"Benoit Paire hat sich bei mir entschuldigt"

Tommy Haas - Tennis-Großmeister in seiner letzten Schaffensphase
© Jürgen Hasenkopf

Tommy Haas wird ab kommendem Montag letztmals beim ATP-Turnier in München aufschlagen. Mit großer Freude - und in der Hoffnung auf einen ordentlichen Temperaturanstieg.

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Tommy Haas, das lässt sich nicht leugnen, brennt innerlich immer noch. Nicht nur, wenn er Matches bestreitet. Und also ist die langjährige deutsche Nummer eins am Dienstag bei spätwinterlichen Temperaturen lediglich im dünnen, schwarzen Hemd zum Münchner Flughafen gekommen. Die Rückkehr zu den BMW Open, die am kommenden Montag beginnen, hat für Haas immer auch eine familiäre Komponente - seine Eltern, seine Schwester, seine Neffen sieht der 39-jährige gebürtige Hamburger sonst eher selten.

In München hat Haas 2013 triumphiert, ein Jahr später im Halbfinale gegen Martin Klizan bei äußerst bescheidenen äußeren Umständen seiner Schulter wenig Gutes getan. Die Comeback-Bemühungen wiederholen sich, mit fortschreitendem Alter werden sie eher schwieriger, dass ihn Anfang des Jahres auch noch eine Lungenentzündung geplagt hat, war dann aber selbst für Tommy Haas eine neue Facette. Zuletzt in Monte Carlo hat er seinen zweiten Match-Sieg des Jahres gefeiert, Benoit Paire auf der anderen Seite des Netzes keine Kostprobe guten Benehmens abgegeben.

Crazy auf dem Court

"Ich weiß natürlich, dass Paire abseits des Platzes ein netter Junge ist, auf dem Court aber ziemlich crazy", erklärte Haas also nun in München. Aber das sei er selbst auch, weswegen er dem Franzosen dessen Tiraden nicht böse genommen hat. "Er hat sich bei mir nach dem Match auch noch einmal entschuldigt, was von ihm klasse war. Aber ganz generell: Wenn man da draußen auf dem Platz steht, dann gehen einfach viele Emotionen mit einem durch." Und viele Spieler würden anno 2017 wohl denken, dass sie gegen ihn, Tommy Haas, nun wirklich nicht mehr verlieren dürften.

Das anschließende Match gegen Tomas Berdych, das Tommy Haas in drei Sätzen verlor, habe ihm aber gezeigt, dass er seinem Anspruch, nicht einfach nur "Tschüss" sagen zu wollen, sondern wettkampftaugliches Tennis zu zeigen, gerecht werden kann. "Das Tennisspielen verlernt man ja nicht. Aber der Körper muss mitmachen, man muss richtig zum Ball stehen, und wenn es 4:4 im dritten Satz steht, dann kommen wieder Gedanken wie: Jetzt brauche ich den ersten Aufschlag. Warum komt der nicht? Gehe ich dem Ball nach?" Um diese Aufgaben zu meistern, brauche er Matchpraxis, und die ist in Tommy Haas' augenblicklicher Situation kaum mehr zu bekommen. Zu wichtig sei ihm die Zeit mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern.

Termin, Wünsche, Spaß

Die beruflichen Aufgaben für Tommy Haas werden in Zukunft aber ohnedies in erster Linie in Kalifornien begründet sein, als Turnier-Direktor von Indian Wells. Ein Job, den er in diesem Jahr erstmals erledigt hat, mit Bravour. "Das Schwierigste für mich war der Terminplan: Die ATP, die WTA, das Fernsehen, sei es nun ESPN oder das World Feed, dann kommen auch noch die Wünsche von Nadal oder Federer rein, die wollen lieber tagsüber oder nachts spielen - und man versucht, alle glücklich zu machen." Die sei manchmal nicht einfach. Und habe dennoch gut funktioniert und Spaß gemacht.

Einmal aber noch wird Tommy Haas beim MTTC Iphitos aufschlagen, danach auch in Stuttgart und Hamburg. Der kommende Montag, ein Feiertag zumal, ist für den Auftritt von Haas vorgesehen, im Regelfall jener Tag in der Turnierwoche, der abgesehen vom Finalwochenende am besten besucht ist. Er freue sich auf die Fans, sagt Haas schließlich auch noch. Und er hoffe, dass sie auch wegen ihm auf die Anlage kämen. Davon ist schwer auszugehen.

Tommy Haas im Steckbrief

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