Federer und Co.: Der Rücktritt kann warten

Für Roger Federer ist ein Rücktritt noch kein Thema
© getty

Roger Federer hatte die Chance, seiner Karriere ein perfektes Ende zu setzen. Er hat darauf verzichtet - und hat Recht. Genau wie Tommy Haas und Daniela Hantuchova.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Er hätte ganz einfach "den Sampras" machen können. Aufhören, wenn es am Schönsten ist, nach dem unfassbaren 18. Grand-Slam-Titel, der großen Comeback-Story, dem Aufholsieg gegen seinen alten Widersacher Rafael Nadal. Es wäre der so runde Abschluss der Karriere des Roger Federer gewesen, mit dem Hawk-Eye-Entscheidungsvideo, das sich ohnehin in die Köpfe seiner Fans eingebrannt hat. Was denn, bitte, soll nun noch kommen...

Aber Federer macht weiter. Er hat seinem Heimturnier in Basel die Zusage für die nächsten drei Auflagen gegeben, bis 2019 (was natürlich nicht in Stein gemeißelt ist, ein vorzeitiges Karriereende hat sich der Fuchs Federer bestimmt als Option vorbehalten). Kurze Zeit habe er auch an ein Ende gedacht, an diesen perfekten Abschluss, verriet Federer dieser Tage der New York Times. "Das Ziel, als ich meine sechsmonatige Auszeit genommen habe, war auf die nächsten paar Jahre ausgelegt, nicht nur für ein Turnier. Ich verstehe, dass die Leute sagen: Oh, das wäre ein perfekter Moment, um abzutreten. Aber ich habe so viel Arbeit investiert und liebe das so sehr. Ich habe noch so viel im Tank."

Schluss, wenn es am schönsten ist. Und dann?

Das perfekte Karriereende - sowieso eine Krux. Aufhören wenn es am schönsten ist? Eine Mär für die Fans. "Was nutzt es denn, wenn man im Café sitzt und sagen kann: Hey, ich bin übrigens der, der aufgehört hat, als es am schönsten war?", fragte einst TV-Talker Harald Schmidt. Recht hat er. Zumal ein Roger Federer sowieso machen kann, was er will. Schon vor dem letzten Sieg, danach nun sowieso. Was noch kommt? Reine Zugabe, die seine Marke und Legende des scheinbar alterslosen Spielers weiter stärken wird. Zumal in der Melbourne-Form auch weiterhin noch einiges drin ist - in Wimbledon, bei den US Open. Speziell jetzt, wo um den Dominator der letzten Jahre, Novak Djokovic, ein großes Fragezeichen kreist.

Federer ist übrigens nicht alleine. Der ewige Tommy Haas gab diese Woche in Delray Beach eine Kostprobe, dass er noch mitspielen kann, wenn der Körper hält - der ihm bei Satzführung zum Ende des zweiten Durchgangs dann doch wieder einen Strich durch die Rechnung machte, als Haas sich im Hüftbereich verletzte. Haas, mit knapp 39 Jahren sicher in den Endzügen seiner Karriere, sucht aktuell den für ihn besten Karriereabschluss: mit einem finalen Tusch ohne Verletzung, vielleicht noch nach dem ein oder anderen überraschenden Sieg.

"Ich genieße es mehr", sagt Daniela Hantuchova

Auch Daniela Hantuchova, ehemalige Nummer 5 der Welt und aktuelle Nummer 245, macht weiter und weiter. Sie spielte in dieser Woche ein 25.000-US-Dollar-Future in Santa Fe, wo sie in Runde zwei der 17-jährigen Kayla Day unterlag. "Ich genieße es mehr als früher", sagte die Slowakin vor einem Jahr, als sie in der Qualifikation für Roland Garros antrat. "Die Jahre zuvor habe ich immer so viel von mir selbst gefordert, habe geschaut, dass alles perfekt ist, jedes Training. Letztlich habe ich vergessen, die Stadt zu genießen, dass es mir möglich war, überhaupt hier zu sein." Auch der Absturz im Ranking - kein zwingendes Übel für eine, die ohnehin ausgesorgt hat und nun das genießen kann, was sie am besten kann: Tennis spielen. Ohne den großen Druck von früher.

Wobei Hantuchova mit 33 Jahren noch einige Zeit vor sich hat, falls sie Federer nachahmen will. Sollte der "Maestro" tatsächlich bis 2019 weitermachen, wäre er 38 Jahre alt. Und das, nachdem die ersten Fragen nach einem Rücktritt bereits 2009/2010 die Runde machten, rückblickend in der Halbzeit seiner Karriere. Irgendwie auch verrückt.

Artikel und Videos zum Thema