Mit dem Instinktspieler den Rhythmus finden

2016 in Wimbledon hatte Dominic Thiem das bessere Ende für sich
© getty

Am Montag nehmen die 25. Gerry Weber Open ihren Spielbetrieb auf. Dominic Thiem und Titelverteidiger Florian Mayer machen sich bereits vor Ort mit den Gegebenheiten vertraut.

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Eines der ersten Bilder, das von den Gerry Weber Open 2017, der 25. Auflage des bestbesetzten deutschen ATP-Turniers, in den sozialen Medien die Runde gemacht hat, zeigte zwei Herren, deren Karriere sich in unterschiedlichen Stadien befindet - und deren jüngere Geschichte auf Rasen dennoch eng miteinander verbunden ist. Florian Mayer und Dominic Thiem sind in Halle/Westfalen angekommen, haben am Freitag bereits miteinander trainiert. Turnierchef Ralpf Weber hatte auch den Weg auf die Trainingsplätze gefunden, zwei seiner prominenten Teilnehmer persönlich begrüßt. Mayer hat sich in Stuttgart versucht, dort in einem knappen Match gegen Jeremy Chardy verloren. Thiem kommt aus Wien, hat in den letzten Tagen an seiner Beinarbeit gefeilt.

Das deutsch-österreichische Verhältnis auf der ATP-Tour ist mit hervorragend nur unzureichend beschrieben, Dominic Thiem könnte man beinahe als Brückenbauer bezeichnen: Vom immer noch sehr jungen Alexander Zverev über den schon erfahreneren Jan-Lennard Struff bis hin zu den Veteranen Mayer und Philipp Kohlschreiber, die österreichische Nummer eins kann mit allen. Und das gut. Florian Mayer hat dem 23-jährigen Weltranglisten-Achten im vergangenen Jahr zweimal auf Rasen die Ehre gegeben, das Halbfinale in Halle gewonnen, zum Auftakt in Wimbledon verloren.

Spezielle Positionen

Eine Niederlage, die Mayer damals nicht über die Maßen geschmerzt hatte. Nach dem Triumph in Halle hatte der langjährige deutsche Davis-Cup-Spieler mit einer kleinen Verletzung zu kämpfen, konnte vor dem dritten Major des Jahres 2016 kaum trainieren. Das Endspiel bei den Gerry Weber Open, in dem Mayer Alexander Zverev in drei Sätzen bezwang, hatte beim Bayreuther auch an den mentalen Reserven gezehrt - die Niederlage gegen Thiem an der Church Road war aus seiner Sicht zu verschmerzen.

Florian Mayer ist ein Instinktspieler, gerade auf Rasen. Wenn der 31-Jährige in seinen "Flow" kommt, wählt er Spielpositionen, für die nur wenige das technische Rüstzeug mitbringen: irgendwo zwischen T- und Grundlinie, immer lauernd, ob er das Spiel mit einem langen Volley schneller machen kann. Dominic Thiem muss seine Instinkte auf Rasen erst entwickeln, in der abgelaufenen Kampagne hat das sehr ordentlich funktioniert, vor allem beim Turniersieg in Stuttgart, wo Thiem nach Roger Federer im Endspiel auch noch Philipp Kohlschreiber besiegt hatte.

Wiedersehen mit Freunden

Der Auftritt in der Vorschlussrunde in Paris wird für Thiem für eine längere Strecke der letzte auf Sand gewesen sein, Coach Günter Bresnik hält nichts davon, zwischen Wimbledon und dem Start der Hartplatzsaison in Washington noch einmal zurück auf das beste Geläuf seines Schützlings zu gehen. Ein Start in Hamburg fällt damit flach, Florian Mayer wird indes bei den German Open aufschlagen. In den kommenden Tagen geht es für ihn aber um die Titelverteidigung, für Dominic Thiem darum, im wohl einzigen Rasenturnier vor Wimbledon seinen Rhythmus zu finden. Dass in Halle so nebenbei Freundschaften gepflegt werden können, steht außer Frage: Zverev, Kohlschreiber und Struff sind entweder schon vor Ort oder werden in den nächsten Tagen erwartet.

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