Nadal und Co.: Die dauerverletzten Stars

Von Maximilian Kisanyik
Leidensgenossen: Rafael Nadal (l.) und Juan Martín del Potro (r.)
© getty

Es gibt so einige Stars auf der ATP-Tour, die sich seit Beginn ihrer Karriere mit vielen Verletzungen auseinander setzen müssen. Zum Beispiel gehören Rafael Nadal oder Juan Martín del Potro zu den Dauergästen des Lazaretts der ATP. Es gibt jedoch auch andere Beispiele für Spieler mit enormen Verletzungspech.

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Als Dauerverletzten darf man wohl den derzeitigen Weltranglistenersten Rafael Nadal bezeichnen. Just gab der Spanier bei den laufenden ATP Finals in London bekannt, dass er nach seiner Erstrundenniederlage gegen David Goffin aufgrund von Knieproblemen nicht weiter am Turnier teilnehmen kann. Nicht die erste Verletzung des 31-Jährigen. Schon in Jugendjahren hatte Nadal mit seinem Körper zu kämpfen. Zu Beginn seiner Karriere im Jahr 2003 laborierte der zehnfache French-Open-Sieger an einer hartnäckigen Ellbogenverletzung. Ein Jahr später sollte es noch schlimmer kommen: Ein Ermüdungsbruch im rechten Fuß legte den Sandplatzspezialisten erst einmal lahm. Ab 2005 sollte sich ein immer wiederkehrendes Muster in Nadals Karriere einschleichen.

Die größte Schwachstelle am Körper des Mallorquiners scheinen die Knie zu sein. Bis zum Jahr 2009 sah man Nadal nicht ohne Tape an den Patellasehnen auf dem Court, was in einer beidseitigen Sehnenentzündung gipfelte. Dazu kamen Wassereinlagerungen in den Gelenken und eine Bauchmuskelverletzung. Nadal gab acht Jahre später zu: "Ich habe nie ohne Schmerzen gespielt."

2010 folgten die nächsten Knieprobleme, ein Jahr später erwischte es den "Stier aus Mannacor" mit einem Muskelfaserriss im Oberschenkel und langanhaltenden Adduktorenproblemen. Im Kalenderjahr 2012 litt der 16-fache Grand-Slam-Champion an einer langwierigen Sehnenentzündung im Knie und dem Hoffa-Kastert-Syndrom, auch Kniebinnenschaden genannt, bei dem sich das Gewebe im Knie durch eine dauerhafte Entzündung verändert. 2014 sollten die Verletzungsprobleme des Spaniers neben Handgelenksbeschwerden und Rückenproblemen in einer Blinddarm-Operation den Höhepunkt finden. In der darauffolgenden Saison zwickte erneut das Knie, im Jahr 2016 sagte Nadal die French Open aufgrund einer Handgelenksverletzung ab. Auf der Pressekonferenz erklärte Nadal: "Die Beschwerden werden immer schlimmer. Wenn ich weiterspiele wird mein Handgelenk irgendwann brechen." Im Sommer 2016 gab Nadal dann das Saison-Aus bekannt und feierte 2017 ein umjubeltes Comeback und die Rückkehr an die Spitze der Weltrangliste. Schon vor dem Turnier in London was klar, dass "Rafa" nicht bei vollen Kräften sein wird und abgewartet werden muss. "Ich habe es versucht, aber es geht nicht. Die Schmerzen sind zu stark und ich konnte es nicht genießen draußen auf dem Platz zu sein. Ich weiß, was ich jetzt tun muss. Ich habe mir diese Pause jetzt verdient", erklärte Nadal auf der Pressekonferenz.

Trotz aller Verletzungen und monatelangen Pausen gehört der Spanier zu den erfolgreichsten Tennisspielern aller Zeiten. Man möge sich vorstellen, wie sein Trophäenschrank mit einem über die Jahre gesunden Körper aussehen würde...

