Haller Rasenspiele, Tag 4

Roger Federer und sein Lifetime Contract bei den Gerry Weber Open in Halle/Westfalen
© Jürgen Hasenkopf

Dies und Jenes von Tag 4 bei den Gerry Weber Open in Halle/Westfalen.

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Von Christian Albrecht Barschel aus Halle/Westfalen

Lifetime Contract: Zu Turnierbeginn 2010 überraschte Turnierdirektor Ralf Weber mit der Bekanntgabe, dass Roger Federer einen Lifetime Contract unterschrieben hat. Darin verpflichtet sich der Schweizer, bis Karriereende vor Wimbledon immer das Rasenturnier in Halle/Westfalen zu spielen. Solch eine Vereinbarung ist bis heute einmalig im Welttennis. Gibt es bald auch einen Lifetime Contract für Alexander Zverev? "Dazu müsste Roger erst mal den Schläger beiseite legen", sagte Zverev, als er auf das angesprochen wurde. Aber vorstellen kann sich der 20-Jährige einen lebenslangen Vertrag absolut. Denn: "Halle liegt perfekt im Kalender." Auch Ralf Weber kann sich einen lebenslangen Vertrag mit Zverev vorstellen, aber noch nicht sofort. "Damit sollte man spärlich umgehen." Eine vertragliche Lösung mit Zverev für die kommenden Turnierjahre steht aber kurz bevor. "Er ist ein Glücksfall für das Turnier und das deutsche Tennis. Er hat das Charisma und die Emotionalität, um die Fans mitzureißen."

Wimbledon-Setzung: Roger Federer hat es geschafft, der speziellen Setzungsformel in Wimbledon und dem frühen Aus von Stan Wawrinka in Queen's sei Dank. Federer wird in Wimbledon durch den heutigen Sieg gegen Mischa Zverev zu den Top Vier der Setzliste gehören, auch wenn er zu Turnierbeginn nur die Nummer fünf der Welt ist. Denn Wimbledon rechnet bei seiner Setzliste der Herren die Vielzahl der Rasenpunkte der vergangenen zwei Jahre mit ein. Und so überholt Federer nun seinen Landsmann Wawrinka. Novak Djokovic rückt übrigens dank des Wimbledonsieges 2015 in der Setzliste auf Platz zwei vor. Dies bedeutet nun auch, dass ein Aufeinandertreffen in Wimbledon zwischen Federer und Rafael Nadal erst im Finale möglich ist. Bei einer Niederlage von Federer gegen Zverev hätte dies bei ungünstiger Auslosung bereits im Viertelfinale eintreffen können. Gewinnt Federer in Halle/Westfalen den Titel, schnappt er sich sogar Platz drei in der Setzliste, was jedoch keine große Auswirkung hat.

Federers deutsche Serie: Die Gerry Weber Open in Halle/Westfalen bedeuten fast schon zwangsläufig, dass Roger Federer im Turnierverlauf auf einen Deutschen tritt. Das Duell gegen Mischa Zverev war Federers 26. Match bei einem Rasenturnier in Deutschland gegen einen deutschen Spieler. Seine Bilanz: 22:4. Und Duell Nummer 27 steht schon bevor. Im Viertelfinale wartet Titelverteidiger Florian Mayer. Es ist bereits das fünfte Rasenduell zwischen Federer und Mayer. Der Schweizer gewann die bisherigen vier Matches ohne Satzverlust, die drei letzten Sätze wurden jedoch erst im Tiebreak entschieden.

