine Glücksmomente. Eine Situation, die im Frühsommer 2016 noch ganz anders aussah: Nach seiner dritten Erstrundenniederlage bei den French Open in Serie sprach Dimitrov davon, sich auf dem Platz zunehmend unsicherer zu fühlen. Sein Leistungseinbruch sei erschreckend.

Kurze Zeit später entschloss sich Dimitrov dazu, mit dem Venezuelaner Vallverdu zusammenzuarbeiten. Die Beziehung scheint zu funktionieren, die beiden verstehen sich blendend, wie Dimitrov festhält: "Ein gutes Team ist die Basis für alles. Wenn die Stimmung im Team gut ist, dann ist eigentlich nichts wichtiger."

Dimitrov: "Jeden Sieg genieße ich mehr"

Nach zwei Siegen über Dominic Thiem und David Goffin hat die Nummer sechs der Weltrangliste bei seinem ersten Antreten in London die Halbfinal-Teilnahme bereits sicher. Ein weiterer Erfolg in einem Jahr, in dem er mit dem Turniersieg beim Masters-1000 in Cincinnati seinen bislang größten Triumph feiern konnte. Verflogen sind die Unsicherheiten und die Angst, die Dimitrov im verganenen Jahr noch begleiteten.

"Es ging darum, mit meinen Dämonen zu kämpfen, um wieder beständiger zu werden", beschreibt Dimitrov seinen inneren Kampf gegenüber Sport360. "Es gab eine Zeit, in der ich mich selbst viel besser kennengelernt habe, viel über Tennis und das Leben generell gelernt habe. Das hat mir geholfen, alles ein bisschen mehr zu genießen. Jede Niederlage schmerzt ein Stück weit mehr, aber jeden Sieg genieße ich umso mehr."

Vorbei sind jene Zeiten, als Dimitrov noch völlig frustriert auf dem Platz Schläger zerstörte. Er startete in die Saison mit einer beeindruckenden Bilanz von 16-1 Siegen. Während diesem Lauf gewann er die Turniere in Brisbane und Sofia, zog außerdem bei den Australien Open ins Halbfinale ein, wo er Rafael Nadal nach hartem Kampf unterlegen war.

Trainingswoche auf Mallorca mit Rafael Nadal

Mit dem Spanier ist Dimitrov gut befreundet, die beiden verbrachten während der Saison sogar ein wenig Zeit in Mallorca. "Wir haben hart trainiert, abseits vom Platz hatten wir aber eine Menge Spaß, gingen etwas essen oder fuhren eine Runde mit dem Boot. Wir waren ein bisschen wie zwei kleine Kinder, ich denke, diese Momente sind etwas besonderes für uns beide."

Klarerweise erinnerten sich die beiden auch an das Match bei den Australian Open zurück: "Es hat mir ein bisschen wehgetan. Er (Nadal, Anm.) meinte nur 'Ach komm, vergiss es doch!' aber wie kann ich diese Partie vergessen? Die ist unvergesslich!"

Dimitrov machte aber auch klar, dass die gute Beziehung mit Nadal zur Seite gelegt wird, wenn sie sich auf dem Tennisplatz messen: "Was auch immer wir in unserer Freizeit machen ist gut und schön. Wenn wir uns aber duellieren, dann kommt unsere verbissene Seite zum Vorschein. Ich will nicht sagen, dass wir uns hassen, aber wir wollen eben beide gewinnen."

In London wird es nach dem verletzungsbedingten Rückzug von Nadal zu keinem weiteren Duell der beiden kommen. Dimitrov hat den Sieg in Gruppe Pete Sampras bereits sicher und wird damit auf den Zweiten der Gruppe Boris Becker treffen. Aktuell liegt auf diesem Platz Alexander Zverev, der sich im Falle eines Halbfinaleinzuges auf einen Gegner in Topform einstellen muss. Dieser schickt eine kleine Kampfansage voraus: "Ich glaube, das beste kommt noch."

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