"DelPo" und das Handgelenk

Ein Leidensgenosse Nadals ist der Argentinier Juan Martín del Potro. Der sanfte Riese hat seit langer Zeit mit Handgelenksverletzungen zu kämpfen. Die Probleme begannen im Jahr 2010, nachdem "DelPo" mit dem Sieg bei den US Open 2009 gegen Roger Federer den größten Coup seiner Karriere landen konnte. Die erste Operation an seinem linken Handgelenk unterzog sich del Potro im Mai 2010 und gab im September sein Comeback. Nach zwei Jahren ohne Probleme schlichen sich Kniebeschwerden beim mittlerweile 29-Jährigen ein. Ein Jahr später sollte sein Handgelenk ihn vorerst völlig aus dem Tennis-Circuit werfen. 2014 unterzog sich der Olympiadritte von 2012 der zweiten Operation; 2015 erfolgten im Mai und September zwei weitere Eingriffe. Erst bei den Olympischen Spielen 2016 feierte del Potro ein umjubeltes Comeback und arbeitet sich seitdem stetig weiter nach oben im Ranking. Mit der Titelverteidigung in Stockholm und einer starken zweiten Saisonhälfte schob sich der "Turm aus Tandil" auf Rang elf der Weltrangliste. Das Spiel des Argentiniers hat sich seit den Operationen jedoch verändert. Der Grand-Slam-Champion agiert auf der Rückhand viel mit dem Slice, um seine Schwachstelle zu entlasten. Im kommenden Jahr hat del Potro nur wenige Punkte zu Beginn des Jahres zu verteidigen und kann weiter an Boden im Ranking gutmachen. Eine erneute Top-10-Platzierung scheint wieder möglich.

Japaner im Kampf gegen den Körper

Auch Kei Nishikori zollte seinem Beruf bereits körperlichen Tribut. Seit 2008 fällt der quirlige Japaner immer wieder verletzt aus und musste in diesem Jahr seine Saison vorzeitig im September beenden. Mit diversen Bauchverletzungen wie Rippenentzündung, Bauchmuskelzerrungen und weitere Beschwerden verpasste der US-Open-Finalist von 2014 einige Monate und wichtige Turniere auf der Tour. Handgelenksprobleme, Hüftverletzungen und Rückenbeschwerden zwangen den 27-Jährigen zu einigen Aufgaben im Jahr 2015 und 2017. Mittlerweile fiel Nishikori aus den Top 20 und muss sich in der kommenden Saison wieder nach oben arbeiten.

Der Serbe Janko Tipsarevic geriet fast schon in Vergessenheit. Der 33-Jährige spielte sich im Jahr 2012 auf Rang acht der Weltrangliste und galt neben Novak Djokovic als neuer serbischer Star. 2014 musste "Tipsa" jedoch einen harten Rückschlag hinnehmen: Ein gutartiger Weichteiltumor am linken Fuß musste entfernt werden und setzte ihn mehrere Monate außer Gefecht. Komplikationen bei der Rehabilitation zwangen Tipsarevic zu einem erneuten Eingriff. Bis zum Sommer 2016 kämpfte der Serbe mit den Folgen der Erkrankung und musste aufgrund von Ermüdung und diversen anderen Beschwerden wie einer Oberschenkelverletzung einige Turniere absagen. Der ehemalige Finals-Teilnehmer mit der markanten Sportbrille versuchte sich durch Challenger-Teilnahmen wieder nach oben zu arbeiten. Der nächste Tiefpunkt in Tipsarevic' Karriere erfolgte nach dem Turnier in Hamburg am Rothenbaum in diesem Jahr. Der Serbe musste sich einer Operation an beiden Oberschenkeln unterziehen und seine Rückkehr auf die Tour erneut unterbrechen.

Baghdatis aus dem Rampenlicht

Kaum zu glauben ist, dass der Zyprer Marcos Baghdatis erst 32 Jahre alt ist - vor allem bei dieser Krankenakte. Der aufstrebende Star um das Jahr 2006 sah sich einer rosigen Sportlerkarriere gegenüber, ehe er durch unzählige Verletzungen gebeutelt wurde. Ein Ermüdungsbruch im Handgelenk 2008 läutete die Leidenszeit des extrovertierten Mannes aus Limassol ein. Nach seinem Comeback im Jahr 2009 feierte Baghdatis noch einige Erfolge auf der Tour. Ab 2013 sollte sich Baghdatis jedoch von einer Verletzung zur anderen schleppen: Immer wiederkehrende Rückenprobleme, Fußgelenksverletzungen und zuletzt eine Verletzung am Schlagarm ließen den einstigen Top-Star auf Rang 101 der Weltrangliste zurückfallen.

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