Viel Licht bei Kanadas Herren

Milos Raonic steht weit vor den übrigen kanadischen Herren - noch
© Jürgen Hasenkopf

Milos Raonic geht nach wie vor voran innerhalb der kanadischen Herren - in ein paar Jahren könnten indes auch Spieler wie Denis Shapovalov und Félix Auger-Aliassime ganz an die Weltspitze kommen.

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Von den vielen guten aktuellen Nachrichten für die kanadischen Tennis-Herren ist diese vielleicht die beste: Milos Raonic steht im Tableau für das ATP-World-Tour-500-Turnier im Londoner Queen´s Club, keine Selbstverständlichkeit bei der Verletzungsgeschichte der Nummer sechs der Welt. Zum Finale von Delray Beach konnte Raonic nicht antreten, ebenso wenig zum ersten großen 1000er-Test des Jahres in Indian Wells. Mithin allerdings ist das erste halbe Tennisjahr für den 26-Jährigen ohnehin nur die Ouvertüre für das, was wirklich zählt: Die Matches auf Rasen.

Raonic hat 2016 sein erstes Grand-Slam-Endspiel erreicht, natürlich in Wimbledon. Im Halbfinale war der Kanadier so frei, Roger Federer in eine sechsmonatige Pause zu schicken, im Endspiel reichte es gegen einen sehr fokussierten Andy Murray nicht zum Sieg. Raonic hat wieder einmal sein Team umgestellt, jetzt soll der ehemalige Doppel-Experte Mark Knowles Hand anlegen. Zum Auftakt wartet beim traditionellen Vorbereitungsturnier in London Thanasi Kokkinakis. Der junge Australier ist auf dem Weg zurück, seine Verletzungsgeschichte ist noch viel ausführlicher als jene von Milos Raonic.

Spielerischer Ansatz

Kokkinakis wurde von den Veranstaltern mit einer Wildcard bedacht, Denis Shapovalov ist den harten Weg über die Qualifikation gegangen. Erfolgreich. Der letztjährige Junioren-Champion in Wimbledon hat gleich zum Auftakt gegen Reilly Opelka aus den USA starke Nerven bewiesen, sich mit 8:6 im Tiebreak des dritten Satzes durchgesetzt. Shapovalov, der im vergangenen Herbst ein paar Wochen bei Günter Bresnik trainiert hatte, kann sich im Gegensatz zu seinem Landsmann Raonic oder eben auch Opelka nicht alleine auf seinen Aufschlag verlassen, der Linkshänder sucht - und findet immer öfter - spielerische Lösungen. Erstrunden-Gegner Kyle Edmund kommt da vielleicht gerade recht, der Engländer tendiert auch nicht dazu, seine Kontrahenten vom Platz zu schießen.

Es stimmt also einiges auf dem höchsten Level für die Kanadier, zumal auch Vasek Pospisil mit seinem Viertelfinal-Einzug, zumal als Qualifikant, in ´s-Hertogenbosch mal wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben hat.

Félix zieht durch

Eine Etage drunter sieht es in diesen Tagen natürlich noch rosiger aus: Félix Auger-Aliassime, wie Kumpel Shapovalov 2016 mit einem Grand-Slam-Junioren-Titel (bei den US Open) dekoriert, hat beim ATP-Challenger in Lyon seinen Premieren-Erfolg gefeiert - und was für einen: Mit 6:4 und 6:1 gegen Lokalmatador Mathias Bourgue, der im letzten Jahr bei den French Open noch Andy Murray nachhaltig gequält hat. Auger-Aliassime machte in der Weltrangliste einen Sprung von 105 Plätzen auf nunmehr Position 231 - und das als 16-Jähriger. Seit 2000 haben dies nur drei Herrschaften auf der ATP-Tour geschafft: Rafael Nadal, Juan Martin del Potro und Richard Gasquet.

Die Erwartungen an die Youngster dürfen indes nicht zu hoch geschraubt werden, mittelfristig liegt der meiste Druck noch bei Milos Raonic. Der findet schon im Queen´s Club eine ordentliche Standortbestimmung vor: Geht es nach der Setzliste stünden für den Kanadier ab dem Viertelfinale Grigor Dmitrov, Stan Wawrinka und Turnierfavorit Andy Murray auf dem Zettel.

Die aktuelle ATP-Weltrangliste

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