Nishikori und sein Körper: Ist der Körper von Kei Nishikori für eine lange Profikarriere überhaupt geschaffen? Diese Frage muss man sich stellen. Denn der Japaner, der zum fünften Mal in Folge in Halle/Westfalen am Start war, gab zum dritten Mal nacheinander auf. 2015 im Halbfinale gegen Andreas Seppi, im Vorjahr trat er zum Viertelfinale gegen Florian Mayer gar nicht erst an. Und heute gab Nishikori im Viertelfinale gegen Karen Khachanov beim Stand von 2:3 wegen einer Verletzung an der linken Hüfte auf. Nishikori spielt auf dem Platz nicht nur gegen seinen Gegner, sondern meist auch gegen seinen eigenen Körper. Sehr häufig muss sich der 27-Jährige in seinen Matches behandeln lassen, gibt auf oder tritt gar nicht erst an, vor allem auf Rasen. Seine letzten fünf Niederlagen auf Rasen endeten mit einer Aufgabe oder einem Nichtantreten. Beim Wimbledonturnier 2015 zog er vor seiner zweiten Runde gegen Santiago Giraldo zurück, 2016 im Achtelfinale gegen Marin Cilic gab er auf. Nishikoris Bilanz mit Aufgaben oder Nichtantreten steht nun bei stattlichen 24.

Rublev nutzt Wildcard: Willkommen in den Top 100, Andrey Rublev! Die letzte Wildcard in Halle/Westfalen ging an den 19-jährigen Russen und nicht an einen deutschen Spieler. Aus sportlicher Sicht hat Rublev die Wildcard völlig gerechtfertigt. Mit den Siegen gegen Albert Ramos-Vinolas und Landsmann Mikhail Youzhny hat er nun erstmals die Top 100 geknackt. So langsam kommt der sehr gute Freund von Alexander Zverev in Fahrt. Beide Juniorenkarrieren verliefen ähnlich. Rublev, genau sechs Monate jünger als Zverev, war ebenfalls die Nummer eins, gewann ein Grand-Slam-Turnier (French Open 2014) und spielte stets mit Zverev im Doppel (größter Erfolg: Finale Orange Bowl 2013). Rublevs Profikarriere kam trotz vielversprechender Resultate gleich zu Beginn, vor allem im Davis Cup, im Vergleich zu Kumpel Zverev nicht so richtig in Fahrt. Nun hat der Russe wieder eine Duftmarke bei den Profis gesetzt. Im Head-to-head zwischen Zverev und Rublev führt übrigens der Deutsche mit 2:1 bei den Junioren und 1:0 bei den Profis (6:1, 6:3 in Monte Carlo im Jahr 2016).

Doppelfluch Ramos Vinolas: Albert Ramos Vinolas ist alles andere als ein begnadeter Doppelspieler. Beim diesjährigen Turnier in Barcelona verlor er das 21. (!) Doppelmatch in Folge. In Madrid war endlich Schluss mit dem Negativlauf des Spaniers. In Halle/Westfalen beendete Ramos Vinolas an der Seite des Franzosen Fabrice Martin nun eine weitere lange schwarze Serie. Denn der Linkshänder gewann erstmals seit knapp vier Jahren zwei Doppelmatches in Folge.

Zuschauerrekord: In den letzten drei Jahren wurde ein Zuschauerrekord bei den Gerry Weber Open nur um wenige hundert Besucher verpasst. Die Bestmarke datiert immer noch aus dem Jahr 1995, als Jimmy Connors im Alter von 42 Jahren in Halle/Westfalen spielte. Insgesamt 112.000 Zuschauer kamen zum Turnier. Nun gibt es endlich einen neuen Zuschauerrekord. Turnierdirektor Ralf Weber verkündete, dass in diesem Jahr dank des starken Vorverkaufs und der ersten fünf Tage vermutlich 115.000 Zuschauer die Gerry Weber Open 2017 besuchen.

Dauerbrenner: Seit 2011 hören die Zuschauer bei den Gerry Weber Open seine Stimme, sei es auf der Anlage, bei der Vorstellung der Spieler oder bei den Siegerinterviews. Björn Sassenroth ist mittlerweile der Rekordhalter bei den Stadionsprechern in Halle/Westfalen. Und auch bei den German Open in Hamburg führte Sassenroth bereits durchs Programm, im Jahr 2013.

Spielplan Freitag (Centre Court): 12 Uhr: Karen Khachanov - Andrey Rublev, anschließend: Richard Gasquet - Robin Haase, anschließend: Roger Federer - Florian Mayer, nicht vor 17:30 Uhr: Alexander Zverev - Roberto Bautista Agut

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