Thiem: Sandspezialist und Herbstdepression

Von Maximilian Kisanyik
Dominic Thiem spielte eine fantastische Sandplatzsaison
© getty

Der Österreicher Dominic Thiem erlebte im Jahr 2017 einige Höhen, aber auch Tiefen. Mit einer sensationellen Sandplatzsaison sicherte er sich sein persönliches Karrierehoch in der Weltrangliste. Wir werfen einen Blick auf das Jahr des 24-Jährigen zurück.

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Dominic Thiems Tennisjahr hätte nicht unterschiedlicher enden können, als es begonnen hat. Der 24-Jährige wird am kommenden Montag sein neues Karrierehoch erreichen und auf Platz vier der Weltrangliste stehen. Nur Kumpel Alexander Zverev, Roger Federer und Rafael Nadal stehen noch vor ihm. Dennoch kriselt es beim Lichtenwörther, der in den vergangen fünf Turnieren drei Erstrundenniederlagen hinnehmen musste und zweimal in der zweiten Runde gescheitert war. Die spätherbstliche Asienreise ging völlig in die Hose. Doch woher kommt diese Weltranglistenposition? Ganz einfach: Thiem spielte eine überragende Sandplatzsaison und war neben "Sandplatzkönig" Nadal der zweitbeste Spieler auf der Roten Asche.

Nach einem verhaltenen Auftakt ins Jahr 2017 spielte sich der Österreicher ins Achtelfinale der Australian Open, wo er an David Goffin scheiterte. Bereits im Februar sollte der erste und einzige Titel der Saison folgen: In Rio de Janeiro räumte er auf dem Weg ins Finale unter anderem Diego Schwartzman, Albert Ramos-Vinolas aus dem Weg und triumphierte im Finale am Zuckerhut über Pablo Carreno-Busta. Die Masters im "Sunshine Double" verliefen eher wenig zufriedenstellend und so setzte es nach einer Viertelfinalniederlage in Indian Wells eine Zweitrundenpleite in Miami.

Die Sandplatzsaison läutete Thiems bislang beste Karrierephase ein und der 24-Jährige mutierte zum Halbfinal-Dauergast. Mit dem Finale in Barcelona und beim Masters in Madrid spielte Thiem bestechendes Tennis mit einer gewaltigen Power und enormen Spielwitz. In den beiden Endspielen musste er sich jedoch Rafael Nadal geschlagen geben und legte mit einem Halbfinale beim Masters in Rom nach. Im "Foro Italico" scheiterte er an Novak Djokovic. Für den großen Auftritt in Paris zeigte sich der "Dominator" mehr als bereit und bestätigte seine Form.

Plötzlich Mitfavorit

Klangheimlich mauserte er sich sogar als Titelfavorit neben Nadal in Roland Garros. Ohne Satzverlust rauschte Thiem ins Halbfinale. In der Runde zuvor demontierte er den "Djoker" und verpasste dem Serben sogar einen Bagel in Satz drei. Im Habfinale sollte es zum erneuten Duell mit "Rafa" kommen, indem Thiem nicht an seine Leistung aus den Partien zuvor heranreichte und präsentierte sich etwas müde und erschöpft. Mit 3:6, 4:6 und 0:6 schickte Nadal seinen österreichischen Kontrahenten nach Hause.

Die Rasensaison verlief für Thiem ohne großen Erfolg. Das Achtelfinal-Aus in Wimbledon gegen Tomas Berdych war das beste Resultat des 24-Jährigen. Dass Thiem auf solch einem schnellen Untergrund nicht zurechtkommt, liegt zu großen Teilen an seiner Spielweise. Mit einem großen Schwung und einer Position eher weit hinter der Grundlinie gerät Thiem immer wieder ins Hintertreffen gegen schnelle Gegner. Auch sein enormer Topspin kommt ihm auf Rasen nicht zugute.

Den Tiefpunkt der Saison folgte nach dem Ausscheiden im Achtelfinale der US Open gegen Juan Martín del Potro.

Ein kleines Erfolgserlebnis feierte Thiem bei der ersten Auflage des Laver Cups in Prag, als er an der Seite von Federer und Co. den Titel für Team Europa gegen Team Welt feierte.

Die verkorkste Asien-Tour wurde von der Zweitrundenniederlage bei seinem Heimturnier in Wien getoppt. Auch beim neuerlichen Auftritt beim Masters in Paris-Bércy bekleckerte sich Thiem nicht mit Ruhm. Nach einem knappen Dreisatz-Sieg über Peter Gojowczyk wirkte Thiem gegen Fernando Verdasco völlig desillusioniert und lieferte eine diffuse Show ab.

Mit seiner zweiten Qualifikation für die ATP World Tour Finals hintereinander bekommt Thiem die Chance seiner Saison einen würdigen und erfolgreichen Abschluss zu geben. Seine Leistung in London muss sich jedoch um einiges steigern, damit er nicht gegen die Top-Stars unter die Räder kommt. Zumindest waren ihm ein paar Tage der Ruhe vor der Reise in die O2-Arena vergönnt.

Positiv ist auch, dass der Österreicher im kommenden Jahr nicht allzu viele Punkte zu verteidigen hat. Bis auf die Sandplatzsaison hat Thiem die Chance seine Weltranglistenposition mit besseren Ergebnissen zu halten. Auf der Roten Asche heißt es jedoch: Zu alter Stärke zurückkehren und Punkte verteidigen.

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